Freies Theaterhaus, Frankfurt am Main, Premiere 25.04.2006.
Die Ballade von Garuma
Inszenierung von Ad de Bonts
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Szenenbilder | (C) Freies Theaterhaus, Frankfurt am Main
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Hier wird alles gespielt außer Fußball
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Fußball sells und das auch für´s Theater. Geschickt platziert das Theaterhaus Frankfurt seine Inszenierung von Ad de Bonts “Die Ballade von Garuma” im Vorfeld der Fußball Weltmeisterschaft. Die gestrige Premiere fand in der Frankfurter Carl-von-Weinberg-Schule vor geladenem Publikum statt. Bis Ende Juni 2006 wird das Stück in Schulturnhallen des Rhein-Main-Gebiets für Zuschauer der 7. – 13. Klasse zu sehen sein. Erzählt wird der Aufstieg und Untergang des begnadeten Fussballgenies Garuma. Die Ambivalenz der Figur - Schuft aber auch Kind des Glücks zu sein - wird überzeugend gespielt von Jean-Claude Mawila. Garumas fantastische und gleichsam tragische Karriere lehnt sich an die Lebensgeschichte Garrincha´s an, der einst kongenialer Sturmpartner Pelés war. Doch wer Ballkunststücke und trippelnde Schauspieler erwartet, wird enttäuscht werden, denn: “Hier wird alles gespielt außer Fußball”, so Gordon Vajen, Leiter des Freien Theaterhaus Frankfurt und verantwortlicher Dramaturg. Anders als beispielsweise die zeitgleiche Inszenierung des Berliner Theaters “strahl”, versucht Regisseur Rob Vriens keine Stadionatmosphäre zu schaffen, sondern konzentriert sich ganz auf die menschlichen Schicksale hinter dem Star-Mythos: auf das Schicksal des tragischen Helden und auf das eines Volkes, dessen Sehnsucht nach einem Helden im Siegesjubel Erlösung vom gesellschaftlichen Elend findet.
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Anfang der neunziger Jahre wurde das Stück wegen seiner avancierten Dramaturgie als stilbildend für das Jugendtheater gefeiert. Statt einer linearen Erzählweise lassen kunstvoll eingeflochtene Vor- und Rückblicke bewusst offen, ob die Legende von Garuma vielleicht nur der Wunschtraum des klebstoffschnüffelnden Straßenjungen Fernandez ist. Dabei ist es das Verdienst des Stücks und der Schauspieler die Funktion des Mythos nicht als vorgekaute Erkenntnis zu präsentieren, sondern dem Zuschauer durch seine eigene assoziative Phantasie erfahrbar zu machen. Die nötige atmosphärische Dichte dazu liefert die Musik von Guus Ponsioen. Heiße Latino-Rhythmen und Tanzeinlagen kontrastieren melancholische Balladen. Der anspruchsvolle Chor- und Sologesang wird vom Ensemble und insbesondere von der buckligen Erzählerin Amaranta (Susanne Schyns) präzise und mit viel Gefühl gemeistert. Für viel Gelächter und Szenenapplaus sorgen immer wieder slapstikartige Einlagen die der tragischen Handlung auflockernd beigestellt werden. Wenn die jugendlichen Zuschauer, denen die phantastischen Karrieren solcher Fußballhelden vielfach selbst als Vorbild dienen, eventuell enttäuscht werden, weil nichts zu sehen ist von König Fußball, dann kriegen Sie dafür aber ein Menge anderes zu sehen: eben fast alles außer Fußball.
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Hans Frisch - red / 28. April 2006 ID 00000002369
Anlässlich der Fußball-WM 2006 bringt das Theaterhaus Ensemble „Die Ballade von Garuma“ im April zur Premiere und geht damit bis Ende Juni in Schulturnhallen auf Tournee. Das Stück richtet sich an SchülerInnen der 7. – 13. Klasse und kann von Schulen als jahrgangübergreifendes Theaterereignis gebucht werden. Kontakt: 069 299861-21
Regie: Rob Vriens
Dramaturgie: Gordon Vajen
Choreographie: Erna Beenakker
Musikalische Arrangements: Elvira Plenar
Ausstattung: Susanne Walter
Kostüme: Kerstin Laackmann, Renata Kos
Gesangstraining: Amy Leverenz
Regieassistenz: Julia Pohlmann
Ton: Krishna Meindel
Technik: Jörg Poppe, David Schecker, Daniel Maier
Weitere Infos siehe auch: http://www.theaterhaus-frankfurt.de
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