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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Das Finale zeigt uns zwei

Waggons nach Auschwitz...

SAMSON ET DALILA an der Deutschen Oper Berlin

...und genau DIESES markante Bild [am Schluss der Inszenierung Samson und Dalila (Regie: Patrick Kinmonth) an der Deutschen Oper in Berlin rollen auf den den Bühnenraum (Ausstattung: Patrick Kinmonth, Darko Petrovic) nach vorn ganz einnehmenden drei Paar Eisenbahnschienen zwei Güterwagen, rechts und links des in der Mitte eingepferchten Chors, die man in dem Moment klopfenden Herzens schon als Sinnbild für den Holocaust, diesem millionenfachen Abtransport der Juden in die Gaskammern, verstanden haben wollte; nein, verstanden haben MUSS] "entschuldigt" dann den Rest des vom Regieeinfall her mehr als fragwürdig und kläglich so daher kommenden großen Opernabends auf Französisch...

Eigentlich geht es ja bloß um diese alttestamentarisch irgendwie verbriefte Haargeschichte Simson's: Dalila, die auf ihn trifft, will unbedingt dann wissen, was sein Kraftgeheimnis ist - so ähnlich nervt auch Elsa ihren Lohengrin, indem sie von ihm wissen will, was sie nicht wissen darf, denn wenn sie es erführe, wäre sie ihn ein für alle Male los - ; und Kraftprotz Simson lässt sich von der doofen Kuh dann doch noch rumkriegen und sagt es ihr à la 'wenn du mich um mein Haar bringst, ist es aus mit mir'. Mehr wollte sie auch gar nicht wissen. Und von wegen große Liebe oder so. Gesagt, getan - - so endet dann diese Geschichte von dem großen starken Simson-Samson, der mal groß und stark gewesen war (als er noch seine schönen langen Haare hatte)...

Freilich ranken dann im Übrigen - nicht nur im Alten Testament, was uns diese Geschichte ur-ur-überlieferte - gesellschaftlich-politische und völkisch-ethnologische Hyper- und Randgeschichten (zusätzlich zu dieser Simson-Haargeschichte) mit; seit Hunderten von Jahren gab es beispielsweise diesen Dauerstreit um das so fruchtbare Gebiet im Süden Palästinas, und da stritten nicht nur die Philister, lt. des Bibeltextes, mit Israeliten und Kanaanitern; die Geschichtsschreibung würde uns da noch über Weiteres und Mehr aufklären, falls das heute noch interessieren sollte.

Jedenfalls hatte sich Frankreichs Multitalent Saint-Saëns (siehe Sterbender Schwan aus Karneval der Tiere) all der vielen Themen angenommen und aus ihnen seine Samson et Dalila-Oper fabriziert. In ihr gibt es dieses berühmte große Liebeslied der Dalila (großdivenhaft geröhrt von Vesselina Kasarova) oder diese Esprit verspritzende Ballettmusik - die andern Nummern aus der Oper sind doch sehr sehr anstrengend zu hören, machen müde, geben also überhaupt kein "Innenleben" weiter von sich Preis.

Der Regisseur dachte sich nun, dass er, wenn er die umständliche Bibelhandlung 1:1 (also "historisch") auf die Bretter wuchten würde, ganz schön langweil'n könnte; also tat er's nicht und hatte nun das Stück ganz einfach in die Ist-Zeit von Saint-Saëns verlegt; ja und das Alles tat er im Programmheft ausgiebig begründen und erklären. Funktionierte aber [außer diesem markerschütterlichen Schlussbild mit den zwei Waggons nach Auschwitz] nicht.

Ja und die Leute (Einzelwesen als wie Massenbrei) stehen die meiste Zeit nur so herum und präsentieren ihre zahlreichen Kostüme aus der Ära um den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. / Wenn ihr meint!!

Noch Fragen bitte??

* * *


Außer Dalila, die erstklassig besetzt ist, ragen dann noch Laurent Naouri als Oberpriester Dagon und der Chor der Deutschen Oper Berlin (Choreinstudierung: William Spaulding) alias Volk's heraus. Der Samson José Cura's hat ein großes tenorales Tremolo, das manchmal nervt.

Der quirilige Alain Altinoglu dirigierte, dass es ein Freude war zu sehen und zu hören. Das Orchester unter seiner Stabführung klang außerordentlich brillant!

Viel Buhs für'n Regisseur, viel Bravos für die Anderen.




Samson und Dalila - Foto (C) Barbara Aumüller im Auftrag der DEUTSCHEN OPER BERLIN

Andre Sokolowski - 16. Mai 2011
ID 5204
SAMSON UND DALILA (Deutsche Oper Berlin, 15.05.2011)
Musikalische Leitung: ALAIN ALTINOGLU
Inszenierung: PATRICK KINMONTH
Ausstattung: PATRICK KINMONTH / DARKO PETROVIC
Besetzung:
Dalila ... VESSELINA KASAROVA
Samson ... JOSÉ CURA
Oberpriester des Dagon ... LAURENT NAOURI
Abimélech, Satrap von Gaza ... JÖRN SCHÜMANN
Ein alter Hebräer ... ANTE JERKUNICA
Kriegsbote der Philister ... CLEMENS BIEBER
Erster Philister ... PETER MAUS
Zweiter Philister ... SERGIO VITALE
CHOR DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
(Chorenstudierung: WILLIAM SPAULDING)
ORCHESTER DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
Premiere war am 15. Mai 2011
Weitere Termine: 19., 21., 26., 29. 5. / 2., 5. 6. 2011


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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