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Premierenkritik

Segel setzen

PLATEAU EFFECT mit dem Staatsballett Berlin


Plateau Effect mit dem Staatsballett Berlin | Foto (C) Jubal Battisti

Bewertung:    



Ende April 2020 (erst in 7 Monaten!) tut Sasha Waltz - längst an der Seite von Johannes Öhman Co-Intendantin des Staatsballetts Berlin - das ihr durch den Berliner Senat mit Unterzeichnung des Vertrages v. 23.11.2016 zugeteilte neue Wunschensemble mit der ersten Großchoreografie von sich bescheren: SYM-PHONIE MMXX für Tanz, Licht und Orchester heißt das Werk und ist eine (zu diesem Anlass vom Staatsballett in Auftrag gegebene und von der Staatskapelle Berlin zu spielende) Komposition von Georg Friedrich Haas - ein echtes Highlight also auch für alle Freunde zeitgenössischer Musik.

Bis dahin sind ein zweiteiliger Tanzstückabend mit Choreografien von Ekman/Eyal (in der Staatsoper), ein Sunny-Aufguss von Emanuel Gat (in der Volksbühne) oder "Staatsballett kreativ" (in der Tischlerei der DOB) als Premieren angezeigt. Der einzig neue Klassiker und insgeheime Höhepunkt der Neusaison dürfte Marcia Haydées Dornröschen-Inszenierung (in der Deutschen Oper) werden. Und natürlich runden - aus dem Repertoire gegriffen - solche Klassiker wie Nussknacker, Giselle oder La Bayadére diese Spielzeit idealisch ab.

Es gab recht lautstarke Proteste seitens des Ensembles, spätestens seit ihm die Nominierung Waltz' (die ja von klassischem Ballett in seinem herkömmlichen Sinn so weit entfernt wie Ingwertee zu Bohnenkaffee ist) zu seiner Intendantin voll bewusst geworden war. Beschwichtigendes Abwägen oder vermittelndes Bemühen durch diverse Mediatoren folgten, um die anfängliche kollektive Aufgeregtheit etwas in den Griff zu kriegen - ob das vollständig oder sogar für jeden der Beteiligten gelang, wissen wir nicht. Wir können auch nicht wissen, wohin Waltz den Trupp tatsächlich in den nächsten Jahren führen und entwickeln will - dafür ist sie, was die begonnene Saison 2019/20 anbelangt, vermutlich ausreichend bezahlt, hingegen vollkommen unterrepräsentiert.

Soweit die trüben Aussichten und Einblicke zum saisonalen Auftakt, und viel mehr gibt es in dem Bezug gerade nicht zu sagen. Leider nicht.

*

Jefta van Dinthers Plateau Effect - den wir bereits durch ein 2014er TANZ IM AUGUST-Gastspiel aus Richtung Cullberg kennenlernen durften - wurde als Saisonstart ausgewählt und gestern Abend mit 10 TänzerInnen [Namen s.u.] für das Staatsballett Berlin erstaufgeführt.




Plateau Effect mit dem Staatsballett Berlin | Foto (C) Jubal Battisti


Am Anfang singt einer der Tänzer (wer? es stand nicht im Programmheft!) eine "Neukomposition für die Stimme von Sigríður Kristinsdóttir, die auf Michelle Gurevichs Friday Night beruht" - so kompliziert steht es auf dem Besetzungszettel. Und das hört sich schon sehr schön an; und es sieht auch schön aus, wie sich die zwei Frauen und fünf Männer in dem bühnenausfüllenden Vorhang buchstäblich hineinhängen, wie sie in seinem Stoff Geborgenheiten suchen; zirka eine Viertelstunde geht das so...

Dann fährt die Stoffplane herunter, und zu zehnt wird sie - unter einer fast halbstündigen, endlosschleifigen Dauerbeschallung eines anhaltenden, immergleichen Rhythmus zuzüglich hektisch, hysterisch sich verausgebenden TänzerInnengeschreis - zu einem Riesensegel auf- oder zurechtdrapiert. Sieht irgendwie wie Segelsetzen mit und/oder ohne Seesturm aus.

Zum Ende hin (nach einer umständlichen Prozedur des Segeleinholens) erfolgt das gruppentherapeutische Zusammenrollen der besagten Stoffplane. Schließlich richtet sie sich, aussehend wie 'ne Riesenseeschlange, fast wie alleine auf; und vor bzw. unter ihr verübt die Gruppe konvulsivische Entrückungen als ob sie unter Drogen stehen würde oder so...

Ja und nach einer guten Stunde ist dann irgendwann, abrupter als abrupt, alles vorbei, Black out und Sense.

Toll getanz.

* *

Ein schaler Nachgeschmack bleibt übrig, denn:

Die absichtsvolle Kaperung einer für diese Art von Tanztheater so nicht prädestinierten Ballett-Company hatte auf kommandeuse Weise, fürs Momentum dieser Erstpremiere jedenfalls, obsiegt. Man sollte so was übergriffig nennen.

Andre Sokolowski - 7. September 2019
ID 11664
PLATEAU EFFECT (Komische Oper Berlin, 06.09.2019)
Choreographie: Jefta van Dinther
Sounddesign: David Kiers
Bühne: SIMKA
Licht: Minna Tiikkainen
Einstudierung: Thomas Zamolo
Choreographische Assistenz: Thiago Granato
Mit: Jenna Fakhoury, Yi Chi Lee, Vladislav Marinov, Ross Martinson, Johnny McMillian, Dana Pajarillaga, Tara Samaya, Harumi Terayama, Paul Vickers und Lucio Vidal
Uraufführung durch das Cullberg Ballet war 2013.
Premiere beim Staatsballett Berlin: 6. September 2019
Weitere Termine: 19.09. / 25.,10. / 29.11. / 10., 27.12.2019 // 24., 28., 30.01. / 22.03.2020


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsballett-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

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