BAYREUTHER FESTSPIELE 2025
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Parsifal
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Andreas Schager als Parsifal, 2025 | Foto (C) Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele
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Szenische Bewertung:
Die BAYREUTHER FESTSPIELE wurden am vergangenen Freitagnachmittag mit einer Neuproduktion der Meistersinger eröffnet - ich schaue und höre mir die Zweitvorstellung übermorgen an...
Und dank KI - die wird dann übrigens beim neuen und wohl einmaligen Jubiläums-Ring im nächsten Jahr neben Christian Thielemann, dem Festspielorchester und -chor sowie der gesangssolistischen Gesamtbesetzung die womöglich eigentliche "Hauptrolle" spielen - kann hier an dieser Stelle kurz und bündig zusammengefasst werden, vor welchen v.a. wirtschaftlichen Problemen das weltbedeutendste Opernfestival in naher Zukunft steht:
"Die Bayreuther Festspiele stehen aktuell vor finanziellen Herausforderungen, die zu Sparmaßnahmen und Anpassungen des Spielplans führen. Die gestiegenen Energie- und Personalkosten, sowie rückläufige Spenden, haben zu einem Sparplan geführt, der unter anderem eine Verkleinerung des Chors vorsieht. Gleichzeitig fordern die Festspiele mehr Geld von den Gesellschaftern, um die gestiegenen Kosten zu decken." Detailierter heißt es: "Die Festspiele haben bereits im letzten Jahr einen Sparplan verabschiedet, der unter anderem eine Reduzierung des Festspielchors von 134 auf 80 feste Mitglieder vorsieht, berichtet der BR. [...] Der Förderverein der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth kann aufgrund rückläufiger Spendeneinnahmen nicht mehr so viel zahlen wie früher, was zu zusätzlichen finanziellen Einbußen führt, schreibt der BR Klassik. [...] Intendantin Katharina Wagner hat die Gesellschafter aufgefordert, mehr Geld bereitzustellen, um die gestiegenen Personalkosten zu decken. [...] Aufgrund der angespannten Finanzlage wird auch die ursprünglich für 2026 geplante Jubiläumsspielzeit angepasst. [...] Bund, Land, Stadt Bayreuth und Bezirk Oberfranken bezuschussen den Festspielbetrieb jährlich mit 9-10 Millionen Euro. [...] Die Ticketpreise wurden in diesem Jahr erhöht, was möglicherweise zu einer geringeren Nachfrage führt, so der NDR."
Das [s.o.] warf die KI meines Browsers aus, als ich bei Google-Suche "Aktuelle finanzielle Situation der Bayreuther Festspiele" eintippte.
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Nein, ich will mir meine Festspielstimmung dennoch nicht vermiesen lassen, wenn ich schon mal hier bin, also:
Gestern sah und hörte ich - zum zweiten Mal (doch dieses Mal ohne Inanspruchnahme des von Regisseur Jay Scheib kreierten AR-Brillen-Schnickschnacks) - Wagners Parsifal, für dessen vorjähriges Dirigat der Spanier Pablo Heras-Casado mit dem sog. OPER! AWARD geehrt wurde; das las ich unlängst in den News auf bayreuther-festspiele.de.
Der Dirigent stand abermals im Graben, und das Festspielorchester musizierte, dass es eine zwingend sogartig-sakrale Wonne war; gefiel mir sehr, sehr gut.
Thomas Eitler-de Lint, der neue Chordirektor auf dem Grünen Hügel, müsste noch bisschen an der Synchronizität zwischen dem Festspielchor und dem -orchester "unten" feilen.
Andreas Schager (in der Titelrolle) legt sich so wie eh und je total ins Zeug - bei ihm muss ich zumeist befürchten, dass die Stimme irgendwann (und sicherlich am Schluss der Festspiele, nachdem er 5 mal Parsifal und 5 mal Tristan aus sich raus geschmettert haben wird) nach Rekonvaleszenzen schreit.
Ähnlich vollgasgebend hab' ich seit Jahrzehnten den inzwischen ziemlich alles, was das Wagner-Baritonfach hergibt, singenden Michael Volle in mehr oder weniger markantester Erinnerung - als blutspendender Hinsiecher Amfortas (gestern Abend) ist er allerdings dann eine unumstritten vorzeig- als wie vorhörbare Wucht!
Bei Georg Zeppenfeld (als Gurnemanz) und Jordan Shanahan (als Klingsor) gibt es nichts zu mäkeln - auch nicht bei Tobias Kehrer; er rückt seinen Titurel fast schon in Nähe einer Haupt- statt einer Nebenrolle, und das sah schon gut aus und hörte sich obendrein noch besser an.
Ekaterina Gubanovas Kundry kann sich zwar mit der ihrer Kollegin Elīna Garanča (die sie gegen Ende der Festspiele noch 2 mal geben wird) rein darstellerisch, auch wegen des von der Garanča vorgespielten sexuellen Appetits auf ihren Schützling P., nicht messen, aber sängerisch brilliert sie ohne jede Frage.
Jays Inszenierung ist stinklangweilig - an konkurrierende Angebote vergangener Legislaturen (Schlingensief, meinetwegen auch Herheim oder Laufenberg) kommt sie nicht annähernd heran; allein der mit viel Licht und noch mehr Farbe zugeschüttete Zweite Aufzug sorgt dafür, dass kaum wer einschläft, apropos: Die beiden Damen links und rechts von mir konnten sich ihren gelegentlichen Müdigkeitsattacken in Akt 1 und 3 nur schwer erwehren; ich befürchtete dann jedesmal, dass ihre beiden Köpfe links wie rechts auf meinen Schultern hätten landen können, gottlob taten sie das nicht.
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Parsifal, 2025 | Foto (C) Enrico Nawrath, Bayreuther Festspiele
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Andre Sokolowski - 31. Juli 2025 ID 15387
BAYREUTHER FESTSPIELE (Festspielhaus, 30.07.2025)
Parsifal
Musikalische Leitung: Pablo Heras-Casado
Regie: Jay Scheib
Bühne: Mimi Lien
Kostüm: Meentje Nielsen
Licht: Rainer Casper
Video: Joshua Higgason + AR Parsifal
Dramaturgie: Marlene Schleicher
Chorleitung: Thomas Eitler-de Lint
Besetzung:
Amfortas ... Michael Volle
Titurel ... Tobias Kehrer
Gurnemanz ... Georg Zeppenfeld
Parsifal ... Andreas Schager
Klingsor ... Jordan Shanahan
Kundry ... Ekaterina Gubanova
1. Gralsritter ... Daniel Jenz
2. Gralsritter ... Tijl Faveyts
1. Knappe ... Lavinia Dames
2. Knappe ... Margaret Plummer
3. Knappe ... Gideon Poppe
4. Knappe ... Matthew Newlin
Klingsors Zaubermädchen: Evelin Novak, Catalina Bertucci, Margaret Plummer, Victoria Randem, Lavinia Dames und Marie Henriette Reinhold
Altsolo: Marie Henriette Reinhold
Festspielchor
Festspielorchester
Premiere war am 25. Juli 2023
Weitere Termine: 08., 17., 24., 26.08.2025
Weitere Infos siehe auch: https://www.bayreuther-festspiele.de
https://www.andre-sokolowski.de
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