Tod durch
Erschöpfung
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Ivanov am Deutschen Schauspielhaus Hamburg | Foto (C) Arno Declair
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Bewertung:
Weil Peter Urban kompromisslos auf der wissenschaftlichen Transkriptionsnorm bestand, heißt das Stück in Hamburg, wo man Urbans Übersetzung verwendet, Ivanov und nicht wie anderswo Iwanow. Bei Karin Beier spielt Devid Striesow die Titelfigur. Von Anfang an signalisieren die Körperhaltung und die leisen Kopfbewegungen den Depressiven. Aber Beiers Sympathie gehört ihm. Die Personen der Handlung scheinen isoliert, sprechen oft über die riesige leere Bühne hinweg mit einander, aber Ivanov steht, auch wenn er gar nicht anwesend ist, im Zentrum.
Unvermittelt lässt Karin Beier das Stück, in das sie mit ihrer Dramaturgin Rita Thiele behutsam ein paar Fremdtexte montiert hat, nach seiner Einleitung mit Musik, Choreographie, Licht und Haltungen ins Groteske kippen. Ob das die Sicht Ivanovs oder der Regisseurin ist, bleibt offen. Jedenfalls wird die Gesellschaft, an der Ivanov krankt, somit in scharfen Kontrast zu ihm selbst gesetzt. Sie wirkt wie ein Albtraum.
Nach der Pause erklingt bruchstückhaft die Warschawjanka. Kündigt das Revolutionslied den bei Tschechow immer nur geahnten Umbruch an? Ivanov jedenfalls wird ihn nicht erleben. Ehe er sich erschießt – in Hamburg hat man sich, anders als Peter Zadek in Wien, für die spätere Version entschieden –, vollzieht das großartige Ensemble eine Art Totentanz. Tschechows erstes Stück ist immer noch sein deprimierendstes.
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Ivanov am Deutschen Schauspielhaus Hamburg | Foto (C) Arno Declair
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Thomas Rothschild - 19. Januar 2020 ID 11940
IVANOV (Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 18.01.2020)
Regie: Karin Beier
Kostüme: Astrid Klein
Mitarbeit Kostüme: Janin Lang
Mitarbeit Ausstattung: Selina Puorger
Musik: Jörg Gollasch
Licht: Annette ter Meulen
Choreografie: Thomas Stache
Dramaturgie: Rita Thiele
Mit: Paulina Alpen, Lina Beckmann, Jonas Hien, Vlatko Kucan, Eva Mattes, Angelika Richter, Eva Maria Nikolaus, Bastian Reiber, Maximilian Scheidt, Ernst Stötzner, Devid Striesow, Aenne Schwarz, Samuel Weiss und Michael Wittenborn
Premiere war am 18. Januar 2020.
Weitere Termine: 20., 24.01. / 01, 06., 23., 26.02. / 07.03. / 05.04.2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.schauspielhaus.de/
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