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Premierenkritik


3. September 2005 - Kammerspiele des Deutschen Theaters Berlin

VERWIRRUNGEN DES ZÖGLINGS TÖRLESS

Buch: Robert Musil
Regie: Dusan Parizek


Törless für die Schule

Kann es sein, dass dieses Stückchen Prosa in den deutschen Ziehanstalten Pflichtlektüre ist? Egal. Auf jeden Fall: diese VERWIRRUNGEN DES ZÖGLINGS TÖRLESS geben oder gäben reichlich Stoff für Diskussionen unter Pubertierenden; es ist und wäre nicht allein das pure Interesse am Verhalten sexualverflirrter Gleichaltriger, dass man es dann heutzutage "nutzen" kann und könnte, nein - in diesem Jugendbüchlein Robert Musils (1906 durch hebammiges Zutun Alfred Kerrs und unter ziemlichem Skandalgetöse auf den Markt geworfen) geht es allenthalben um Gewalt.
Wer könnte sich "unter den Älteren" - von denen reichlich Viele, viele Pärchen auch, natürlich und vor allem Männer, in der ersten Vorstellung nach der Premiere in den Kammerspielen des DT zu sichten waren - letztlich nicht an ähnliche Gegebenheiten oder prägende Erlebnisse "aus früher Jugendzeit" erinnert fühlen; es ist immer so: Wenn Gleichaltrige in Zusammenpferchungen zehn Jährchen oder mehr zusammen leben- lernen-lieben "müssen", kann es hin und wieder vorkommen, dass hie und da ein Außenseiter das Normalmaß eingewohntester Verhaltensmuster sprengt oder zu sprengen droht. Er (dieser Außenseiter im Prinzip - als leibhaftiger Gegenstand von Weltliteratur, also von Werken die man durchaus ernst zu nehmen zeitlos willens ist) wird Opfer und, viel schlimmer noch, in Fleisch gestand'ner Marterpfahl. Auf ihn also prasseln die Nägel, Pfeile, Messer ... um es ihm "nach Strich und Faden" heimzuzahlen dafür nämlich: dass er anders als die andern ist. Und dieses Anders-als-die-andern-Sein heißt beispielsweise nicht viel mehr als schwul oder als schwarz oder als schwach an sich zu gelten - mit dem Umkehrschluss, dass es zum argumentativen Wurfgeschoss im Sinne mannigfacher Ausgrenzungsbemühungen der "Vielen", der "Normalen", der in Masse und Gemeinschaft sich verbündenden "viel stärkeren" Gesellschaft taugte.
So entstehen Kriege, würde es vielleicht dann heute kurzschlüssiger (falscher!) Weise heißen. Dieser Art vereinfachender Sicht ein aufklärendes Gegenlicht zu bieten, hat sich Dusan David Parizek mit seiner Strichfassung des TÖRLESS angenommen.
Gabor Biedermann (als Beineberg) und Niklas Kohrt (als Reiting) haben es auf Jiri Cerny (als Basini) abgesehen. Dieser hat die zwei beklaut. Sie habens mitgekriegt und stellen ihn zur Rede. Als sie merken, dass er ihnen weder körperlich noch geistig irgendwie gewachsen ist, erfasst sie triebhaft Lust, mit ihm erpresserischer Weise umzuspringen. Sexuelle Nötigungen mit sadistischer Verfahrensweise sind die Folge für den Delinquenten, der jedoch das Alles ohne jeden Widerspruch mit sich geschehen lässt. Den einzig Unschlüssigen dieser bandenhaften Perversionen - Alexander Khuon (als Törless) - versuchen sie (Reiting und Beineberg) an ihre Fiesheiten zu binden, zu beteiligen, obgleich er (Törless) auch viel schwächer als sie beide, sie im Doppelpack, erscheint; jedoch - - sie (Beineberg und Reitung) halten prinzipiell ihr schwaches Opferlamm (Basini) schwächer noch als ihren bis zum Ende unschlüssigen Klassenkameraden (Törless), denn: der ist doch nur ein armes Balkankind.
Bei Dusan David Parizek wird, trotz der viel zu vielen Monologeinsprengsel aus dem Prosatext, mit Kurzweile und Sparsamkeit agiert. Psychologie und Psychoanalyse dienen hier als legitimes Werkzeug eines klugen Regisseurs. Das Bühnenbild von Olaf Altmann ist ein groß gemachtes Pictogramm für "Notausgang", vor dem die vier genannten Schauspieler und Gabriela Micova (als Bozena) die Rollen nach- und miteinander herzergreifend absolvieren. Schauspielertheater halt!!!

Tränen und Rührung.


Andre Sokolowski - 4. September 2005
ID 2024
Verwirrungen des Zöglings Törless
Robert Musil


Berliner Premiere am 3. September 2005

Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen und dem Prager Kammertheater

Regie Dušan David Parizek

Darsteller Gabriela Mièová | Gabor Biedermann | Jirí Cerný | Alexander Khuon | Niklas Kohrt

Musik Roman Zach
Bühnenbild Olaf Altmann
Kostüme Kamila Polívková

Termine Kammerspiele
10. September 2005 | 20.00 Uhr
16. September 2005 | 20.00 Uhr
01. Oktober 2005 | 19.30 Uhr
13. Oktober 2005 | 20.00 Uhr


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutsches-theater.berlin.net/





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