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Die Schöne(n)

und das

Biest



Die Gezeichneten von Franz Schreker an der Oper Köln | Foto (C) Klaus Lefebvre

Bewertung:    



Von den zehn Opern, die der Komponist Franz Schreker (1878-1934) schuf, zählt Die Gezeichneten zu den bis heute nicht zu oft gespielten Bühnenwerken - ähnlich nicht zu oft wie beispielsweise auch Der ferne Klang und Irrelohe. Schreker dachte sich seine Libretti selber aus und schrieb also auch deren Texte - dass er keine große Dichter-Leuchte war, erschloss oder erschließt sich aus den Übertitelungen.

Meistens geht es ziemlich sexuell in diesen merkwürdigen Stücken zu - vielleicht so eine Art von Vorliebe des Dichterkomponisten (der es sich natürlich nicht zum Ziel gesetzt hatte, sein diesbezüglich-großes Vorbild, also Komponist UND Librettist in Personalunion zu sein, zu toppen)?



"Der genuesische Edelmann Alviano macht sich aufgrund seiner Hässlichkeit keine Hoffnung auf Liebe. Carlotta, die künstlerisch ambitionierte Tochter des Bürgermeisters von Genua, fühlt sich von ihm angezogen und möchte seine »schöne Seele« malen. Alviano versteht dieses Interesse an seiner Person falsch und wähnt sich ernsthaft geliebt. Als Carlotta dem moralisch haltlosen Verführer Tamare verfällt und an dieser Beziehung zugrunde geht, tötet Alviano den Rivalen und wird wahnsinnig." (Quelle: oper.koeln)


Herzkranke (?!) Malerin pirscht sich am Anfang an besagten adeligen Quasimodo ran. Sein Horroräußeres scheint ihr rein künstlerisch zu passen, ja, es inspiriert sie ungemein. Sie wähnt aus diesem abstoßendem Stück Materie ein paar Fetzen Seel'chen rauskitzeln zu können, sie "bildkünstlerisch" auf ihre Leinwände zu bannen; es gelingt mit Ach und Krach. Danach lässt sie ihn quasi wieder fallen - ja, ein Fall von Kunst & Leben, wie sie unvereinbarer nicht sein könnten.

In Patrick Kinmonth's Sicht der Dinge spielt sich die Geschichte um die Sündengrotte, die sich unser Quasimodo ausgedacht hat, auf 'nem Autofriedhof statt. Und Marco Jentzsch (in Autoschlosserkluft, aber vielzu un-ungestalt und unhässlich) singt seinen Part mit schier bewundernswerter tenoraler Leuchtkraft und scheint überhaupt der Haupt-Gezeichnete des Zweidreiviertelstünders! Ihm spiegelverkehrthaft-ebenbürtig kehrt Bariton Bo Skovhus das Zügellose einer nicht zu bändigenden jungen und darum wohl schönen Manneskraft hervor - dem will sich selbstverständlich die Altistin Anna Gabler nicht verschließen; es gibt ausufernde Zweier-Szenen sowohl zwischen ihr und Skovhus als auch zwischen ihr und Jentzsch, die ihr eine gewisse Hochsirenenrattigkeit (auch stimmlich) attestieren.

Stefan Soltesz leitet ein, was nicht nur Schrekers aufpeitschenden Dauerklangrausch sondern auch die herrlich-leisen und vor allem sinnlichen Passagen dieser Riesenpartitur betrifft, vorzüglich aufgestelltes Gürzenich-Orchester.




Die Gezeichneten an der Oper Köln | Foto (C) Klaus Lefebvre


Ein kapazitätenbindender Kraftakt der absoluten Sonderklasse - - jammerschade, dass dann heute (Sonntag) schon die letzte Vorstellung gewesen sein soll(te).
Andre Sokolowski - 16. Juli 2017
ID 10146
DIE GEZEICHNETEN (Staatenhaus, 14.07.2017)
Musikalische Leitung: Stefan Soltesz
Inszenierung und Ausstattung: Patrick Kinmonth
Co-Kostüme und Co-Bühne: Darko Petrovic
Licht: Andreas Grüter
Dramaturgie: Georg Kehren
Chorleitung: Andrew Ollivant
Choreografische Mitarbeit: Athol Farmer
Besetzung:
Herzog Antoniotto Adorno ... Oliver Zwarg
Graf Vitelozzo Tamare ... Bo Skovhus
Lodovico Nardi, Podestà ... Bjarni Thor Kristinsson
Carlotta Nardi, seine Tochter ... Anna Gabler
Alviano Salvago, genuesischer Edelmann ... Marco Jentzsch
Guidobaldo Usodimare, Edler ... Martin Koch
Menaldo Negroni, Edler ... John Heuzenroeder
Michelotto, Edler ... Insik Choi
Gonsalvo Fieschi, Edler ... Miljenko Turk
Julian Pinelli, Edler ... Lucas Singer
Paolo Calvi, Edler ... Matthias Hoffmann
Der Capitaneo di Giustizia ... Oliver Zwarg
Ginevra Scotti ... María Isabel Segarra
Martuccia, Haushälterin ... Adriana Bastidas Gamboa
Pietro, ein Bravo ... Michael Pflumm
Ein Jüngling ... Young Woo Kim
Ein Mädchen ... Maria Kublashvili
1. Senator / 1. Bürger ... Alexander Fedin
2. Senator / 2. Bürger / Riesiger Bürger ... Martin Kronthaler
3. Senator / 3. Bürger ... Julian Schulzki
Vater ... Miljenko Turk
Mutter ... Astrid Schubert
Kind (Junge) ... Solist des Kölner Domchores
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere an der Oper Köln: 20. April 2013
Wiederaufnahme: 2. Juni 2017
Letzter Termin: 16.07.2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.oper.koeln


http://www.andre-sokolowski.de

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= schon gut


= geht so


= na ja


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