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Konzertkritik

Strawinsky.

Ganz


Berliner Philharmoniker


Das ist Sir John Eliot Gardiner | Foto (C) Sim Canetty Clarke/Bildquelle: berliner-philharmoniker.de

Bewertung:    



Vor zehn Jahren sollten weltberühmte Film- und Bühnenstars in zwei Konzerten der Berliner Philharmoniker das allgemeine Blitzlicht auf sich lenken: Isabelle Huppert (Perséphone) und Bruno Ganz (Manfred) taten die jeweiligen Sprechrollen der gleichnamigen Stücke - mit qualitativ recht unterschiedlich zu beurteilender Deklamierungsart und -weise - übernehmen. Bei dem Ersten handelte es sich um ein Strawinsky-Oratorium, bei dem Zweiten um ein kaum bzw. nie gespieltes Schumann-Opus. Wir erinnern nebenbei daran, weil es zu gestern Abend, also nachbereitend, ganz gut passt, denn: Wieder gab's ein konzertant gebotenes Musiktheaterwerk Igor Strawinskys zu erleben, und erneut war Bruno Ganz (inzwischen 75jährig) live dabei.

Sir John Eliot Gardiner, der Grandseigneur der Alten Musik, hatte sich (außer die Ballettmusik Apollon musagète) das Opern-Oratorium Oedipus Rex aufs Dirigentenpult gelegt:


"Für den gleichwohl unerlässlichen Gesangstext des Männerchors und der Solisten" hätte der Strawinsky, wie uns Wolfgang Stähr in seinem lesenswerten Beitrag im Programmheft aufklärte, "den französischen Schriftsteller Jean Cocteau, ein literarisch-künstlerisches Multitalent" gewonnen. Die Besonderheit des Textes, "eine(r) komprimierte(n) Fassung der Sophokles-Tragödie, von dem Jesuitenpater und späteren Kardinal Jean Daniélou ins Lateinische übertragen" sei jedoch der Part des Erzählers, "der das Publikum in der Landessprache der jeweiligen Aufführung über das ritualisierte Geschehen auf der Bühne orientieren soll, etwa gleich am Anfang mit den Worten: 'Verehrtes Publikum! Sie werden heute Abend eine lateinische Fassung des Oedipus Rex hören. Damit Sie weder Gehör noch Gedächtnis sonderlich strapazieren müssen, und weil das Opern-Oratorium nur die monumentalen Grundzüge der Szenen wiedergibt, werde ich Ihnen das Drama des Sophokles Schritt für Schritt in Erinnerung rufen.'"


Und genauso [s.o.] machte es der große Mime aus der Schweiz. Seine Erzähler-Position war oberhalb der in zwei breite Reihen aufgestellten Herren des Rundfunkchors Berlin (!!!). Sechs kurze Sprechblöcke hatte er da, mit Mikrofonverstärkung, abzuliefern; und er individualisierte seine Einsätze als offiziell so deklarierte "Fassung von Bruno Ganz".

Überhaupt zeichnete sich die Aufführung dieses so zeitlosen und ätzend-aufrüttelnden Stücks nicht nur durch seine szenisch einprägsame Optik aus; sämtliche Sänger (Andrew Staples, Ashley Riches, Gianluca Bratto, Alex Ashworth, Gareth Treseder) einschließlich Männerchor waren von ihren Mündern aufwärts weiß geschminkt; als ob Ruth Berghaus mitgedacht hätte. Einzig Jennifer Johnston (als Iokaste) kam und ging halt "ganz natürlich" wie sie war - nachdem der aufklärende Donnerpunkt erreicht wurde (als ihr inzestuöser Mutter/Gattin-Status letztlich und vor Allen rauskam), wurde sie in Konsequenz nicht mehr gesichtet. Der Orchesterapparat war abgedunkelt. Auf den Punkt genau wurden die grellen Lichtspots auf die je Agierenden gesengt. Zum Atemanhalten!

Musikalisch hatten wir es ein-eindeutig mit dem besten aller Philharmoniker-Konzerte dieser nun zur Neige gehenden Saison zu tun! Der Gardiner klassifizierte sich - kantig-präzise und doch unaufdringlich dirigierend, quasi "unsichtbar" für neugierige Dritte - als unaustauschbare Koryphäe für Strawinsky'sche Vermittlung, und das hatte schon (alleinstellungsmerkmalig) einen untoppbaren Qualitätsanspruch. Solisten, Chor, Orchester übertrafen sich höchstselbst.

Ganz unvergesslich, ein Ereignis!!
Andre Sokolowski - 3. Juni 2016
ID 9354
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 02.06.2016)
Igor Strawinsky: Apollon musagète, Ballett in zwei Bildern (revidierte Fassung von 1947)
- Oedipus Rex, Opern-Oratorium in zwei Akten für Sprecher, Soli, Männerchor und Orchester
Besetzung:
Andrew Staples (Oedipus)
Jennifer Johnston (Iokaste)
Ashley Riches (Kreon)
Gianluca Buratto (Teiresias)
Alex Ashworth (Bote)
Gareth Treseder (Hirte)
Bruno Ganz (Sprecher)
Herren des Rundfunkchors Berlin (Priester, Wachen, Volk)
Choreinstudierung: Gijs Leenaars
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Sir John Eliot Gardiner
Weitere Termine: 3. + 4. 6. 2016


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de


http://www.andre-sokolowski.de

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