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17. Mai 2014 - Deutsches Theater Berlin

WASSA SCHELESNOWA

von Maxim Gorki


Corinna Harfouch im Jahre 2012 - Foto (C) Roger Weil | Bildquelle: Wikipedia

Kann es sein, dass ich Corinna Harfouch - und ich gehe nun wahrhaftig schon jahrzehntelang in das Theater - noch nie live auf offner Bühne sah?! Das nenne ich eine nicht wieder gut zu machende Verabsäumung.

Jetzt wollte es das Glück, dass ich sie in der DT-B-Premiere als Gorkis Wassa Schelesnowa endlich (und also live!) erlebte:


[Maxim Gorki schrieb das Stück 1910 "als Reaktion auf die gescheiterte erste Russische Revolution und zeigt eine eiserne Kämpferin in einer kapitalistischen Endzeitgesellschaft. So düster und defätistisch das Stück ist, steckt es gleichzeitig voller komischer Momente: diese durchgedrehte Familie, verstrickt in ein Wirrwarr von Schuldzuweisungen, Liebessehnsüchten und Geldangelegenheiten, ist in ihrem verzweifelten Kampf lächerlich und berührend, abschreckend und faszinierend zugleich." (Quelle: DT Berlin)]


Die Harfouch, die dann also eine Schikedanz auf Russisch mimt, muss sich nun in der aufgeheutigt-abgekürzten und von Dramaturgin Sonja Anders ins Moderndeutsch abgestutzten Fassung ganz zuvörderst gegen ihre geldgierige und teils minderbemittelte Kindsbrut zur Wehr setzen. Das bringt sie völlig außerhalb jeder Kontrolle und lässt sie infolgedessen bis zur körperlichen Kampfattacke unbeherrscht zur Hochform auflaufen; besonders Alexander Khuon, welcher Wassas Lieblingssohn Pawel in gagahaftem Ausbruchslust und -leid verkörpert, muss sich - in der kurzweiligen Inszenierung Stephan Kimmigs - mütterliche Züchtigung gefallen lassen, was er umgekehrt natürlich frank und frei "zurückgibt", also: Es wird viel gerauft und viel gekappelt während der nicht mal 2 Stunden Spieldauer.

Es hat - nach Allem, was zu sehen und zu hören ist - tatsächlich eine Aktualität, um nicht zu sagen einen Modernismus an und in sich, der den Gorki unumwunden als den vielleicht zeitlosesten und weitsichtigsten aller Dramatiker der letzten zwei Jahrhunderte ausweisen könnte - - man weiß freilich nicht, wieviel vom O-Text allenthalben übrig blieb bzw. ganz gelassen worden war; man kann nicht alle Stücke vor- bzw. nachher zum persönlichen Vergleich auf ihren ursprünglichen O-Text-(Rest-)Gehalt abklopfen; ich vertraue also voll den weisen Eingriffen aus den Dramaturgieabteilungen der jeweiligen Häuser.

Inhalt/Thema sind demnach gewesen: Ein Familienunternehmen in der Pleite; Großaufträge blieben aus, und ausstehende Rechnungen von Kunden wurden nicht bezahlt. Die Firmenchefin war und ist zugleich Familienoberhaupt (ihr Mann liegt überlang im Sterben); sie allein managte, schmiss den Laden; die Familie sahnte lediglich dann ab - bis zu dem großen und finalen Crash. Ja und das legte/legt dann auch, im Umkehrschluss, den grundkaputten Organismus der Familie resp. des Familienhalts oder -zusammenhalts schutzhautlos frei, und Alles geht fortan den Bach runter...

Gegen's Finale legt Corinna Harfouch eine Knarre auf den Küchentisch und geht nach hinten; keiner weiß, was mit der Knarre so geschehen wird - man ahnt es aber...

Umwerfend gespielt! Und zwar von Allen!! (Namen s.u.)


Bewertung:    




Wassa Schelesnowa Corinna Harfouch inmitten junger, glücklicher Menschen - Foto (C) Arno Declair



Liebe Corinna Harfouch,

kennen Sie eigentlich die Stücke von der deutschen Dichterin und Künstlerin Ines Eck? Gestern Abend war ich bei einer Lesung aus Prinzip Hoffnung; das ist eine "Strichfassung" eines sage und schreibe 150seitigen Großdramas, wo es um das traurige und lustige und also schöne Leben der zwei Hauptgestalten Blond (Sie erinnern sich? da gab es auf Sat.1 vor Jahren mal 'ne Kommissarin mit demgleichen Namen, die Sie spielten; aber dieser Zufall ist ganz nebensächlich) sowie Janosch, Blonds Mann, geht. Und während ich dann diesem Text, und insbesondere den Blond-Repliken, lauschte, hatte ich andauernd Ihre Stimme mit im Ohr. Dieses grandiose Zeit- und Zeitgeschichtenstück wäre genau das Richtige für Sie... Schau'n Sie mal, wenn Sie etwas Zeit haben, darein und schreiben dieser großartigen Stückeschreiberin, ob Sie was für Sie tun können?

Herzlichste Grüße bis dahin,

Ihr Andre Sokolowski


Andre Sokolowski - 17. Mai 2014 (2)
ID 7835
WASSA SCHELESNOWA (Deutsches Theater Berlin, 17.05.2014)
Regie: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Anja Rabes
Musik: Michael Verhovec
Dramaturgie: Sonja Anders
Besetzung:
Corinna Harfouch (Wassa Schelesnowa), Franziska Machens (Anna, ihre Tochter), Christoph Franken (Semjon, ihr Sohn), Alexander Khuon (Pawel, ihr Sohn), Lisa Hrdina (Natalja, Semjons Frau), Katharina Marie Schubert (Ljudmilla, Pawels Frau und Michailo Wassilijews Tochter), Michael Goldberg (Prochor, Bruder von Wassas Mann Sachar), Bernd Stempel (Michailo Wassilijew, Geschäftsführer) und Marcel Kohler (Alexander, Assistent von Wassa)
Premieren waren am 16. und 17. Mai 2014
Weitere Termine: 22., 24., 25. 5. / 16., 23., 24. 6. / 2. 7. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutschestheater.de


http://www.andre-sokolowski.de



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