Marianne Rosenberg: "Für immer wie heute"
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DVD-Besprechung
Marianne Rosenberg: Für immer wie heute (SPV Recordings)
Ein Mysterium gänzlich eigener Art stellt er zweifellos dar, der Begriff des „Kultes“, welcher in variabler Ausformung zumeist im Hinblick auf das gebraucht wird, was dem Rezensenten nicht selten erhebliche Schwierigkeiten bereitet. In diesem Zusammenhang immer mal wieder gerne angeführt worden ist beispielsweise die so genannte „Lindenstraße“, ein bar jeglichen darstellerischen Talentes besetzter und im völligen Niemandsland des geistigen Vakuums angesiedelter Rohrkrepierer an Sendeformat. Oder auch Gildo Horn, jene sich erkennbar an der Grenze zur völligen Verwahrlosung fortbewegende Missgeburt Ekel erregenden Zuschnittes. Erscheinungen angeblich künstlerischen Schaffens eben, bezüglich derer auf die Gefahr hin, ansonsten mit Recht die Fresse ordentlich poliert zu bekommen, individuelle Begeisterung vor Jahren noch möglichst nicht allzu lautstark bekundet wurde, die den Senkgruben der Unterschichtenunterhaltung aber zwischenzeitlich entsteigend zum offenbar breiten Konsens heranreiften.
Gewissermaßen ähnlich verhält es sich auch mit vorliegendem Träger digitaler Datierung. Dass Marianne Rosenberg für manch einen die Personifizierung des in voller Blüte stehenden feuchten Schlagertraumes ist und mittlerweile als ikonenartig ausstaffierter Fetisch der warmen Bruderschaft fungiert, scheint in Ansehung zahlreicher Irrungen des Alltages zwar ohne weiteres nachvollziehbar zu sein. Wenn die Dame aber, wie erst unlängst geschehen, den öffentlich-rechtlichen Gefälligkeitsfragestellungen des devot winselnden Kulturschoßhündchens Hellmuth Karasek mit entrückter Divenhaftigkeit sowie besserwisserisch belehrend entgegnet, ist Vorsicht angezeigt. Denn das zumindest im konkreten Falle wirklich dringend erforderlich gewordene Überdenken der eigenen Existenzberechtigung muss sich nicht zwangsläufig im jüngst Dargebotenen widerspiegeln. Und erwartungsgemäß finden sich auf jenem Live-Mitschnitt dann tatsächlich nur mühsam als Texte deklarierte Binsenweisheiten des Liebeslebens in Form bisweilen mit Kirmesbudenrhythmen unterlegten Liedgutes – was genau genommen so überflüssig ist wie es damals schon war.
Daniel Dohmel - red. / 1. Mai 2005 ID 00000001872
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