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Offene Zweierbeziehung am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) David Baltzer

Bewertung:    



Zur Erinnerung: Dario Fo ist Nobelpreisträger. Dass ihm diese Ehrung zu einer andauernden Präsenz auf (deutschen) Bühnen verholfen hätte, lässt sich nicht behaupten. Das hat, außer der üblichen kurzen Halbwertszeit des Gedächtnisses für künstlerische Leistungen, einen benennbaren Grund: Seine literarischen Werke – im Wesentlichen waren es Dramen – waren eng gebunden an die Interpretation durch ihn selbst und seine Frau Franca Rame. Zwar wurden sie auch schon zu deren Lebzeiten von anderen Schauspieler*innen aufgeführt, aber sie blieben so eine halbe Sache wie die Songs des Nobelpreiskollegen Bob Dylan ohne dessen Stimme.

Offene Zweierbeziehung von 1983 zählt zu den erfolgreichsten Stücken von Dario Fo und Franca Rame. Für eine „Wiederentdeckung“ gibt es einen triftigen Grund. Es geht um Emanzipation im Geschlechterverhältnis und in der Sexualität, wie sie vor einem halben Jahrhundert diskutiert wurde. Drei Jahre vor Dario Fos (Tragi)Komödie war Bernd Nitzschkes wegweisender Essay Männerängste, Männerwünsche erschienen, der wiederum auf Günter Amendts Sexfront von 1970 reagierte. Neu war das Thema auf dem Theater und darüber hinaus, von Fourier, Emma Goldman, Alexandra Kollontai bis Simone de Beauvoir, sowieso, schon damals nicht. Es spielt eine zentrale Rolle etwa in Arthur Schnitzlers wenig gespieltem Stück Das Märchen von 1893 oder bei Sean O’Casey.

Andeas Kriegenburg, Regisseur und Bühnenbildner in Personalunion, liebt es weiß. So auch bei der Offenen Zweierbeziehung im Stuttgarter Schauspiel. Eigentlich kam Dario Fo vom neapolitanischen Volkstheater eines Eduardo De Filippo her, aber die Grenzen zum Boulevard sind fließend, und so, immer ein wenig überdreht, spielen auch Gábor Biedermann und Therese Dörr, die in der Rolle der Antonia über sich hinauswächst. Biedermann gibt auch seinen eigenen Sohn mit zerrauftem Haar und erhöhter Stimme und den Freund des Sohnes mit Hawaiihemd und wiederum anderer Frisur.

Therese Dörr ihrerseits darf sich, bereit zu erotischen Abenteuern, mittels rosa Leggings, rosa Daunenjacke und rosa Schweißbändern verwandeln. Als sie ihrem Mann eröffnet, dass sie vielleicht den Richtigen gefunden hat, rastet der aus und reagiert mit Blähungen – zum Glück hinter der Bühne. Und wieder dürfen wir an Arthur Schnitzler denken, an dessen Abschiedssouper aus Anatol.

Weil Dario Fo seinen Brecht kennt, unterbricht er die Dialoge durch kurze Erzähleinschübe, die frontal zum Publikum gesprochen werden. Am Ende überschlagen sich die Lügen und es endet tragisch.

Dass diese Inszenierung ein Renner wird, lässt sich voraussagen.




Offene Zweierbeziehung am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) David Baltzer

Thomas Rothschild - 29. Oktober 2023
ID 14452
b>OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG (Schauspielhaus, 28.10.2023)
von Dario Fo & Franca Rame
Inszenierung und Bühne: Andreas Kriegenburg
Kostüme: Andrea Schraad
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Ingoh Brux
Mit: Gábor Biedermann und Therese Dörr
Premiere am Schauspiel Stuttgart: 28. Oktober 2023
Weitere Termine: 03., 06., 09., 19., 28.11./ 02., 22., 28.12.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de


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