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nachDRUCK # 6

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Kinder- und Jugendtheater

Der Rebell

und der

gerechte

König



Robin Hood am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Thomas Aurin

Bewertung:    



Robin Hood gehört zu jenen literarischen Figuren, die über die Jahrhunderte in immer neuen Varianten verarbeitet wurden, die aber eins gemeinsam haben: er ist ein Räuber, der den Reichen nimmt und den Armen gibt. Dieser Doppelcharakter bestimmt seine gegensätzliche Bewertung. In einer Gesellschaft, in der nichts so streng beschützt wird wie der Besitz, ist der Räuber unmissverständlich negativ besetzt. Aus der Sicht der Besitzlosen hingegen ist Robin Hood ein Sozialrebell und als Kämpfer für Gerechtigkeit jenseits des von den Herrschenden definierten Gesetzes ein Held.

Die Stuttgarter Dramaturgin Gwendolyne Melchinger und die Regisseurin Corinna von Rad haben für das Schauspiel Stuttgart aus dem Stoff ein saisongerechtes „Familienstück“ gemacht. Und die aufmerksamen und begeisterungsfähigen Kinder im Zuschauerraum bestätigen, dass Theater allen Unkenrufen zum Trotz stets aufs Neue ein Publikum zu gewinnen imstande ist, wenn es sich nur darum bemüht. Eine Generation, die mit Computeranimation und Trickfilmzauber aufgewachsen ist, schaut plötzlich gebannt auf die Bühne, wenn es mit Jahrhunderte alten Theatereffekten verblüfft wird. Kein Kino, kein Fernsehapparat kann die Aura lebendiger Menschen ersetzen.

Es erweist sich, das solche traditionellen Zutaten wie Verkleidung oder komische Versprecher nichts an Wirkung verloren haben. Wenn die Schauspieler ihr junges Publikum direkt ansprechen, warnt es, wie erwartet, höchst moralisch davor, sich von den „Bösen“ bestechen zu lassen. Das opulente Bühnenbild von Ralf Käselau tut ein Übriges.

Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen faszinierend ist der von unter anderem Christoph Marthaler bekannte Schweizer Multiinstrumentalist Jürg Kienberger in der Rolle der Eule als Erzähler und des Erzählers als Eule. Ganz nach den Eltern zielt die Reminiszenz an Bob Marleys I Shot the Sheriff oder die Benennung einer Win-Win-Situation.

Die Autorinnen beenden ihre Version von Robin Hood mit einer Pointe, die, besser als in den Sherwood Forest, in ein Land passt, in dem die Nachfahren des „Hauses Württemberg“ von dem Vernehmen nach republikanischen Politikern mit „Königliche Hoheit“ angesprochen werden: Der gute König in Gestalt des gerechten Richard Löwenherz lädt Robin Hood und seine Entourage auf sein Schloss ein. Eine sozialpartnerschaftliche Lösung. Immerhin ziehen es Robin und seine Spießgesellen vor, im Wald zu bleiben. Aber die Chance, den Kindern das Lob der Rebellion auf den Heimweg mitzugeben, haben Melchinger und von Rad verspielt. Verspielt im doppelten Wortsinn.



Robin Hood am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Thomas Aurin

Thomas Rothschild – 13. Dezember 2021
ID 13356
ROBIN HOOD (Schauspiel Stuttgart, 12.12.2021)
Inszenierung: Corinna von Rad
Bühne: Ralf Käselau
Mitarbeit Bühne: Wiebke Bachmann
Kostüme: Sabine Blickenstorfer
Musik: Jürg Kienberger und Matthias Loibner
Licht: Rüdiger Benz
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
Mit: Robert Rožić, David Müller, Paula Skorupa, Boris Burgstaller, Martin Bruchmann, Jürg Kienberger, Matthias Loibner sowie Ruben Dietze/John Vincent Ragner
Premiere war am 28. November 2021.
Weitere Termine: 13., 14., 16.-19., 21., 25.12.2021 // 12., 13.01.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de


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