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Repertoire

Bühnenwirksame

Gesangsmomente



Imke Siebert in Unplugged | Foto © Matthias Jung

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Ob nun Ryan Gosling 2023 mit „I’m just Ken“ in Greta Gerwigs Barbie oder Michelle Pfeiffer 1989 als Sängerin Susie Diamond in The Fabulous Baker Boys; wenn Stars selbst zum Mikrofon greifen und singen, ehrt Hollywood das mitunter mit Oscar-Nominierungen. Auch das Bonner Theater hatte in den letzten Spielzeiten einige Repertoire-Hits, in denen Gesangseinlagen der Darsteller eine große Rolle spielten. Zu Anfang diesen Jahres nahm Hausregisseur Simon Solberg das zum Anlass, diesen Gesangseinlagen in einem geschmackvollen Show-Setting mit atmosphärisch-biederen Schirmlampen und Barhockern eine eigene Produktion zu widmen. Ausgewählte Akteure singen Hits aus Produktionen vergangener Spielzeiten, wobei auch einige Songs aus künftigen Inszenierungen oder Lieder um ihrer selbst willen dargeboten werden. Alle Songs werden stimmungsvoll von Live-Musiker Philip Breidenbach an der Gitarre und den Percussions begleitet.

Tatsächlich sind die sechs auftretenden Darsteller erstaunlich gut bei Stimme. Daniel Stock erklärt dem Publikum eingangs gutgelaunt, dass dies ein ganz besonderer Abend sei. Die Zuschauer bräuchten der Handlung nicht zu folgen, sie dürften mit ihren Handys oder auch ausgiebig mit Bonbonpapier spielen, niesen oder auch sonst laute Geräusche machen; das störe auf der Bühne an diesem Abend herzlich wenig. Er und Schauspielkollegin Julia Kathinka Philippi präsentieren sogleich Countrysongs aus Solbergs Werkstatt-Inszenierung von The Broken Circle, in der beide auch die Hauptrollen spielen. „If I needed you“ und „Waiting Around to Die“ von Townes Van Zandt oder der traditionelle Folk-Song „Wayfaring Stranger“ verbreiten Gänsehaut-Feeling. Später frotzeln die Akteure über das Konzept des Liederabends. Die Songs, die in den Theaterstücken eine dramaturgische Funktion haben, erscheinen während des schnellen Wechsels ein bisschen beliebig. Oft spielen die Unplugged-Sänger in den Produktionen, aus denen sie Songhighlights präsentieren, selbst nicht mit.

Auf dem Programm stehen fünf Songs aus Solbergs Publikumshit Linie 16 von 2018. Riccardo Ferreira überlässt erst anderen Darstellern ungeduldig das Mikrofon, bevor er mit einer Performance aus Linie 16 auftrumpfen kann, das hymnische „The Golden Age“ von Woodkid. Ferreira unkt, dass er als einziger nicht von der Kostümbilderin mit einem schwarzfarbenem Konzertdressing ausgestattet wurde. Sodann erfahren wir von Philippi, dass Ausstatterin Tanja Mürlebach bereits 35 Jahre, also fast ein halbes Leben, am Theater sei. Später singt Ferreira Gnarls Barkleys „Crazy“, eine Reflexion über die eigenen Exzentrik und den Individualismus aus Linie 16 voller gesanglichem Ausdruck. Dabei ist er auch auf der Bühne ein echter Hingucker, dank der nun offensichtlich fehlenden Ausstattung der Kostümbildnerin nur mit Shorts bekleidet.

Das Publikum feiert auch Daniel Stock mit seiner Performance von „Hadi bakahm“ von der türkischen Singer-Songwriterin Sezen Aksu, aus Roland Riebelings Theaterstück Istanbul, seit 2021 ein Publikumsrenner am Theater Bonn. Imke Siebert erhält Szenenapplaus für ihre sinnliche Performance von „You should See Me in a Crown“ von Billie Eilish, das in der Spielzeit 19/20 in Solbergs Inszenierung von Die Räuber Eingang fand. Paul Michael Stiehler gefällt mit „Heroes“ von Peter Gabriel und „Exit Music (for a Film)“ von Radiohead, aus Solbergs Adaption Von Mäusen und Menschen von John Steinbeck. Daniel Stock rappt „6000 Mann“ nach Voltaire, das in Solbergs
Candide-Inszenierung als Musikuntermalung diente. Riccardo Ferreira überrascht mit gesanglichen Darbietungen in italienischer (Eros Ramazzotti) und portugiesischer (Mariza) Sprache, die er eigens für den Unplugged-Liederabend einstudierte.

Neugierig auf zukünftige Produktionen machen Imke Siebert und Paul Michael Stiehler mit „Gras“ von Gundermann, eine Kostprobe aus Die Legende von Paul und Paula, das im März Premiere feiert. Auch drei Songs, die im April in Solbergs Uraufführung Archetopia Eingang finden, bringt das Ensemble eingängig und stimmungsvoll auf die Bühne, unter anderem „Every Breaking Wave“ von U2 und „Goodby Yellow Brick Road“ von Elton John.

Die Bandbreite und Auswahl der Songs könnten ein bisschen ausgewogener sein. Neben den gesanglich eindrücklichen und auch darstellerisch engagierten Herren auf der Bühne, kommen die beiden Damen etwas zu kurz. Gefreut hätte ich mich so unter anderem auch über einen Chanson, den Imke Siebert derzeit effektvoll als Nachtclubsängerin in Martin Laberenz’ Fabian oder Der Gang vor die Hunde darbietet. Nichtsdestotrotz ist das Publikum begeistert. Als Zugabe performt Daniel Stock noch einmal „Hadi bakalim“ von Szenen Aksu und Riccardo Ferreira verabschiedet die Zuschauer in der zweiten Zugabe mit „Crazy“ von Gnarls Barkley. Ein höchst vergnüglicher Liederabend.



Daniel Stock in Unplugged | Foto © Matthias Jung

Ansgar Skoda - 19. Februar 2024 (2)
ID 14613
UNPLUGGED (Schauspielhaus Bad Godesberg, 15.02.2024)
Regie und Bühne: Simon Solberg
Musikalische Leitung: Philip Breidenbach
Kostüme: Tanja Mürlebach und Nury Stefanie Willig
Licht: Thomas Tarnogorski
Dramaturgie: Sarah Tzscheppan
Mit: Riccardo Ferreira, Julia Kathinka Philippi, Imke Siebert, Paul Michael Stiehler und Daniel Stock sowie dem Live-Musiker Philip Breidenbach
Premiere am Theater Bonn: 5. Januar 2024
Weitere Termine: 13., 30.03./ 28.04.2024


Weitere Infos siehe auch: https://www.theater-bonn.de


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