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Castorfopern (4)

DAS RHEINGOLD

Inszenierung: Frank Castorf


Hausinternes Enten-Motiv für Frank Castorfs Das Rheingold bei den Bayreuther Festspielen | Bildquelle (C) bayreuther-festspiele.de

Bewertung:    



Morgen (am 10. August) startet auf Bayreuths Grünem Hügel die zweite Aufführungsserie des diesjährigen Rings (Regie: Frank Castorf), der im letzten Jahr (2013) eine von den "Einheimischen" stark entjubelte Premiere hatte; über eine Viertelstunde mussten sich die Macher wagnerianerisches Buhgewitter angedeihen lassen.

Unsereiner hatte mittlerweile (vor zehn Tagen) die Premiere der 2014er Reprise jener vierteiligen Produktion bereits bestaunen und genießen können und beschloss nunmehr - nach einem etwas distanzierten Abstand vom Erlebten - einer Art erinnerlichtem Echo jenes live bezeugten "ordentlichen Chaos" des Bestaunten und Genossenen nachträglich zu gehorchen. Also zu repuzzeln, was da Alles wo und wann und wie mit wem wieso warum so war...

*

"Die ersten Überlegungen zur Neuinszenierung des Rings für die Bayreuther Festspiele 2013 gingen zunächst in die Richtung, eine Übersetzung für das Rheingold und den daraus geschmiedeten Ring zu finden. Hierbei stießen wir auf das Öl als Grundmotiv, in das auch das von Udo Bermbach ausführlich bearbeitete Thema einer durch gescheiterte Machtpolitik ruinierten Welt in die Inszenierung einfließen konnte, da dieses auch unserer Wagnersicht sehr nahe kam. / Doch sehr schnell bemerkten wir, dass wir mit einer bloßen Gleichsetzung Gold/Ring = Öl zu kurz greifen würden", führte Patric Seibert, Castorfs Assistent UND Dramaturg UND Schauspieler (in einer Reihe "stummer" Rollen, die die Wagner'sche Tetralogie rein assoziativ so bietet oder/und zu bieten in der Lage war) in das Konzept der großen Jubiläums-Chose ein.

Wir werden ihn fortan nur noch als Patric kurzbezeichnen, weil er uns - einschließlich bis zur Götterdämmerung - in unabwerfbar-leitmotovischer Verstrickung dauerläufig mitverfolgte; für uns wurde er somit zu einem Haupt- und Nebenstar (des Castorf-Rings) zugleich!!



Rheingold-Szene mit Patric Seibert (untere Reihe 3.v.l.) in einer seiner Dutzenden "stummen" Ring-Rollen | Foto (C) Bayreuther Festspiele 2014/Enrico Nawrath

* *

Ort der Handlung ist ein texanisches Motel (Bühnenbild: Aleksandar Denić). Unten gibt es eine Tanke mit Laden und einem Tresen im Laden; Patric ist da Tankstellenwart und Barkeeper...

Ein Swimmingpool, um den herum die als russische Prostituierte agierenden Rheintöchter (prall-spiellustig: Mirella Hagen, Julia Rutigliano, Okka von der Damerau) gerissen-hinterfotzig mit dem permanent an einer Gummi-Ente (s.o.) lutschenden und also plastefetischierten Alberich (gut drauf: Oleg Bryjak) herumhantieren. - - Die zwei volksbühnengeübten Kamermamänner Andreas Deinert & Jens Krull liefern bestechend-aufschlussreiche Nahaufnahmen:

Wotan (cooler gehts nicht: Wolfgang Koch) lagert sowohl mit Fricka (auch cool: Claudia Mahnke) als auch Freia (hyperaufgeregt: Elisabet Strid) in der Kiste... Die zwei Riesen-Brüder Fasolt (stimmschwach: Wilhelm Schwinghammer) und Fafner (etwas bassiger als Fasolt: Sorin Coliban) sind angetreten, Patrics Laden an der Tanke, wo es eine schmale Auslage von Motoröl zum "Nice Price 4 $ 99 Ct" gibt, wie Schutzgelderpresser kurz und klein zu demolieren; erstes Blutvergießen, erste Blutergüsse...

