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Hexenkessel Hoftheater, Berlin, 19. Juni 2005

Being Othello

Nach Shakespeare

Shakespears „Othello“ erfreut sich zur Zeit großer Beliebtheit auf deutschen Bühnen. Viele Häuser haben aktuelle Inszenierungen des Stücks im Programm. Jüngst gastierte das Hamburger Schauspielhaus beim Berliner Theatertreffen mit dem Mohr von Venedig. Woher diese Begeisterung? Was kann uns dieses Werk über unsere Zeit erzählen? Nicht alle dieser Produktionen können erklären, warum sie gespielt werden. Die neue Produktion des Hexenkessel Hoftheaters aber bezieht eine sehr klare Stellung: Othello ist ein General der US amerikanischen Streitkräfte, Chef einer kriegs- und mordlustigen Bande von „John-Boys“, die irgendwo im Wüstenland die „Turban-Kanaken“ kalt machen. Dass die Daueraggressivität der Soldaten sich im plötzlich eintretenden Friedensfall gegen sich selbst richtet ist nur eine von vielen klugen und geschickten Bezügen, die diese Deutung zulässt.


vlnr.:Peter Princz, Claus Worenski, Ina Gercke


Auf sieben Spieler reduziert, Männlein wie Weiblein ist hier Soldat, bleibt der Original-Plot, die Intrige Jagos, weitestgehend erhalten. Drumherum wird schwer aktualisierter bis derber Text gesprochen. Die Figuren zitieren amerikanische Klischees: Die Kindfrau Desdemona (Ina Gercke) mit Lolita-Lolli, Cassio (Claus Worenski) als dauergrinsender Harvard-Sonnyboy, Rodrigo-Rambo (Christian-Joachim Friedrich), White Trash Bianca (Carsta Zimmermann), Emilia (Petra Wolf), die Patriotin und Othello (Peter Princz)… nun Othello ist nicht schwarz. Warum eigentlich nicht? In diesem Regiekonzept wäre das noch ein sinniger Verweis auf den subtilen Rassismus innerhalb der Army gewesen.


Peter Princz (unten), Uwe Schmieder (oben)


In einem gut und passend besetzten Ensemble kommt besonders Uwe Schmieder als Jago zur Geltung. Er ist wie ein entfesselter Shakespeare-Narr gleichzeitig hundsgemeiner Intrigant und weltweiser Conferencier. Texter und Regisseur Jan Zimmermann findet eine Menge Komik in Shakespeares Drama. Dadurch bekommt der Abend einen schnellen Pulsschlag. Angereichert durch choreographische Elemente, Licht und Sound-Design, die hier den Möglichkeiten einer Open Air Bühne entsprechend gut genutzt werden, kommt das Stück bunt und abwechslungsreich daher.

Doch eine derart schnelle Taktung verträgt nicht die geringste Länge und so ganz war das Team dem Tempo nicht immer gewachsen. Das mag sich im Laufe des Sommers noch einspielen und straffer und bündiger daher kommen. Das grundsätzliche Problem der Inszenierung aber ist, dass keine der Figuren zum Sympathieträger eignet. Es mag wohl politisch korrekt sein, diese Soldaten als unflätige Unsympathen zu charakterisieren, dem Drama jedoch ist es abträglich Denn wirklich schade ist es um keinen der dort zu Tode kommenden, so nah ist uns keiner gekommen, dass wir seinen/ihren Tod bedauerten oder gar Othellos Drama beweinten. Nicht, dass Jago in irgendeiner Hinsicht ein besserer Mensch gewesen wäre, aber er hatte immerhin Humor und wir können seine Geschicklichkeit als Manipulator bewundern. So gönnt man ihm den Sieg am Ende irgendwie.

Bei allen genannten Schwächen bleibt dies ein schön ausgestatteter Abend mit inspirierten Schauspielern und einem klaren Konzept in einer besonderen Atmosphäre. Das Hexenkessel Hoftheater ist auch dieses Jahr wieder einen Besuch wert.


Sven Lange - red. / 20. Juni 2005
ID 1931

Weitere Infos siehe auch: http://www.hexenkessel-hoftheater.de






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