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               | | Herz, 
 Schmerz,
 
 Trallala
 |   La Rondine von Puccini an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Bettina Stöß
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 | Bewertung:   
 
 
 La Rondine (UA 1917) heißt zu deutsch: Die Schwalbe. Das ist eine von den "unbekannten" (eher: nicht so oft gespielten) Opern Giacomo Puccinis (1858-1924), und sie zählt zugleich zu seinen Spätwerken - danach kamen nur noch Il Trittico (UA 1918) und die unvollendete Turandot (UA des Fragments 1926).
 
 Sie klingt irgendwie besonders und obgleich total - mit stark-erinnerlichten Höreindrücken an Bohème und Butterfly - halt nach Puccini: Herz und Schmerz und all das schnulzig-schöne Trallala; kurzum: Sie ist doch eigentlich erbarmungsloser Kitsch!
 
 
 "Alfred Maria Willner, der Erfolgsautor des Wiener Carltheaters (Die Dollarprinzessin, Der Graf von Luxemburg) hatte zusammen mit Heinz Reichert ein Libretto mit dem Titel Die Schwalbe verfasst, das sie Puccini zur Verfügung stellten. Puccini machte von Anfang an klar, dass er keine konventionelle Operette schreiben würde, gesprochene Dialoge schloss er aus, aber eine 'lyrische Komödie' etwa im Sinne des Rosenkavalier wolle er sich gern vornehmen. Die Grundstruktur einer Operette ist in dem von Giuseppe Adami bearbeiteten und ins Italienische übertragenen Libretto durchaus noch zu erkennen: drei Akte mit einem großen Durcheinander im Finale des 2. Aktes; zwei Sopran-Tenor-Paare, die gesellschaftlich ein 'Oben' und 'Unten' spiegeln. Auch die Verwendung von Tänzen, insbesondere des Walzers, ist für Puccini neu. Ganz anders aber ist der Schluss, der sich in kein Opern- oder Operettenschema einordnen lässt." (Quelle: deutscheoperberlin.de)
 
 
 Verzwickte Werkgeschichte; noch dazu "durfte" das Werk - wegen des Ersten Weltkriegs - nicht in Wien uraufgeführt werden, und Monte Carlo "durfte" daher ran.
 
 Der Plot der Schwalbe in und aus Paris geht ungefähr dann so:
 
 
 Salonbetreiberin langweilt sich an der eigenen Salonscheinwelt und würde wieder liebendgern "wie früher" (als sie noch ein unschuldiges, junges Ding gewesen war) unschuldig lieben - und, gesagt-getan, erscheint auch schon ein unschuldiger, junger Fremder (Mann vom Lande), der das Leben (Lieben?) in der Großstadt kennenlernen will - im Etablissement "Bullier" lernen sich Beide kennen; die Salonbetreiberin hatte sich hierfür extra, so "wie früher", als ein unschuldiges, junges Ding verkleidet; und bei Beiden funkt es ernstlich - schließlich wollen sie (zum Schluss der Oper) ihre unschuldige, junge Liebe ganz allein in Zweisamkeit an der Riviera ausleben; da kommt ein Brief der Mutter von dem vormals Fremden, und sie segnet (in dem Brief) die unschuldige, junge Liebe und "empfiehlt" zu heiraten und auch für Nachkommen zu sorgen (wie die umsichtigen Mütter halt so sind); das allerdings findet die Ex-Salonbetreiberin dann nicht so gut, sie wollte eigentlich bloß die Geliebte von dem vormals Fremden sein, nicht seine Gattin & Gebärmutter - - die vormals (un)schuldige, aufgejüngte Liebe scheitert und zerbricht.
 
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 Der Startenor Rolando Villazón traute sich zu, die Hardcore-Schnulze für die Deutsche Oper in der Bismarckstraße auf der Groß- und Breitwandbühne (von Johannes Leiacker) zu inszenieren. Das gelang ihm irgendwie ganz gut; er legte Wert auf äußerlichen Luxus-Pomp (Kostüme von Brigitte Reiffenstuel). Alles versetzte er "stilwidrig" in die Charlestonzeit und führte dennoch, quasi wie vom Blatt weg, eine Eins-zu-eins-Regie. Die drei von ihm hinzu erfundenen Fechtmaskenmänner (höchstwahrscheinlich die Verflossenen, Verstoßenen, Verlassenen jener Salonbetreiberin) verliehen der Gesamtsicht Villazóns ein kropfhaftes Zuviel.
 
 Aurelia Florian sang und spielte Magda. Manchmal sah's so aus, als wäre sie tatsächlich so ein Zwischending von der Capriccio-Gräfin und der Feldmarschallin aus dem Rosenkavalier von Richard Strauss. Ihre Partie ist üppig und sehr ausholend; es machte dieser Sängerin bestimmt Vergnügen ihre Rolle aufzusingen. / Alexandra Hutton war eine musetteartige Lisette, hoch und schrill und leicht und lustig. / Charles Castronovo machte als Fremder außerhalb und in Paris eine gewünschter Maßen ländliche Figur und sang natürlich auch dann üppig aus sich raus. // Roberto Rizzi Brignoli dirigierte das Puccini-erfahrene Orchester der Deutschen Oper Berlin; der Chor hatte im 2. Akt sehr viel zu tun und "hing" an manchen Stellen dem vorauseilenden Musizieren aus dem Graben etwas hinterher.
 
 Sehr liebevoll besorgte Rarität. Auch: repertoiretauglich.
 
 
 
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 |   La Rondine von Puccini an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Bettina Stöß
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 Andre Sokolowski - 13. März 2015
 ID 8496
 LA RONDONE (Deutsche Oper Berlin, 12.03.2015)
 Musikalische Leitung: Roberto Rizzi Brignoli
 Inszenierung: Rolando Villazón
 Bühne: Johannes Leiacker
 Kostüme: Brigitte Reiffenstuel
 Licht: Davy Cunningham
 Chöre: William Spaulding
 Dramaturgie: Curt A. Roesler
 Choreografie: Silke Sense
 Besetzung:
 Magda ... Aurelia Florian
 Lisette ... Alexandra Hutton
 Ruggero ... Charles Castronovo
 Prunier ... Álvaro Zambrano
 Rambaldo ... Stephen Bronk
 Périchaud / Ein Haushofmeister ... Carlton Ford
 Gobin ... Sunnyboy Dladla
 Crébillon ... Thomas Lehman
 Yvette ... Siobhan Stagg
 Bianca ... Elbenita Kajtazi
 Suzy ... Stephanie Lauricella
 Chor, Opernballett und Orchester der Deutschen Oper Berlin
 Premiere war am 8. März 2015
 Weitere Termine: 14., 18., 27. 3. / 29. 6. / 3. 7. 2015
 
 Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de
 
 
	 Post an Andre Sokolowski
 http://www.andre-sokolowski.de
 
 Rosinenpicken
 
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   = nicht zu toppen
 
 
   = schon gut
 
 
   = geht so
 
 
   = na ja
 
 
   = katastrophal
 
 
 
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