Los, mittanzen!
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Apocalypso von Justin F Kennedy | Foto: Mayra Wallraff @mayrawallraff; Bildquelle: facebook.com/Sophiensaele
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Bewertung:
Justin F Kennedy, "ein*e in Berlin lebende*r Tanz- und Gesangskünstler*in, Lehrer*in, DJ und Dramaturg*in aus Ay Ay (St. Croix, US Virgin Islands)", hat jetzt seine zirka anderthalbstündige Performance Apocalypso - in Kooperation mit den Sophiensaelen Berlin, wo sie gestern Abend überschwänglich gefeiert wurde - zur Uraufführung gebracht. Und angeblich erforschte sie...
..."das Ende der Welt durch eine afro-pessimistische Linse. Im Zentrum steht das Meer – als Körper, Archiv und Raum des Erinnerns und Werdens. Ausgehend von Tidalectics, einem Begriff des aus Barbados stammenden Dichters und Historikers Kamau Brathwaite, verwebt die Performance zeitgenössische karibische Mythologie mit intersektionalen und ökokritischen Perspektiven." (Quelle. sophiensaele.com)
Von einer wie auch immer zu verstehenden Apokalypse à la "Offenbarung des Johannes" oder Apokalypse Now oder oder oder... konnte (oder sollte) in dem Stück nicht viel die Rede sein, obgleich es freilich punktuell erahnbar oder angedeutet schien, denn:
"Der Titel – eine Wortverschmelzung aus 'Apocalypse' (griechisch: 'das Verborgene enthüllen') und 'Calypso' (eine afro-karibische Musiktradition, die politische Realitäten auf entwaffnend beiläufige Weise verhandelt) – verweist auf ein Werk, das gesellschaftliche Missstände aufdeckt, aber gleichzeitig das Publikum zu verführen weiß. Die Arbeit spielt nach der fiktiven Apocalypso of Internal Combustion, in deren Folge hyperindividualistische Menschen in sich selbst kollabiert sind. An ihre Stelle treten hybride Wesen wie Meermenschen, Zombies und Animatrons." (Quelle: dto.)
Vermeintlich gut, dass das [s.o.] zu lesen war.
Zur etwaigen Vor- bzw. Nachbereitung derartiger Performances stehen solche (in diesem Fall kaum les- geschweige denn begreifbare) Annotationen auf den jeweiligen Beipackzetteln oder Websites zur Verfügung. Für mich Rezipienten dienten oder dienen sie zumeist als unbrauchbare Krücken; nein, ich konnte oder kann mich meistens nicht auf ihnen fortbewegen, aber (höchstwahrscheinlich) ging es diesmal ganz allein nur mir so - ja, das fühlte ich dann schon, auch weil ich letzten Endes wenig oder keine Lust verspürte mich dem von den hochsympathischen Akteurinnen und Akteuren auffordernden Mit-Getanze eines Großteils der Premierengäste anzuschließen.
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Der Choreograf höchstselbst eröffnete sein Stück mit einem fast 20-minütigen Redeschwall auf Englisch; ich weiß nicht, was er da so alles von sich gab, es wurde keine deutsche Simultanübersetzung angeboten; später sang er auch und tanzte fleißig mit.
Vom Musikalischen her war es ungleich eindrucksvoller: Guillermo E. Brown imponierte am Schlagzeug und an Zupf- und Tasteninstrumenten, Shannon Funchess' tiefe Stimme beeindruckte dann sowieso sehr stark!
Der tänzerische Teil oblag den außerordentlich sehenswerten Aktionen von Orhun Mersin, Corey Scott-Gilbert und Willie Stark - das Trio schlängelte sich immer wieder durch die Reihen des im Kreis verstreut platzierten Publikums und wechselte mehrmals die grandios gestalteten Kostüme von SADAK.
Bühnenbildner Makode Linde beanspruchte den gesamten Festsaal inkl. Empore für seine fantastische Ausstattung, bei der insbesondere ein brettverwurzelter Dschungelbaum auffällig war.
Alles in allem, wie schon angedeutet: Durchaus seh- und hör-, allerdings (was meine Wahrnehmung betraf) kaum oder nicht verstehbar.
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Apocalypso von Justin F. Kennedy | Foto (C) Mayra Wallraff; Bildquelle: sophiensaele.com
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Andre Sokolowski - 24. Oktober 2025 ID 15524
APOCALYPSO (Sophiensaele, 23.10.2025)
Künstlerische Leitung, Performance: Justin F Kennedy
Performance: Orhun Mersin, Corey Scott-Gilbert und Willie Stark
Komposition und Performance: Guillermo E. Brown und Shannon Funchess
Weitere Komposition: Wynne Bennett
Dramaturgie: Ligia Lewis
Bühnenbild: Makode Linde
Kostümbild: SADAK
Lichtdesign: Joseph Wegmann
Prothesendesign: Una Ryu
Kopfschmuck, Grafikdesign: Evan Loxton
Technische Leitung: Lui Marschewski
Premiere war am 23. Oktober 2025.
Weitere Termine: 24.-26.10.2025
Eine Produktion von Justin F Kennedy in Koproduktion mit Sophiensæle
Weitere Infos siehe auch: https://sophiensaele.com
https://www.andre-sokolowski.de
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