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nachDRUCK # 6

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Uraufführung

Gruppen-

therapeutisches

Geplapper


REDEN ÜBER SEX
von Maja Zade


Jenny König, Lukas Turtur und Genija Rykova in reden über sex von Maja Zade - in der Schaubühne am Lehniner Platz | Foto (C) Gianmarco Bresadola

Bewertung:    



Gut und günstig, dass es an Theatern auch mitunter so genannte Hausautoren gibt. In der Berliner Schaubühne sind das derzeit v.a. Marius von Mayenburg und Maja Zade, die dann außerdem als Regisseur und Dramaturgin dort agieren oder gar (was Zade als Festangestellte angeht) regelmäßiges Salär beziehen - so was nennt man Glück oder ein geldlich sorgenfreies Leben haben, und wir gönnen ihnen alles das von ganzem Herzen!! Ob die Personalunionen freilich ein voraussetzendes Qualitätsmerkmal für ihre jeweiligen Texte darstellten, würden die zwei Betroffenen, so wie sich denken ließe, nie von sich behauptet haben - doch um nachsorgende "Qualitätskontrollen" müssten sie sich auch nicht mühen, denn für so was gibt es schließlich uns.

Nach Zades ödipus (September '21), abgrund (April '19), status quo (Januar '19) oder dem von ihr ins Deutsche übertragenen Lars Norén-Stück 3.31.93 (November '15) wäre reden über sex (gestern uraufgeführt) ihr fünfter Text, um den wir uns an dieser Stelle etwas näher kümmern:


"Bernd pflegt seine Mutter, die seit einem Schlaganfall als Pflegefall in Spandau im Bett liegt, und hat deswegen kaum noch Zeit für Sex. Fedora ist experimentierfreudig, offen für sexuelle Abenteuer mit Männern und Frauen, und findet den Strahl ihres Urins an den Schamlippen total angenehm. Marie ist Lehrerin, unglücklich in der Liebe und hat einen praktischen Vorschlag dafür, was man tun kann, wenn die Batterien des Vibrators in der Weihnachtszeit leer sind. Britta hat mit Ende zwanzig zum ersten Mal Sex gehabt: mit Hans-Joachim, einem Kollegen aus der Steuerberatungsgesellschaft, und ist überzeugt davon, dass jede Geburt die Vagina altern lässt. Pascal ist mit Guido verheiratet, streng katholisch und glaubt nicht an Sex vor der Ehe. Kevin hat Probleme mit seinem Blutzuckerspiegel und muss regelmäßig essen. Er trifft sich zum ersten Mal mit den anderen, ist sehr schüchtern und kommt aus dem Wedding. Ein Abend in Berlin..." (Quelle: schaubuehne-berlin.de)

*

Gnädigerweise ließe sich das quälend anzuhörende Zweistunden-Geplapper als "Komödie" oder "Lustspiel" abhaken, falls man seiner Autorin dann nicht allzu nahe treten wollte. Eine "richtige Handlung" freilich gibt es nicht (müsste ja auch nicht sein), nur einen die sechs Auftretenden einigermaßen zusammenhaltenden Rahmen, eine Grundsituation:

Sechs Leut'chen also treffen sich allmonatlich, um - gruppentherapeutisch - ihre Sexualerfahrungen und sexuellen Wunschvorstellungen untereinander auszutauschen. Das von ihnen einheitlich bestimmte Yogamatten-Ambiente (in der Hinterbühnenkulisse von Jan Pappelbaum) befördert die Befreiung des Gedankens, und so geht es meistenfalls, obgleich von Fall zu Fall selbstredend unterscheidbar, um Erlebtes resp. Nicht- oder Nochnichterlebtes ihrer Muschis oder Schwänze, und das ist am Anfang ziemlich lustig anzuhören, und die erste Stunde tut man das gefällige Geplapper daher wohlwollend (noch wohlwollend) ertragen - ab der zweiten Stunde geht es einem allerdings dann gänzlich auf den Kranz, d.h. das meiste, was zum Thema Schwanz & Muschi sonst noch abgehandelt wird, entwickelt sich zu einem müde machenden Blabla.

Wenigstens singen und tanzen die Akteure ab und an, und einer meiner absoluten Lieblinge im Schaubühne-Ensemble, nämlich Jenny König (!), hör' und sehe ich da, doch allein nur wegen Jenny König (!!), gerne und geduldig zu.

* *

Für Menschen ab 16, die sich über Sex das eine oder andere berichten lassen wollen und ansonsten keine weiteren gehobenen Ansprüche ans Theater stellen würden, unbenommen zu empfehlen.



Carolin Haupt, Robert Beyer, Lukas Turtur, Jenny König, Genija Rykova und Konrad Singer (v.l.n.r.) in reden über sex von Maja Zade - in der Schaubühne am Lehniner Platz
Foto (C) Gianmarco Bresadola

Andre Sokolowski - 8. Dezember 2021
ID 13349
REDEN ÜBER SEX (Globe, 07.12.2021)
Text und Dramaturgie: Maja Zade
Regie: Marius von Mayenburg
Bühne: Jan Pappelbaum
Kostüme: Nina Wetzel
Musik: David Riaño Molina und Nils Ostendorf
Licht: Erich Schneider
Mit: Robert Beyer, Carolin Haupt, Jenny König, Genija Rykova, Konrad Singer und Lukas Turtur
UA an der Schaubühne Berlin: 7. Dezember 2021
Weitere Termine: 08., 09.12.2021 // 14.-16.01.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.schaubuehne.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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