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BAYREUTHER FESTSPIELE 2025

Götter-

dämmerung



Gabriela Scherer (Gutrune) und Michael Kupfer-Radecky (Gunther) als "Die Geissens" in Valerie Schwarz' sensationeller Götterdämmerung, 2025 | Foto (C) Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Bewertung:    



Die RING-Inszenierung des jungen Österreichers Valentin Schwarz (36) mit ihren nibelungen-, riesen- und götterinternen Familienaufstellungen wird als ein bis dahin beispielloses Angebot ihn mitzudenken in die Festspielannalen des Grünen Hügels eingehen. Und es ist deprimierend, seiner seit vier Jahren anhaltenden kollektiven Wut-Protesterei der Mehrheit einer durch und durch verknöcherten "Wagnergemeinde" gegenwärtig gewesen zu sein. Das völlig Unversöhnliche und (mehr noch:) Uneinsichtige, was sich da jedesmal - und insbesondere nach Schluss von jeder Götterdämmerung - lauthals manifestierte, stand in keinerlei Verhältnis zu dem (vor Minuten noch, ehe sich diese Wut bahnbrach) auch seitens der Protestler live Erlebten, denn auch sie schienen völlig gebannt zu sein von dem, was da so alles auf der Bühne abgegangen war, mit andern Worten ausgedrückt: Es ist und war zuvörderst Schwarz' Personenführung zu verdanken, dass das ausführende Personal - sichtlich mit größter Spiellust - das umsetzte, was da "zwischenmenschlich" von ihm eingefordert worden war; und diesbezüglich kam es mir so vor, als ob der Regisseur womöglich das großmeisterliche Vorbild (Castorfs bolschewistischen RING vor knapp zehn Jahren) "allzumenschlich" hätte toppen wollen, was ihm allem Anschein nach wohl auch gelang; ich bin und bleib' ein Fan von beiden Produktionen.

Gestern Abend endete der erste der zwei letztmalig auf dem Programm der Bayreuther Festspiele stehenden RING-Zyklen mit der Götterdämmerung, deren musikalische Gespannt- und Ausgewalztheit von der Dirigentin Simone Young auf das Erhabenste und Aufwühlendste zelebriert worden war - völlig zurecht wurden sie und das Festspielorchester daher bejubelt!

Der Festspielchor (im Zweiten Aufzug) war atemberaubend gut; mein minimalistischer Einwand gegen den neuen Chordirektor Thomas Eitler-de Lint (hinsichtlich seiner Parsifal-Chöre von vorgestern Abend) dürfte somit - vorerst jedenfalls - genullert worden sein.

Catherine Fosters Brünnhilde: sensationell!! Ihre messerscharf getroffenen Spitzentöne und schauspielerische Power rückten die inflationierende Vibrieranfälligkeit ihres an sich durchschlagenden Soprans in die Bedeutungslosigkeit.

Als ätzend scharf und trefflich karikierte "Geissens" fielen wieder Gabriela Scherer (Gutrune) & Michael Kupfer-Radecky (Gunther) vollkommen aus allen herkömmlichen Rahmen! Ja, Musiktheater vom Allerfeinsten!!

Christa Mayer als Waltraute war noch nie so gut wie gestern Abend - es ist IHRE Rolle, ohne jede Frage.

Mika Kares' Hagen: donnernd tief und einschüchternd in jedem Fall, grandios.

Der Kurzauftritt von/ mit dem Hagen-Vater Olafur Sigurdarson (als Alberich): ein Kammerspiel par excellence.

Klaus Florian Vogt war wiederum als Siegfried besetzt - er wird ihn auch im einmaligen Jubiläums-RING 2026 (wo er unbedingt dann auch noch Loge singen will!) aushalten wollen; und fürwahr, an seinen unverwechselbaren Lohengrin-Sound hochspeziell in dieser seine Stimmbänder weit mehr als sonst strapazierenden Rolle will und kann ich mich nur schwer gewöhnen; es braucht Zeit.

*

Schwarz hatte seiner Inszenierung nochmals szenisch zuspitzende oder auf den Punkt bringende Änderungen zugemutet: Die Vergewaltigungsszene (im Ersten Aufzug) war dann noch brutaler als die Jahre zuvor. Die Hochzeitsnacht zwischen Siegfried und Gutrune (im Zweiten Aufzug) verlief hingegen minimalisierter sprich diskreter; beide saßen mit dem Rücken zum Publikum auf der Designercouch der Gibichungen und sah'n ihrem sexuellen Höhepunkt auf das Geduldigste und also ohne Publikum entgegen. Und Brünnhilde wendete sich eingedenk ihres nun folgenden Gesamtzerstörungswerkes zwischen Feuer, Wasser und Posaunen (während ihres Schlussgesangs im Dritten Aufzug) wie in einer Ansprache an uns hierfür Verantwortliche, und dann goss sie sich halt, wie gehabt, Benzin auf ihren Balg...



Brünnhilde (Catherine Foster) mit ihrer Tochter (Lotte Bookjans) vor Hagens Mannen (Festspielchor) im Zweiten Aufzug der Götterdämmemrung, 2025 | Foto (C) Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele

Andre Sokolowski - 1. August 2025
ID 15388
BAYREUTHER FESTSPIELE (Festspielhaus, 31.07.2025)
Götterdämmerung

Musikalische Leitung: Simone Young
Regie: Valentin Schwarz
Bühne: Andrea Cozzi
Kostüme: Andy Besuch
Dramaturgie: Konrad Kuhn
Licht: Reinhard Traub und Nicol Hungsberg
Video: Luis August Krawen
Chorleitung: Thomas Eitler-de Lint
Besetzung:
Siegfried ... Klaus Florian Vogt
Gunther ... Michael Kupfer-Radecky
Alberich ... Olafur Sigurdarson
Hagen ... Mika Kares
Brünnhilde ... Catherine Foster
Gutrune ... Gabriela Scherer
Waltraute ... Christa Mayer
1. Norn ... Noa Beinart
2. Norn ... Alexandra Ionis
3. Norn ... Dorothea Herbert
Woglinde ... Katharina Konradi
Wellgunde ... Natalia Skrycka
Floßhilde ... Marie Henriette Reinhold
Festspielchor
Festspielorchester
Premiere war am 5. August 2022.
Weiterer Termin: 20.08.2025


Weitere Infos siehe auch: https://www.bayreuther-festspiele.de


https://www.andre-sokolowski.de

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