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In memoriam

Claus Peymann (1937-2025) starb gestern in Berlin



Claus Peymann auf der Konferenz "Theater und Netz" am 8. und 9. Mai 2013 in Berlin | Foto (C) Stephan Röhl; Bildquelle: Wikipedia



Als einer der letzten unserer Autoren, der mit Warten auf Godot eine aktuelle Inszenierung von Claus Peymann (1937-2025) sah, bemerkte Thomas Rothschild letztes Jahr in seiner Rezension das Folgende:


"Und sage keiner, dass man mit 86 Jahren dement sein müsse. Es gibt unzählige 25-Jährige, die, verglichen mit dem Altmeister, wie Greise wirken. Und die vor lauter Selbstüberschätzung außerstande sind, sich auf ein Stück einzulassen, das inszenieren zu wollen sie vorgeben. Sie halten sich für Autoren und beherrschen noch nicht einmal das Handwerk der Regie. Sie gleichen einem Installateur, der eine Wasserleitung abdichten soll und stattdessen ein ganzes Haus baut, das alsbald zusammenbricht."


Gestern verstarb Peymann in Berlin-Köpenick, er lebte 88 Jahre lang.

Sofort ploppten bei den meisten deutschsprachigen Online-Plattformen von überregionalen Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und TV-Sendern mehr oder weniger ausführliche Nachrufe zum Tod des bis dahin wohl berühmtesten "Theaterpapstes", den die Welt jemals bewundern und/ oder erdulden musste, auf. Und öffnete man gleichsam die zwei Homepages vom Burgtheater Wien oder vom Berliner Ensemble - an diesen beiden Häusern war er die längste Zeit seines künstlerischen Lebens Intendant; in Wien von 1986-1999, in Berlin von 1999 bis 2017 - fand sich dort (jedenfalls bis gestern kurz nach 22 Uhr) keine Notiz zu seinem Ableben; Spielzeitpause halt und höchstwahrscheinlich keiner da, der dort was Aktuelles "einpflegt" à la Lass-die-Toten-Tote-sein, na ja, egal; wird sicherlich noch irgendwas in dieser Richtung kommen...

Ja und prompt geschah es (ich ging gg. 22.45 Uhr nochmal kurz ins Internet):



"Mit großer Betroffenheit haben wir vom Tod Claus Peymanns erfahren. Mit ihm verliert das deutsche Theater eine herausragende Persönlichkeit, deren Leben durch unermüdliches Engagement für die Kunst, für das Theater und durch richtungsweisende Inszenierungen geprägt war – zuletzt 18 Jahre als Intendant am Berliner Ensemble.

Geboren 1937 in Bremen, begann Peymann seine Laufbahn als Regisseur und wurde schnell für seine mutigen und oft kontroversen Inszenierungen bekannt. Seine Arbeit führte ihn an zahlreiche renommierte Bühnen, darunter als Intendant an das Wiener Burgtheater, das Schauspiel Stuttgart und das Schauspielhaus Bochum. Mit seinem Engagement für bestimmte Autoren – insbesondere Thomas Bernhard – und seinem Stil prägte er das Regietheater und also die deutsche Theaterlandschaft seit den 1960er-Jahren maßgeblich mit.

Claus Peymann führte als Intendant das Berliner Ensemble nach schwierigen Jahren zu neuen Erfolgen, die enge Zusammenarbeit mit Robert Wilson sowie Inszenierungen wie sein
Richard II. werden in Erinnerung bleiben. Er blieb dabei als Persönlichkeit immer herausfordernd, unbequem und scheute nicht die Provokation.

Wir, das Berliner Ensemble, trauern um einen außergewöhnlichen Künstler und bedeutenden Theatermann, dessen Einfluss auf das deutsche Theater unvergessen bleibt.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden sowie allen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen.

Oliver Reese im Namen aller Mitarbeitenden des Berliner Ensembles
16. Juli 2025"


(Quelle: berlner-ensemble.de)

*

Peymann war und blieb Theater-Mensch der alten Schule - erst nach zig Jahren ließ er fürs BE eine Website bauen; das musste ungefähr zur gleichen Zeit gewesen sein, wo sich z.B. auch die Bayreuther Festspiele zu so'nem bahnbrechenden Entschluss herabließen; um mit den rasenden Voran- wie Rückentwicklungen unserer Welt einigermaßen Schritt zu halten, schien ihnen das überfällig zu sein, obgleich sie es wahrscheinlich hassten wie die Pest.

Ich selbst erinnere mich an seine Inszenierungen von Handkes Spuren der Verirrten (2007), Ravenhills Freedom and Democracy (2010), Bernhards Einfach kompliziert (2011), Kafkas Prozess
(2014) oder Kleists Prinz Friedrich von Homburg (2017) - alle am BE gesehen und besprochen.

2003 bot ich ihm mein Stück Die Vorhaut des Königs zur Uraufführung an, er schickte es mir zwar bedauernd zurück, fügte ihm aber handschriftlich bei, dass er es "gern gelesen" hätte; immerhin, er hatte Stil.

Ich denke wehmütig an ihn zurück.

Andre Sokolowski - 17. Juli 2025
ID 15369
https://de.wikipedia.org/wiki/Claus_Peymann


https://www.andre-sokolowski.de

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