Auf nach
  Windsor!
 
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 Die junge Crew der Lustigen Weiber von Windsor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin | Foto (C) Astrid Ackermann
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 Otto Nicolai's Die lustigen Weiber von Windsor wurden 1849 am damaligen Königlichen Opernhaus Berlin (heute der Staatsoper Unter den Linden) aus der Taufe gehoben. Ihr im ostpreußischen Königsberg geborener und doch nur 39 Jahre alt geword'ner Komponist war - außer dass er mit den Weibern eine der wohl schönsten sowie populärsten deutschen Spielopern geschaffen hatte - auch als legendärer Gründer von den Wiener Philharmonikern in das Geschichtsbuch eingegangen; aber das nur nebenbei bemerkt. 
 
 Der Nicolai & seine Weiber sollten, wie man soher denken könnte, zum ganz unverbrüchlich-festen Bollwerk für die hauptstädtische Traditionspflege in puncto "Opern in Berlin" gehören - - aber weit gefehlt! Seit Jahren und Jahrzehnten gibt es keine Weiber-Produktion in einem der drei Stiftungshäuser, und obwohl sich hundertpro mit ihnen Kasse machen lassen könnte, so wie beispielsweise auch mit Lortzing-Opern (Lortzing der Berliner!).
 
 Freilich sind die Weiber irgendwie recht putzig oder sogar bieder - so wie alle damaligen Spielopern; aber das brachte halt der Biedermeier-Backround, wo sie hinverortet werden müssten, mit sich; nützt ja nix. Putzig und bieder hin und her - jetzt demonstrierten uns blutjunge Leute aus der HfM Hanns Eisler, was seit Jahren und Jahrzehnten arg versäumt zu haben die Berliner Opernhäuser sich zuschulden haben kommen ließen; aus dem Werk für Oma und für Opa wurde justament ein Hype reanimierenden Musiktheaters.
 
 Szenisch (Regie: Georgios Kapoglou / Ausstattung: Verena Neumann) etwa so:
 
 Die deutschen Edgar-Wallace-Filme, heißt es auf der HfM-Website, wären "perfekter Hintergrund für ein deutsches, bürgerliches und von Doppelmoral geprägtes Windsor. In dieser schwarzweißen Reminiszenz erspielt das Ensemble die hellen und dunklen Abgründe der musikalischen Komödie." Von Eddi Arent, Blacky Fuchsberger und Karin Dor war zwar dann nix zu sehen, aber feelingmäßig (die Frisur-Choucrouten bei den Weibern oder 70er-Jahre-Tapeten) spürte man die Zeit dann schon... Der Schreiber dieser Zeilen zählte zu den ersten Scheiben seiner jungenhaften Plattensammlung eine Aufnahme der Weiber unter Robert Heger; diese stammte aus dem Jahre 1968...
 
 Und die zwei Protagonistinnen (der Hochschul-Weiber-Produktion) Gina May Walter als Frau Fluth und Caroline Schnitzer als Frau Reich können es wohlweißlich mit den zwei um Jahrzehnte reiferen Aktricen aufnehmen; Ruth-Margret Pütz, Gisela Litz klangen auf jeden Fall nicht annähernd so forsch-spektakulär wie ihre aktuellen Nachkomminnen!! 
 
 Die zwei Baritone Changbo Wang und Justus Wilcken als die Gatten Fluth und Reich vermittelten sowohl im Stimmlichen als auch im Mimischen eine respekterheischend-souveräne Ausstrahlung.
 
 Der Sänger Patrik Hornak (mit dem selbst für altgediente Weltstarhasen fast unsingbar scheinenden Tenor-Hit "Horch, die Lerche singt im Hain"; und nur Fritz Wunderlich vermochte seiner Zeit vielleicht in ihn unangestrengte Singkultur zu investieren) tat auf imposante Fenton-Höhen peu à peu hinaufklettern und hielt sich dorten ziemlich gut. 
 
 Sängerin Hanna Jung als Anna Reich vermochte schwereloses Zwitschern mit gesanglicher Delikatesse zu verbinden; es klang makellos.
 
 Unausgestopft und also völlig "atypisch" meisterte Andrei Zhukov seinen Falstaff. Er hat freilich nicht die Schwarztiefe des Basses eines Gottlob Frick; doch wenn man sich vom früheren Klischee der Rolle etwas lösen konnte, wollte die Begeisterung für ihn unmissverständlich nach und nach erwachen!
 
 In diversen Nebenrollen glänzten Fei Su (als der Junker Spärlich), Iddo Beit-Halachmi (als Dr. Cajus) und Adam Tulassay (als Kellner/Wirt).
 
 Seongyun Kim leitete ein in jeder Hinsicht frech und frisch drauf los spielendes Opernorchester der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Schönes Violinsolo im Übrigen von Mayumi Kanagawa; und ich musste auch andauernd zu Heidi Rahkonen (der Solokontrabassistin) hinüberblicken - ausgerechnet dann bei ihr, als Beispiel nur, konnte insonders diese  frech-frisch sich manifestierende Spielart und -weise des Orchesters individualeste Begutachtungen finden.  
 
 Toller Abend!!!
 
 
 
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 Das sind Gina May Walter und Caroline Schnitzer (v.l.n.r.) - zwei der Lustigen Weiber von Windsor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin | Foto (C) Astrid Ackermann
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Andre Sokolowski - 27. April 2016 ID 9278
 
 
DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR (Studiosaal der HfM Hanns Eisler Berlin, 26.04.2016)
 Musikalische Leitung: Stewart Emerson 
 Regie: Georgios Kapoglou 
 Bühnen- und Kostümbild: Verena Neumann 
 Choreinstudierung: Stelios Chatziktoris 
 Besetzung:
 Frau Fluth ... Gina May Walter
 Frau Reich ... Caroline Schnitzer
 Herr Fluth ... Changbo Wang
 Herr Reich ... Justus Wilcken
 Junker Spärlich ... Fei Su
 Dr. Cajus ... Iddo Beit-Halachmi
 Fenton ... Patrik Hornak
 Anna Reich ... Hanna Jung
 Sir John Falstaff ... Andrei Zhukov
 Kellner/Wirt ... Adam Tulassay
 Opernorchester der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
 HXOS-Chor Berlin & Gesangsstudierende der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
 Dirigent: Seongyun Kim
 Premiere war am 26. April 2016
 Weitere Termine: 27., 29., 30. 4. / 2., 3. 5. 2016
 
 
 Weitere Infos siehe auch: http://www.hfm-berlin.de
          
     
         http://www.andre-sokolowski.de
  
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