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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Im Gestänge

des Mobiles



Die Rache ist mein am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Björn Klein

Bewertung:    



Der Roman Die Rache ist mein von Marie NDiaye, vor zwei Jahren im französischen Original und noch im selben Jahr in deutscher Übersetzung erschienen, handelt von einer Anwältin, die von einem Mann gebeten wird, dessen Frau zu verteidigen. Sie hat ihre drei Kinder ermordet. Der Mann aber glaubt an sie. Die Anwältin ist davon überzeugt, diesen Mann in ihrer Kindheit gekannt zu haben, ist sich aber nicht sicher und versucht, von ihrer eigenen Mutter Gewissheit zu erlangen. Hinzu kommt der Konflikt der Anwältin mit ihrer aus Mauritius stammenden Haushälterin, die sich von ihr die Legalisierung ihres Aufenthalts erhofft. Der Roman ist vollgestopft mit Details und Nebensträngen, die auf komplexe Weise mit einander korrespondieren und – ein Charakteristikum der Moderne – mit der Unzuverlässigkeit der Erzählung jonglieren.

Die Regisseurin Annalisa Engheben und die Dramaturgin Carolin Losch haben den Roman für die Bühne bearbeitet, wozu er, scheinbar, dadurch einlädt, dass er bereits zwei lange Monologe enthält. Aber Theater ist bei der Uraufführung im Kammertheater des Stuttgarter Schauspiels nicht daraus geworden. Vielmehr erlebt das, als hätte es die Pandemie nie gegeben, zahlreich erschienene Publikum einen auf drei Frauen und einen Mann verteilten Text, hinter dessen Sprechern sich keine Figuren entwickeln können. Sie posieren in vorwiegend weißen Fantasiekostümen vor, in und hinter einem raumfüllenden Mobile aus Eisenstangen, meist unbeweglich. Dann wieder rennen sie, mehr als Interpunktion, denn motiviert, kreuz und quer über die Bühne, um sich gegen Ende zu einem Körperknäuel zu vereinen.

Alles fließt so dahin. Die Schauspieler*innen verstehen es nicht, mit Sprechmelodie und -rhythmus Spannung aufzubauen. Zwei längere Monologe der Mörderin (Celina Rongen, die auch die Mutter der Anwältin nicht spielt, sondern spricht) sind, Satz für Satz, durchsetzt mit der adversativen Konjunktion „aber“. Hier könnte, in fast musikalischer Weise, das Grundprinzip des Stücks erkennbar werden: der Gegensatz. In der Inszenierung aber gelangt das nicht zum Ausdruck.

Wieder eine vertane Chance. Wieder so ein Abend, an dem man sich sagt: ja, kann man machen. Aber warum geben sich die Dramaturgen nicht mehr Mühe, zweieinhalb Jahrtausende nach Stücken zu durchwühlen, die einen den Atem anhalten lassen, wenn lebendige Menschen sie auf der Bühne gestalten. Es gibt sie. Ehrenwort.




Die Rache ist mein am Schauspiel Stuttgart | Foto (C) Björn Klein

Thomas Rothschild – 12. März 2023
ID 14097
DIE RACHE IST MEIN (Kammertheater, 11.03.2023)
nach dem gleichnamigen Roman von Marie NDiaye

Inszenierung: Annalisa Engheben
Bühne: Andrej Rutar
Kostüme: Ines Burisch
Musik: GEZA COTARD
Licht: Jörg Schuchardt
Dramaturgie: Carolin Losch
Mit: Therese Dörr, Celina Rongen, Peer Oscar Musinowski und Larissa Aimée Breidbach
Premiere am Schauspiel Stuttgart: 11. März 2023
Weitere Termine: 14.-18., 20., 21.03./ 12., 13., 26.-28.04./ 03., 08., 28., 30.06.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspiel-stuttgart.de


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