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nachDRUCK # 6

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Neue Stücke

Bobo &

Barbara



Luise Schubert und Thomas Kitsche (als Linda und Paul) in Wir sind keine Barbaren! in der Vaganten Bühne Berlin | Foto (C) Gernot Wöltjen

Bewertung:    



Gestern Abend war ich - nach langer Zeit mal wieder - in der Berliner Vaganten Bühne, einem Off-Theater, das, von der Kantstraße aus, gleich links neben dem traditionswuchtigen Theater des Westens liegt. Das Repertoire der kleinen aber feinen Spielstätte (40 Jahre gibt's die schon!) umfasst zum größten Teil neue und neuere Stücke...

*

Und einen Tag nach der Premiere von Philipp Löhles Wir sind keine Barbaren! weiß ich schon nicht mehr eindeutig, wie der Name resp. Kosename des den Text bestimmenden (und "unsichtbaren") Haupthelden - "Was machen Sie, wenn ein Fremder nachts an ihre Wohnungstür klopft und um Asyl bittet?" - gelautet hatte. War es Bobo? Irgendso etwas mit Afrika und Affe oder so?? Will sagen, wie halt weißhäutige Herrenmenschen meinen würden, wie so'n Fremder oder Asylant womöglich heißen müsste oder gar nicht anders heißen könnte...

Jedenfalls: Das Stück ist aktuell wie es z.Z. kein zweites hierzulande ist.

Ja, hatte Löhle - der sein Stück 2014 (vor 2 Jahren!) in Bern uraufführte - eine Art Vorausblick zur Situation von heute, wo sich mittlerweile eine nicht nur bundesrepublikanisch-deutsche Gesellschaft in Befürworter und Ablehner der sog. Flüchtlingspolitik Angela Merkels spaltet(e)? Stark zu vermuten - denn den Syrienkrieg gibt es nun auch bereits seit mehr als fünf quälenden Jahren, und der war und ist nun mal die eigentliche Ursache für alles das, was momentan hier spukt und tobt und wütet...

Und obgleich es in dem Text doch "nur" um praktizierte oder unterlass'ne Menschlichkeiten geht.

Am Schluss gar: Bobo's Einquartierung sprich "Asyl" bei Barbara und Mario (dargestellt durch Julia Sontag sowie Johann Fohl) bringt jenes eingefahrene Beziehungs- und Familienkonstrukt völlig aus dem Gleichgewicht... Mario fühlt sich von Barbara zugunsten Bobo's sozusagen ausgespannt, er wittert ganz zuvörderst eine starke sexuelle Konkurrenz und - tötet seine Frau, während er gleichsam die schier automatische Verdächtigung, dass Bobo diese Tat hätte begangen haben können, billigend in Kauf nimmt und den "Asylanten" sodurch opfert, ausliefert.

Die Wahrheit kommt natürlich irgendwann dann raus - und zwar durch Barbaras Schwester, die im Fall von Bobo "richtig" recherchierte.

Linda, Paul (Luise Schubert, Thomas Kitsche), jene neuen Nachbarn der Bobo-Beherberger, waren von Anfang an befremdet von dem hypersozial wie humanistisch sich manifestierenden Engagement - vor allem Barbara's; es fällt die Formel von "Gutmenschenscheiße".

Alles Fragen oder Themen, die dann heutzutage eine eigenartige Brisanz erzeugen.

Zwischen den diversen Stückakten agierte ein bedrohlich anmutender WIR-Chor (Einstudierung: Thomas Hertel), der sein instinktives Bauchgefühl durch tumbe, nationalkonservative Sprechblasen (zuerst auf Switzerdeutsch und dann in Kölner Mundart, bayerischem Dialekt und - schlussendlicher Weise mit gedehntem Sächsisch) halt zum Ausdruck bringen wollte - - so was wie Pegida im beengten Raum.

Passendes Stück zur Lage der Nation.

Regie führte Bettina Rehm, die Ausstattung besorgte Julia Hattstein.



Wir sind keine Barbaren! in der Vaganten Bühne Berlin | Foto (C) Gernot Wöltjen

Andre Sokolowski - 16. März 2016
ID 9210
WIR SIND KEINE BARBAREN! (Vaganten Bühne Berlin, 15.03.2016)
Regie: Bettina Rehm
Ausstattung: Julia Hattstein
Chorarrangement: Thomas Hertel
Mit: Johann Fohl, Thomas Kitsche, Luise Schubert und Julia Sontag
Uraufführung am Konzert Theater Bern war am 8. Februar 2014
Premiere in der Vaganten Bühne Berlin: 15. 3. 2016
Weitere Termine: 16. - 19. 3. / 27. - 30. 4. / 19. - 21. 5. 2016


Weitere Infos siehe auch: http://www.vaganten.de


http://www.andre-sokolowski.de

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Uraufführungen


Stücke von Philipp Löhle auf KULTURA-EXTRA:

Wir sind keine Barbaren!
(Neues Theater Halle/ATT Berlin - 16.06.2015)


(Theater der Keller, Köln - 13.03.2015)

(Staatsschauspiel Dresden - 13.09.2014)

Jede Stadt braucht ihren Helden
(Deutsches Theater Berlin - 20.05.2015)


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