Barenboims dritter
Tristan unter´n
Linden
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Andreas Schager und Anja Kampe als Tristan und Isolde an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus
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Bewertung:
Tristan und Isolde mit der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim live zu erleben war und bleibt ein hörerisches Privileg. Drei Produktionen - inklusive der am letzten Sonntag in der Staatsoper Unter den Linden Premiere gehabt habenden - waren/sind mit dem besagten Traumgespann rein musikalisch abgefeiert worden, und was also ihren Klang betrifft: man muss einfach dabei gewesen sein, um sich als Zeuge dieser immer wieder singulären Hohefeste für die Ohren zu begreifen. Auch beim aktuellen Tristan ist das, ohne jeden Zweifel, so!
Jedoch: Rein szenisch fällt "es" hochbedauerlicher Weise immer mehr und immer weiter ab:
Die nachtblau-symbolöse Harry Kupfer-Inszenierung aus dem Jahr 2000 galt bei Weitem nicht als ein Geniestreich des Regie-Altmeisters, trotzdem hielt sie sich dank ihrer unverbindlich-konventionellen Sicht am allerlängsten (bis 2017!) abrufbar im Repertoire. Sechs Jahre später sollten die zwei Schweizer Architekten Herzog & de Meuron (die die Elbphilharmonie ersannen!!) mit 'ner nie zuvor für möglich gehalt'nen Tristan-Optik für Furore sorgen; allerdings war ihre Bühnenbild-Maschinerie ab einem ganz bestimmten Punkt nicht mehr beherrschbar, und die Aufblasluft trat plötzlich aus...
Und heute nun: Dmitri Tcherniakov (der vor Jahren mit spektakulär von ihm gebauten und personengeführten Russenopern in der Lindenoper richtig auf sich aufmerksam zu machen wusste) imitiert belanglosestes Breitwandkino, wo seine Protagonisten und Statisten zwanghaft als wie überoft mit Trinkgläsern zu sehen sind. Er hat so eine dreiaktige "Außen"-Handlung als mehr nervtötendes Partygeflüster installiert, ja und das Alles wirkt so derart aufgesetzt, dass schon allein aus diesem Grunde keine willentliche Chance zu verinnerlichenden Erklärungen besteht.
Beim Tristan - wo es auch, was Wagner höchstpersönlich anbelangt, um (s)eine sexuale Abarbeitung von Mathilde Wesendonck, also der Dame zwischen Minna Planer sowie Cosima von Bülow, interaktional gegangen war - vermag der "Kenner" schon so ein gewisses Maß erotischer Verlautbarung zu implizieren; jene kommt natürlich und ganz selbstverständlich durch das Traumpaar Staatskapelle/Barenboim klanglich zum Tragen. Beim Tcherniakov allerdings gibt's sowas nicht; Isolde (Anja Kampe) wirkt wie Tristans Putzfrau, beispielsweise. Auch mit all diesen mehr oder weniger versteckten Queer-Beziehungen von König Marke (Stephen Milling), Kurwenal (Boaz Daniel), Melot (Stephan Rügamer) und Brangäne (Ekaterina Gubanova) zu T. & I. kann oder will er überhaupt nichts anfangen...
Das einzige Geniestreichmäßige der insgesamt dann sterbenslangweiligen Aufführung: Kurz nachdem T. & I. den Liebestrank vereinleiben, verfallen sie in einen Lachkrampf - und das will uns sagen, dass sie ihre physiologische Verwandlung vollbewusstseinslustig aus- und nachzuleben sich imstande sehen oder so... Doch dieser hochgeniale Kurzeinfall hat in den beiden Folgeakten keine konzeptionellen Konsequenzen mehr; wie schade aber auch.
Andreas Schager und sein phänomenal gesungener Tristan: zum Abknien!!
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Andreas Schager und Anja Kampe als Tristan und Isolde an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus
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Andre Sokolowski - 15. Februar 2018 ID 10518
TRISTAN UND ISOLDE (Staatsoper Unter den Linden, 15.02.2018)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung und Bühnenbild: Dmitri Tcherniakov
Kostüme: Elena Zaytseva
Licht: Gleb Filshtinsky
Video: Tieni Burkhalter
Einstudierung Chor: Raymond Hughes
Dramaturgie: Tatiana Vereshchagina und Detlef Giese
Besetzung:
Tristan ... Andreas Schager
König Marke ... Stephen Milling
Isolde ... Anja Kampe
Kurwenal ... Boaz Daniel
Melot ... Stephan Rügamer
Brangäne ... Ekaterina Gubanova
Ein Steuermann ... Adam Kutny
Stimme eines jungen Seemanns / Hirte ... Linard Vrielink
Mutter ... Kristin Becker
Vater ... Mike Hoffmann
Florian Hanspach-Torkildsen (Englischhorn)
Herren des Staatsopernchors
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 11. Februar 2018.
Weitere Termine: 18., 25.02. / 03., 11., 18.03.2018
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
http://www.andre-sokolowski.de
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