Ach du
grüne
Neune
|
Rauflust oder Fifty Shades of Green von Herbert Fritsch - am Theater Freiburg | Foto (C) Thomas Aurin
|
Bewertung:
Es grünt so grün… Nicht nur in Spanien, sondern auch in Freiburg im Breisgau, und auch nicht, wenn Spaniens Blüten blühen, sondern wenn das Theater Herbert Fritsch einlädt, wieder einmal an der Dreisam seine beachtliche Fantasie, mit der er die Bühnen zwischen Zürich, Wien und Berlin beglückt, blühen zu lassen. Das Stichwort für Rauflust oder Fifty Shades of Green liefert die selbstgefällige Rede von der „Green City“. Fritsch treibt es nicht, wie gewohnt, bunt, sondern eben grün, und ist für fast alles, von der Idee über die Regie bis zu den Kostümen und dem Bühnenbild selbst zuständig. Und einmal mehr erweist sich: keiner ist im deutschsprachigen Theater der Gegenwart der Tradition spezifisch theatraler Mittel so konsequent verpflichtet wie er, ob er sich nun auf eine Textvorlage stützt oder frei davon seinen eigenen Assoziationen freien Lauf lässt, wie jetzt eben in Freiburg.
Einordnen lässt sich das Theater des Herbert Fritsch unter der Kategorie Geblödel. Die ist zunächst wertfrei. Es gibt gescheites und dummes Geblödel, und es hängt nicht zuletzt vom Rezipienten ab, wo es von Fall zu Fall eingeordnet wird. Bei Fritsch macht sich das Theater selbst (und sonst nichts) zum Thema. Rauflust oder Fifty Shades of Green wird von hinten aufgezäumt. Ein neckisches Dutzend skurriler Figuren verneigt sich endlos wie am Ende einer Aufführung. Sie sind näher an Harpo als an Groucho Marx. Zwei Riesenzapfen heben und senken sich aus dem Schnürboden. Wiederholung ist ein Grundprinzip von Fritschs Methode. Dabei ist es nicht immer leicht, das richtige Maß zu finden. Es droht die Gefahr des Leerlaufs, zumal es bei Fritsch keine Steigerung gibt, keinen Aufbau von Spannung.
Im Hintergrund und auf Monitoren laufen unaufhörlich abstrakte Videos in Bewegung. Der Titel Rauflust verweist auf die Komik von Boxkämpfen, wie man sie aus unzähligen Western kennt, die aber im Theater des Herbert Fritsch weder einen Anlass, noch eine Motivation haben. Herbert Fritsch kostet die Komik von Frisuren (ist ein Irokesenschnitt komisch?), von Grimassen, von Körperverrenkungen aus. Aufgerissene Münder suggerieren ein Lachen, das im Zuschauerraum jedoch manchmal ausbleibt.
Es ergibt sich die bange Frage: Könnte es sein, dass Herbert Fritsch mit der (S)panischen Fliege, mit Murmel Murmel und mit der die mann schon seinen Höhepunkt erreicht hat? In Freiburg hat er einen neuen Anlauf genommen. In grün.
|
Rauflust oder Fifty Shades of Green von Herbert Fritsch - am Theater Freiburg | Foto (C) Thomas Aurin
|
Thomas Rothschild – 16. Juni 2025 ID 15306
Rauflust oder Fifty Shades of Green (Theater Freiburg, 15.06.2025)
Regie, Bühne, Kostüme, Choreografie und Video-Design: Herbert Fritsch
Licht: Stefan Maria Schmidt
Ton: Kai Littkopf
Video: Laurin Lampe
Dramaturgie: Rüdiger Bering
Mitarbeit Bühnenbild: Michael Barth
Mitarbeit Kostüme: Levi David Böhm
Mit: Raban Bieling, Thieß Brammer, Charlie Casanova, Angela Falkenhan, Josefin Fischer, Roberto Gionfriddo, Ro Kuijpers, Jakob Kunath, Holger Kunkel, Henry Meyer, Inga Schäfer, Hartmut Stanke und Michael Witte
UA war am 17. April 2025.
Weitere Termine: 09., 11., 19.07.2025
Weitere Infos siehe auch: https://theater.freiburg.de
Post an Dr. Thomas Rothschild
Neue Stücke
Premieren (an Staats- und Stadttheatern)
ROTHSCHILDS KOLUMNEN
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
AUTOR:INNEN- THEATERTAGE
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
DEBATTEN & PERSONEN
FREIE SZENE
INTERVIEWS
PREMIEREN- KRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
THEATERTREFFEN
URAUFFÜHRUNGEN
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|