Mime (altbewährtes Urgestein in "seiner" Rolle: Burkhard Ulrich) ist recht übergroß gewachsen und hat auch ein ölverschmiertes Angesicht. Er/Alberich spielen im Doppel-Solo also ohne großes Nibelungenheer. Der etwas Dümmere der Beiden, Alberich, verwandelt sich zuerst in einen (richtig abgefilmten) Python, um sonach als (richtig abgefilmte) Kröte aus dem Brandenburgischen von Loge (rotbejacket: Norbert Ernst) und Wotan eingesackt zu werden... Froh (unauffällig: Lothar Odinius) sowie sein Götterbruder Donner (bassig-kleinlich: Markus Eiche) warten derweil, was geschieht...

Erda (als Megasexyweib: Nadine Weissmann), und kaum dass sie aufgetaucht ist, faselt irgendwas von Früher oder Später; kein Schwein hört ihr zu; allein - sie hat ein starkes und sehr anhaltendes sexuelles Interesse an dem potenziellen Vater ihrer potenziellen Tochter (später, später)...



Nadine Weissmann ist Erda im Rheingold (und später auch im Siegfried) von Frank Castorf | Foto (C) Bayreuther Festspiele 2014/Enrico Nawrath


Eine von den Rheintöchtern findet in einem Koffer ihren überfälligen (gefälschten?) Pass; die Drei sind drauf und dran, ein bisschen später dann mit 'nem geklauten Cabrio Mercedes nach wohin zu flüchten - erst zur Götterdämmerung wird man sie mit der Karre wiedersehen...

Rheingold gabs selbstredend auch: als Goldbarren. Hiermit wird Freia, die sich letztlich dann auf einen Lattenrost zu legen hat (zuvor wurde das Bett samt der Matratze, die dann aus dem Fenster flog, entkernt), allmählich zugeschüttet; ja und schließlich greift sich Fafner einen von den Goldbarren und haut dem Fasolt hiermit eine über: Tot. Etc. pp.

Adriana Braga Peretzki hat sich ungeschmackvolle Kostüme sämtlicher Beteiligter erdacht - mal sind sie primitiv und schlüpfrig, mal ganz stillos "großartig" und "reich".

Kirill Petrenkos Rheingold hört sich sehr gebunden und obzwar doch irgendwie zu leise an... Man kriegt so ein Gefühl nicht los, als ob er mit der Szene oben nicht ganz Schritt hält oder nicht bereit wäre hierzu; so eine merkwürdige Diskrepanz zwischen verdecktem Graben und erhöhter Bühne??

Und das Gros des Publikums hatte nach zwei Stunden und einer halben oder etwas mehr erst mal die Schnauze restlos voll.

Geniale Stimmung.


Die Rheintöchter schauen "von oben" auf den Rheingold-Einzug in Walhall
Foto (C) Bayreuther Festspiele 2014/Enrico Nawrath



Andre Sokolowski - 9. August 2014
ID 8005
DAS RHEINGOLD (Bayreuther Festspiele, 27.07.2014)
Musikalische Leitung: Kirill Petrenko
Regie: Frank Castorf
Bühnenbild: Aleksandar Denić
Kostüme: Adriana Braga Peretzki
Licht: Rainer Casper
Video: Andreas Deinert und Jens Crull
Besetzung:
Wotan ... Wolfgang Koch
Donner ... Markus Eiche
Froh ... Lothar Odinius
Loge ... Norbert Ernst
Fricka ... Claudia Mahnke
Freia ... Elisabet Strid
Erda ... Nadine Weissmann
Alberich ... Oleg Bryjak
Mime ... Burkhard Ulrich
Fasolt ... Wilhelm Schwinghammer
Fafner ... Sorin Coliban
Woglinde ... Mirella Hagen
Wellgunde ... Julia Rutigliano
Floßhilde ... Okka von der Damerau
Festspielorchester
Premiere war am 26. Juli 2013
Wiederaufnahme: 27. 7. 2014
Weitere Termine: 10. / 22. 8. 2014

Weitere Infos siehe auch: http://www.bayreuther-festspiele.de


CASTORFOPERN


Die Walküre (28.07.2014)

Siegfried (30.07.2014)

Götterdämmerung (01.08.2014)


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de




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