Angekommen!
Petrenko´s "erster Beethoven" mit den Berliner Philharmonikern
|
Kirill Petrenko | Foto (C) Monika Rittershaus; Bildquelle: berliner-philharmoniker.de
|
Bewertung:
Darauf hatten bisher alle gewartet:
Kirill Petrenko dirigiert Beethoven bei den Berliner Philharmonikern, die er ab Spielzeit 2019/20 "übernimmt".
Die Siebte hat er ausgewählt. Sie ist die letzte in der Dreierreihe Beethoven'scher Sinfonien, wo es "inhaltlich" auch um die Beethoven'sche Auseinandersetzung mit Napoleon (Feldzug gegen Russland) geht - demnach also auch irgendwie schlachtengemäldereif; die Dritte fällt durch ihren langgewalzten Trauermarsch, die Fünfte durch ihr pochend-einleitendes Schicksalsmotiv, ja und die Siebte (generell) durch ihre zügellosen Ausgeufert- und auch Angeheitertheiten auf - und immer, wenn ich sie dann höre, empfinde ich mich als dem Alkohol total verfall'ne Mutter Courage, die, über's Schlachtfeld mit den vielen Toten torkelnd, über diese (generelle) Männerscheiße à la Schlachten, schlachten, schlachten nur noch lauthals lachen kann, weil "es" wohl anders nicht mehr möglich ist, sich mit dem Allen irgendwie vernünftig-nachbereitend zu befassen: Krieg & Männer war und ist ja meistens eins! Nun gut.
Also:
Petrenko teilt die Siebte in zwei Blöcke: Die ersten beiden und die letzten beiden Sätze schließt er jeweils nahtlos aneinander an - im zweiten Block (der ohnehin ein Tempo aufweist, das an akrobatische Versuchungen gemahnt) nimmt er genau-penibel, dass ihm bloß dann keine Note durch die Lappen geht, ferrarihafte Fahrt auf; "so was" kannst du freilich nur mit MusikerInnen veranstalten, die (in der Tat) bei diesem "Affenzahn" auch jede wahre Note wahrhaftig vom Blatt abspielen, wo sie, von der Partitur her, wahrlich hingehört, will sagen: Perfektion ist hier gefragt. / Es hört sich toll an!
Derartige musikantische Hyperaktivitäten hatte ich bisher nur bei gelegentlichen Darreichungen aus dem innerfamiliären Abgeschiedenheits- oder Geheimkreis der sog. historischen Aufführungspraxis wahrgenommen; Christoph Spering oder Teodor Currentzis gelten beispielsweise als so ausgeflippte Diabolen.
Petrenko´s Siebte: eine Explosion!!
Schließt man die Angelegenheit jetzt hoch, könnte das für die weiterführende Historie der Berliner Philharmoniker bedeuten, dass sie sich vom allgemeinen Rinderbraten- und Rouladenklang in puncto Beethoven [Abbado´s mediterrane Sichtungen sind hier natürlich nicht gemeint] total verabschieden und sodurch eine - endlich, endlich, endlich - NEUE Beethoven'sche Tradition ausrufen.
Und wir freuen uns hierauf! und wie!!
*
Ach so, es gab auch 2 mal Strauss gleich zu Beginn des hochspektakulären Abends: Don Juan / Tod und Verklärung... Petrenko´s Rosenkavalier (aus seiner KOB-Zeit) schien mir da, im Rückblick, noch viel näher und sympathischer.
|
Andre Sokolowski - 25. August 2018 ID 10869
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 24.08.2018)
Konzert zur Saisoneröffnung
Richard Strauss: Don Juan op. 20
- Tod und Verklärung op. 24
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Kirill Petrenko
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de
http://www.andre-sokolowski.de
Konzertkritiken
Opernpremieren
Rosinenpicken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
RUHRTRIENNALE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|