Theater Tiefrot, Köln
Die Grönholm-Methode
Von Jordi Galceran
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Es steht viel auf dem Spiel: eine sehr gut dotierte Stelle bei einem multinationalen Konzern. Vier Bewerber – eine Frau und drei Männer – finden sich alle gemeinsam in einem Konferenzraum wieder. Zunächst gehen sie davon aus, dass sie zu einem ganz normalen Vorstellungsgespräch geladen sind. Aber während sie auf jemanden von der Personalabteilung der Firma warten, öffnet sich stattdessen eine Klappe, hinter der ein Briefumschlag mit einer Anweisung liegt. Und damit beginnt ein äußerst ungewöhnliche Bewerbungssituation. Die vier erhalten Aufgaben, die sie lösen müssen, und gleich die erste hat es in sich: Sie sollen herausfinden, wer von ihnen bei der Firma angestellt ist. Keiner darf den Raum verlassen, sonst verzichtet er oder sie freiwillig auf die Stelle. Aber die Spielchen werden immer persönlich, weshalb es einigen Teilnehmern schwerfällt zu bleiben. Von Enrique Font beispielsweise erfahren die anderen drei, dass er von seiner Frau verlassen, von einem Mädchen total ausgenutzt wurde und anschließend an Depressionen erkrankt ist. Er schmückt seine Geschichte etwas aus, um zu erreichen, was ihm in der zweiten Anweisung, die seinen Namen trug, aufgetragen wurde: Die drei anderen sollen ihn nicht entlassen. Über seinen Mitbewerber Carlos Bueno hat die Personalabteilung erfahren, dass er sich in eine Frau umwandeln lassen will. Mercedes Degás, die einzige Frau in der Runde, die Bueno zudem von früher kennt, kann das nicht glauben, stimmt dann aber wie ihre Konkurrenten Font und Porta dafür, Bueno aufgrund dieser neuen Sachlage nicht in der Firma einzustellen. Aber auch für sie wird die Situation kompliziert, allerdings nicht aufgrund einer Aufgabe der Personalabteilung. Sie erhält einen Telefonanruf und erfährt, dass ihre Mutter ins Krankenhaus gekommen ist. Degás entscheidet sich, erst im Anschluss an das Bewerbungsgespräch zu ihr zu fahren. Kurz darauf stirbt ihre Mutter allerdings, was sie durch einen zweiten Anruf erfährt. Schon auf dem Weg zur Tür, sind es die zynischen Kommentare von Fernando Porta, die sie dazu veranlassen, das Spiel bis zum Ende zu spielen. Bueno dagegen hat genug und geht. Kurz darauf gibt sich Font als Mitarbeiter des Konzerns zu erkennen und bittet die beiden verbliebenen Konkurrenten zu einem letzten Spiel.
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Der Wahrheitsbegriff wird relativ im Verlauf des Stücks. Immer wieder ertappt man sich als Zuschauer dabei, dass man einer Figur glaubt und ihr Sympathien entgegenbringt, nur um im nächsten Moment zu erfahren, dass diese Figur die Emotionalität der anderen schnöde ausgenutzt hat. Auf die Spitze getrieben wird dieses Spiel sicherlich von Porta, der Degás erzählt, wie sehr er seine Eltern liebt und dennoch ihre Gefühlskälte angesichts des Todes ihrer Mutter bewundert, nur um sie mit dieser Geschichte zum Weinen zu bringen und damit aus dem Rennen um die lukrative Führungsposition zu werfen. Aber auch er erlebt eine Überraschung: Porta ist der einzige Kandidat, die anderen drei Psychologen. Und obwohl die Firma nach Aussage von Degás ein Arschloch sucht, das nach außen ein guter Mensch ist – und Porta durch sein unsympathisches und berechnendes Auftreten in der Bewerbungssituation dieses Profil zumindest in den Augen des Zuschauers vollkommen erfüllt –, erhält er die Stelle nicht.
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Dem Ensemble um Regisseur Wolfgang Zimmermann gelingt mit „Die Grönholm-Methode“ ein kleines Kunststück: ein dichter, intensiv gespielter Theaterabend, der fesselt und Begeisterungsstürme beim Publikum auslöst, mit wunderbaren Schauspieler, die ihre Figuren überzeugend verkörpern. Wer die Gelegenheit hat, sollte sich diesen kleinen, aber feinen Kammerspielabend im Theater Tiefrot auf keinen Fall entgehen lassen.
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Karoline Bendig - red / 16. Mai 2007 ID 3219
Die Grönholm-Methode
Von Jordi Galceran
Regie: Wolfgang Zimmermann
Regieassistent: Janosch Roloff
Licht: Andreas Beyelschmidt
Mit: Jörg Kernbach (Fernando Porta), Carlos Garcia Piedra (Carlos Bueno), Thomas Phon (Enrique Font), Katherina Wolter (Mercedes Degás)
Premiere am 12.04.2007, weitere Vorstellungen am 30. und 31.05.
Theater TIEFROT
Dagobertstr. 32
50668 Köln
Fon: +49.221- 4 60 09 11
Mobil: 0172 - 24 24 33 6
email: info@theater-tiefrot.de
Weitere Infos siehe auch: www.theater-tiefrot.com/home.htm
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