Drei Ich´s
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So you can feel mit Pieter Ampe | (C) Phile Deprez / Bildquelle: sophiensaele.de
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Bewertung:
Gestern Abend war die vorletzte von mehr als einem Dutzend Performances, mit denen sich die Sophiensaele Berlin anlässlich ihres kleinen Festivals unter dem Motto SAVE YOUR SOUL acht Tage lang "dem theatral-therapeutischen Krisenmanagement" widmeten:
"Woher rührt die aktuelle Faszination in Theater und Performance am Therapeutischen? Wann wurde die Couch zur Bühne – und umgekehrt? Welche Potenziale bieten therapeutische Prozesse und Erzählungen für das Theater und wie können sie in politische Zusammenhänge überführt werden?" (Quelle: sophiensaele.de)
So stand es also angezeigt, und so (also so ungefähr) konnte man dann gewärtig sein, schlussendlich auch dem Gastauftritt des belgischen Performers Pieter Ampe - hinsichtlich des Festival- und Dachthemas - im Ungefähren Folge leisten zu können; es braucht ohnehin und immer allergrößte Fantasiebereitschaft, um sich - insbesondere beim Tanz (noch mehr freilich bei der Performance!) - ein ganz individuelles Bild, eine private Vorstellung von dem zu machen, was man augenblicklich sieht.
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Pieter tritt auf und steht vor einem da. Er hat, trotz seines auffälligen Rauschebarts, ein offenes und freundliches Gesicht. Er sucht direkte Blickkontakte und geht "so gesehen" schnurstracks richtig in die Leute rein. Wer von ihm auserkoren wird, kann sich der Sogkraft seiner Augen kaum erwehren, eigentlich sieht es so aus als wäre es ein Kräftemessen, aber die, die seinem Blick auf gleicher Augenhöhe dann begegnen, tun das freiwillig und gern; ja, es gibt Menschen, denen du von Anfang an, obgleich du sie noch gar nicht richtig kennst, vertraust, das hat wahrscheinlich auch was mit Gefühl zu tun...
So you can feel heißt auch das Pieter-Stück, aber - es dreht sich, wie man nach und nach beobachtet, ausschließlich "nur" um ihn.
Er wechselt immerfort von einem Spiegel (seinem Spiegelbild), der (das) was weiter hinten auf ihn wartet und worin er sich, zur Selbstbestätigung, besieht, nach vorn, wo er das Selbstbesehene von vorhin nachbereitend wiederholt oder zitiert; so geht das immer hin und her.
Auch lässt er Stück um Stück die Hüllen fallen, um sich zum Finale hin mit einem dickflüssigen Milchbrei "einzuseifen". Gleichsam wird ein vorgedrehtes Video, das ihn unterschiedlich groß bzw. klein auf einer Leinwand zeigt, zum kommunikativen Gegenüber.
Mehr war eigentlich dann nicht.
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So you can feel mit Pieter Ampe | (C) Phile Deprez / Bildquelle: sophiensaele.de
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Andre Sokolowski - 17. November 2018 ID 11048
SO YOU CAN FEEL (Sophiensaele Berlin, 16.11.2018)
Von und mit: Pieter Ampe
Musik: Jakob Ampe
Coaching: Alain Platel und Sarah Thom
Outside eyes: Jakob Ampe, Pol Heyvaert, Laura Eva Meuris und Femke Platteau
Technik: Piet Depoortere
Uraufführung in Helsinki (FI) war am 1. November 2014
Weiterer Berlin-Termin: 17.11.2018
Eine Produktion von CAMPO in Koproduktion mit Moving in November (Helsinki, FI), Kaaitheater (Brussels, BE) und BIT Teatergarasjen (Bergen, NO)
Weitere Infos siehe auch: http://www.sophiensaele.de/
http://www.andre-sokolowski.de
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