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Premierenkritik

Worin liegt

der Gewinn?



Schäfchen im Trockenen am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Björn Klein

Bewertung:    



Anke Stelling wurde für ihren jüngsten Roman Schäfchen im Trockenen mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet. Das hat bei einer Literaturkritik, der es an Orientierung mangelt und die daher für jeden Fingerzeig in Form von Preisen dankbar ist, einen Hype ausgelöst, als wäre die Autorin, die zuvor immerhin schon sieben Bücher veröffentlicht hat, aus dem Nichts aufgetaucht.

Das Stuttgarter Theater wollte offenbar von dieser Aufmerksamkeitswelle profitieren und hat flugs eine Bühnenfassung des Erfolgsromans hergestellt. Dessen Ich-Erzählerin heißt Resi und ist Schriftstellerin. Der Roman besteht aus kurzen Abschnitten, die nach und nach, in nicht chronologischer Reihenfolge, Fragmente aus Resis Vergangenheit und Gegenwart und über die verbürgerlichte Berliner Subkultur erzählen. Zum Teil haben sie den Charakter eines inneren Monologs, zum Teil sprechen sie zu einem imaginären Gegenüber, zu der Tochter Bea. Eingestreut sind knappe Dialoge, mit dem Ehemann Sven und den vier Kindern, mit Freunden und Bekannten.

In der Adaption fürs Theater durch die Regisseurin Sabine Auf der Heyde und die Dramaturgin Carolin Losch wird der Text, stark gekürzt, versteht sich, aber im Wortlauf respektiert, auf die drei Schauspielerinnen Therese Dörr, Katharina Hauter und Sylvana Krappatsch sowie den Schauspieler Sebastian Röhrle verteilt. Er wird teilweise mitten im Satz weitergegeben wie der Stab beim Staffellauf. Wenn andere Figuren als die Erzählerin des Romans sprechen oder auch nur von ihnen die Rede ist, ändern die Darsteller ihre Frisuren oder setzen sie Perücken auf. Sie skizzieren die Charaktere an einer sich verlängernden Reihe von Tischen und Bänken durch Körperhaltungen und Sprechweise, doch der Text erlaubt ihnen nicht, den Ansatz zu entwickeln. So gleicht es dem Spaß eines Schülertheaters beim Bunten Abend am Schikurs, wenn Sebastian Röhrle, dessen komödiantisches Talent hier eher gebremst als genutzt wird, einen Dialog im Alleingang vorführt, indem er in schneller Folge mal mit natürlicher Glatze, mal mit Perücke spricht.

Ein bisschen Klamauk, ein bisschen Musik – etwa in der Geschichte von Marianne, der lateinamerikanische Rhythmen aus den fünfziger Jahren auf Ukulele und Kontrabass hinzugefügt werden: es will sich nicht zum szenischen Ereignis mausern.

Am Text liegt es nicht und auch nicht am Ensemble, das sich, pausenlos auf der Bühne, redlich mit der Textmasse herumschlägt, dass der vom Premierenpublikum dennoch eifrig beklatschte Abend misslungen ist. Die Konzeption geht einfach nicht auf. Man fragt sich, worin der Gewinn gegenüber einer schlichten Lesung besteht, wenn vier Personen ihr Bestes geben. Vielleicht sollte Anke Stelling ein Theaterstück schreiben. Die Fähigkeit dazu hat sie sicher.




Schäfchen im Trockenen am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Björn Klein

Thomas Rothschild – 17. November 2019
ID 11821
SCHÄFCHEN IM TROCKENEN (Kammertheater, 16.11.2019)
in einer Bearbeitung von Sabine Auf der Heyde und Carolin Losch

Inszenierung und Bühne: Sabine Auf der Heyde
Kostüme: Teresa Heiß
Musik: Jacob Suske
Licht: Stefan Schmidt
Dramaturgie: Carolin Losch
Mit: Therese Dörr, Katharina Hauter, Sylvana Krappatsch und Sebastian Röhrle von Anke Stelling
Premiere war am 16. November 2019.
Weitere Termine: 19.-21.11.2019 // 02.-05.01.2020


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de/


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