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Konzertkritik

Orchesterliederwelt

von Hugo Wolf



Der österreichisch-slowenische Komponist und Musikkritiker Hugo Wolf (1860-1903) im Alter von 25 Jahren | Bildquelle: Wikipedia

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Die Sinfonien von Johannes Brahms (den Hugo Wolf als Komponist ablehnte und verachtete) zählen ganz unvermeidlich zum allgegenwärtigen Konzertstandard. Das Publikum weltweit hört sie sehr gern, und die Orchester als wie Dirigenten können prima hiermit mit-/ untereinander konkurrieren. Meinen letzten positiven Hörerlebnis-Schauer - ganz konkret am Beispiel von Brahms' Vierter - hatte ich vor über 30 Jahren, als die Staatskapelle Dresden unter Stabführung Eugen Jochums das Werk aufführte und ich sonach fix & fertig vom Gehörten war. Dieses so glücklich machende Gefühl stellte sich seither nie mehr wieder, was das Brahmshören betreffen sollte, ein - - bis gestern Abend nicht!

Iván Fischer dirigierte das Konzerthausorchester Berlin, und nach deren so ungeahnt-präzis und kammermusikalisch-durchsichtig gebotenen Brahms' Ersten war der alte "ursprüngliche" Eindruck [s.o.] wieder da! Wann hätte ich je vorher diese Sinfonie so klar und frisch (so unbreiig und unverernstet) hören dürfen? Einfach wunderbar! Zum Heulen schön...

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Davor gabs Sechs Orchesterlieder auf Gedichte von Goethe und Mörike von Hugo Wolf.


Der ist nur 43 Jahre alt geworden und war arm wie eine Kirchenmaus. Mit 18 zog er sich Syphilis zu, die seinen 27jährigen Verstand von da ab ziemlich unterwanderte. "Wolf hatte unter anderem begonnen, von sich als ernanntem Direktor der Wiener Hofoper zu sprechen, und plante in dieser Funktion, dem Intendanten der Hoftheater seine Aufwartung zu machen. Der für diesen Besuch bestellte Wagen brachte Wolf direkt in die Klinik..." (Quelle: Wikipedia) Er wollte sich das Leben nehmen, doch es klappte nicht. Seine letzten vier Lebensjahre verbrachte der Ärmste in einer Irrenanstalt.


Die vom Sänger Florian Boesch sehr auf Katharsis orientierten Lieder strahlen gleichsam Traurigkeit und Desperates aus. Liest man die im Programmheft mitgereichten Texte hierzu nach, erschließt sich Einem bald auch der gesamte Kosmos, welchen zu vermitteln Boesch (wegen der "Aussprache" von ihm) leider nicht möglich war.



Das ist Florian Boesch - Foto (C) Lukas Beck | Bildquelle: konzerthaus.de


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Am Anfang des Programms die viertelstündigen Sinfonischen Minuten von Ernst von Dohnányi - das Programmheft nannte selbige "eine konzis-klare Musik, klanglich und harmonisch fein abgestimmt, melodisch eingängig und rhythmisch schwungvoll". Insbesondere das abschließende Rondo (was doch sehr, sehr ungarisch herüberkam) hat ungeheuer Spaß gemacht beim Hören!

Das Konzerthausorchester ist in einer derzeit wohl beneidenswerten klanglichen wie spielerischen Grund-Verfassung, und - was man so sehen kann - in idealer Harmonie mit seinem aktuellen Chef! Ein Segen für es, dass der Iván Fischer vor zwei Jahren zu ihm stieß.


Andre Sokolowski - 20. Dezember 2014
ID 8334
KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN (Konzerthaus Berlin, 19.12.2014)
Ernst von Dohnányi: Sinfonische Minuten für Orchester op. 36
Hugo Wolf: Sechs Lieder nach Gedichten von Johann Wolfgang Goethe und Eduard Mörike, für Gesang und Orchester bearbeitet vom Komponisten
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Florian Boesch, Bariton
Konzerthausorchester Berlin
Dirigent: Iván Fischer


Weitere Infos siehe auch: http://www.konzerthaus.de


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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