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Vorm Bühnenprospekt

LA FAVORITE
am Teatro Massimo


La favorite am Teatro Massimo in Palermo | Foto (C) Rosellina Garbo

Bewertung:    



Das Teatro Massimo in Palermo ist Italiens größtes Opernhaus, zudem wird es auch als "drittgrößtes" in Europa gelistet. 1.300 Besucher fasst sein mit einer Riesenkuppel überspannter und daher gigantisch anmutender Saal und hat weit über hundert Jahre auf dem Buckel; allein seine Erbauung durch die Architekten Giovanni Battista Filippo & Ernesto Basile (Vater und Sohn) einschließlich seiner künstlerischen Ausgestaltungen erstreckte sich von 1875 bis 1897. Eine Kirche und ein Kloster mussten damals weichen, um diesem im Stil des Historismus entworfenen Prachtbau am ehemaligen Westtor der Altstadt Platz zu schaffen.

Von 1974 an blieb das Opernhaus - nach einer "provisorischen Schließung" wegen baulicher Mängel - sage und schreibe fast ein Vierteljahrhundert geschlossen! Korruption und eine mafiose Baupolitik "ermöglichten" einen derartigen Skandal. Erst dem unermnüdlichen Engagement von Leoluca Orlando, dem wegen seines mutigen Kampfes gegen die Mafia weltweit berühmt gewordenen damaligen Bürgermeister von Palermo, war und ist die endliche Wiedereröffnung 1997 zu verdanken gewesen!



Das Teatro Massimo in Palermo, Außenansicht | Bildquelle: Wikipedia


Das Teatro Massimo in Palermo, Blick in den Zuschauersaal | Bildquelle: Wikipedia


Seither spielt es im Stagione ungefähr ein gutes Dutzend neu produzierte Opern- und Ballettaufführungen (in 2019 beispielsweise Monteverdis Il ritorno di Ulisse in patria, Puccinis Turandot, Mozarts Idomeneo, Verdis La traviata), aber auch zahlreiche Konzerte stehen pro Saison auf dem Programm.

*

Wir pickten uns jetzt Donizettis wohl nicht allzu oft die Weltbühnen erreichende La favorite [zu deutsch: Die Favoritin] heraus; Premiere war dann erst vor ein paar Tagen...

Sie scheint frei erfunden und bedient sich freilich, dass man sie in etwa und historisch einzuordnen in der Lage wäre, eines "nachprüfbaren" Korsetts, die beiden Handlungsorte sind das Kloster zu Santiago de Compostela und der Palast von König Alfons XI. (selbiger war tatsächlich von 1312 bis 1350 der König von Kastillien und Léon):

Novize Fernando liebt die königliche Mätresse Leonor de Guzman, weiß dann aber nichts von ihrer Favoritinnen- also Mätressenexistenz, aus welcher sie der König, noch bevor die Liebenden sich erstbegegneten, hochgnädiglich "entließ"; wahrscheinlich wollte sie den kleinen Makel ihrer Kurzvita für sich behalten, was sich zwangsläufig als Trugschluss 'rausstellte - kurzum: Er kriegt "es" raus und ist damit der Letzte in der Kette derer, die "es" längst schon alle vorher wussten, und verstößt sie. Sie für ihren Teil hält diese Schmach nicht aus und stirbt am Schluss! Lied aus.

Regisseur Allex Aguilera und sein Ausstatter Francesco Zito transkribierten die Schmonzette in die Zeit des Komponisten also in die ungefähre Mitte neunzehntes Jahrhundert; es sieht aus, als wollten sich so "Damals-Heutige" in ihren aktuellen Echt-Klamotten, weil vielleicht das Geld fürs Nähen noch viel älterer Klamotten nicht mehr ausreichte, mit einem Stück von anno dazumal beschäftigen, wo es um großviel Liebe oder so was geht; egal.

Die Bühnenprospekte sehen großschön aus, ja und das ausführende SängerInnenpersonal steht allermeistens davor fast wie angenagelt; Stehkonzerte nennt man hierzulande diese Art "Regietheater" - ausschließlich des großgewichtigen Ballettblocks, der von hausinternen TänzerInnen professionell verabsolviert wurde...

John Osborn erntete als Novize Fernando einen großbegeisterlichten Beifall; seine schöne und sehr ruhige Arie aus dem dritten Akt musste er noch ein zweites Mal vorsingen!

Sonia Ganassi (= Leonor) konnte dann ebenfalls vor allem in den leisen Tönen mehr noch punkten als wenn sie mit Vollkraft aus sich raus sang.

Gesang und Ausstrahlung von Marko Mimica (= Balthasar, Prior des Klosters St. Jacopo) gefielen uns am besten!!

Das vom Temperament her nicht gerade explodierende sprich relativ zurückgenomm'ne Dirigat Francesco Lanzillottas fanden wir gewöhnungsbedürftig.

Alles in allem - schon besuchenswert.




La favorite am Teatro Massimo in Palermo | Foto (C) Rosellina Garbo


Andre Sokolowski - 2. März 2019
ID 11255
LA FAVORITE (Teatro Massimo Palermo, 28.02.2019)
Musikalische Leitung: Francesco Lanzillotta
Inszenierung: Allex Aguilera
Ausstattung: Francesco Zito
Licht: Caetano Vilela
Choreografie: Carmen Marcuccio
Besetzung:
Leonor de Guzman ... Sonia Ganassi
Ines, Leonors Vertraute ... Clara Polito
Fernando ... John Osborn
Alfons XI., König von Kastillien ... Simone Piazzola
Balthasar, Prior des Klosters St. Jacopo ... Marko Mimica
Don Gasparo ... Blagoj Nacoski
Un seigneur ... Carlo Morgante
Orchestra, Coro e Corpo di ballo del Teatro Massimo
Premiere war am 24. Februar 2019.
Weitere Termine: 02., 03.03.2019


Weitere Infos siehe auch: http://www.teatromassimo.it


http://www.andre-sokolowski.de

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