25. Februar 2014 - Admiralspalast Berlin
SWAN LAKE RELOADED
Tchaikovsky meets Streetdance
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Foto (C) Mats Bcker
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Ein Kommen und Gehen im
Admiralspalast
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Das erste und bisher auch letzte Mal, dass ich im Admiralspalast Berlin verweilte, war anlässlich seiner 2006er Wiedereröffnung. Klaus Maria Brandauer hatte da Brechts Dreigroschenoper inszeniert. Das war zwar nicht der künstlerische Hammer, aber wenigstens war es (rein künstlerisch) doch stark bemüht; ja und der Tote Hosen-Star Campino wurde eigens zu dem Zweck als Schauspieler erkannt als wie beschäftigt - nach der für ihn fremdelnden Geschichte gab es allerdings, nach meinem Wissen, keine nennenswerte Wiederholung dieser Art. Will trotzdem sagen: "Früher" wurde halt im Admiralspalast noch Hohe Kunst versucht.
Die Großvergnügungsstätte hat ja eine sehr interessante Bau- und auch Veranstaltungsgeschichte - kann man kurz und bündig bei den Wikipedia-Freunden nachlesen. Nunmehr - also nach meinem über sieben Jahren Nicht-vor-Ort-gewesen-Sein - hat sich doch Einiges im Wesen nach total verändert; um zwei Beispiele zu nennen:
Wie im Kino (als es so was ja noch gab) durchstreifen Angestellte dieses Hauses, welche einen Bauchladen um sich gebunden tragen, kurz vor Vorstellungsbeginn die Sitzreihen und bieten eine Auswahl kühler Leckereien aus dem reichhaltigen Schöller- und/oder Langnese-Sortiment den Gästen an... Während der Vorstellung (was mir dann auch so völlig neu gewesen war) gibt es ein permanentes Kommen oder Gehen...
Ein gewisses Proletariersein (nichts gegen Proletarier!!) macht sich aufs Gemeinschaftliche breit - das überwindet freilich die sonst übliche Distanz zwischen sich abrackernden Kunstschaffenden und dem zusehenden Publikum. Doch wird wohl diese neuartige Hürdelosigkeit am ehesten noch von dem volkstümlichen Teil im schwarzen Saal-Off als den lichtscheinüberfluteten Beteiligten auf offner Bühne dankend angenommen sein. Man nannte ähnlich sich manifestierende gesellschaftliche Phänomene früher auch den Untergang des Abendlandes oder so; na ist ja auch egal.
Auf jeden Fall: Die "neue" Atmosphäre, die der Admiralspalast Berlin vermittelt, braucht schon Abgehärtetheit oder Gewöhnung für so Zugereiste so wie mich...
* * *
Ich ging dahin, weil ich mir eine pfiffige Neusichtung des Tschaikowski-Schwanensee versprach. Der werbende Promotion-Text verhieß dann Dieses hier:
"Swan Lake Reloaded - Tchaikovsky meets Streetdance ist eine kühne Vision modernen Tanztheaters, der es gelingt, die technisch und akrobatisch hochanspruchsvollen Choreografien einer Streetdance-Show in ein künstlerisches und erzählerisches Konzept einzubinden. Hochkultur und Entertainment verschmelzen zu einem überwältigenden audiovisuellen Gesamtkunstwerk und machen Swan Lake Reloaded zu einer der spektakulärsten Inszenierungen der jüngeren Vergangenheit."
Aha.
Und sollte ich nach meinem unmaßgeblichen Gesamteindruck von diesem anderthalbstündigen als wie pausenlosen Abend Fredrik Rydmans (Idee, Choreografie und Set Design) jemals gefragt werden, würde ich - und in aller mir gebot'nen Kürze - Das hier meinen: Null Berührung UND gemeingefährliche Beschallung!!
Alle tänzerischen Abarbeitungen sind von dem Vorwurf (s.o) freilich ausgeschlossen.
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Bewertung:
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Andre Sokolowski - 25. Februar 2014 ID 7637
SWAN LAKE RELOADED (Admiralspalast Berlin, 25.02.2014)
Idee und Choreografie: Fredrik Rydman
Set Design: Fredrik Rydman / Lehna Edwall
Graffitti Malerei: Daniel “Mr Puppet” Blomqvist
Lichtdesign: Linus Fellbom / Emma Westerberg
Kostümdesign: Lehna Edwall
Choreografische Assistenz: Jennie Widegren
Projektionen: Grafala; Andreas Skärberg, Johan Andersson / Mathias Erixon
Musik: Originalmusik von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky
Für Swan Lake Reloaded komponierte Musik von: Adiam Dymott / Eye n’ I (PH3) / Salem Al Fakir / Lune / Moneybrother / Skizz (Stockholmssyndromet) / Mario Perez Amigo und Fredrik Wentzell
Produzentin: Annica Sigfridsson
Besetzung:
Odette ... Maria Andersson
Siegfried ... Stefan Puxon
Rotbart ... Joshua Kinsella
Die Mutter ... Lizzie Gough
Der Hofnarr ... Fredrik "KAOS" Wentzel
Schwäne ... Rim Shawki, Lisa Arnold und Eva Gardfors
Siegfrieds Freunde ... Kevin Foo und Martin Jonsson
Berliner Wiederaufnahme war am 25. Februar 2014
Weitere Termine: bis 2. 3. 2014
Eine Produktion der Blixten & Co
Weitere Infos siehe auch: http://www.admiralspalast.de/veranstaltung/swan-lake-reloaded/
http://www.andre-sokolowski.de
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