Bildertheater
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Bewertung:
Das Wiener Serapionstheater gibt es, an verschiedenen Orten, bereits seit fünfzig Jahren. Gegründet wurde es von Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann. Seit 1988 ist es im Odeon-Theater, der ehemaligen Börse für landwirtschaftliche Produkte im zweiten Gemeindebezirk, beheimatet. Das Serapionstheater pflegt ein entschiedenes Bildertheater, bei dem die gesprochene Sprache, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle spielt. Am ehesten ist es mit dem Teatr Kreatur von Andrej Woron vergleichbar. Es hat seine Fangemeinde, die das bisweilen an Kitsch grenzende Verständnis von Poesie teilt, das in der bildenden Kunst, der Literatur und eben auch auf der Bühne in regelmäßigen Abständen das Entzücken mancher Liebhaber weckt. Entfernte Erinnerung auch an Rudolf Steiners Eurythmie.
Erwin Piplits war stark vom Puppen- und Figurentheater inspiriert, Ulrike Kaufmann war die treibende Kraft hinter den fantasievollen Kostümen. Mittlerweile hat das moderne Tanztheater von Pina Bausch bis Anne Teresa De Keersmaeker ähnliche Wege buchstäblich beschritten und ausgebaut. Das aktuelle Programm des Serapionstheaters Salto Vitale montiert erfolgreiche Szenen aus den Inszenierungen der Vergangenheit.
Zu Beginn sieht man, wie mittlerweile üblich, eine leere Bühne. Doch dann hebt sich von unten ein Vorhang und erinnert an den alten Zauber des Theaters: die Enthüllung einer anderen Welt, wenn er sich öffnet. Zehn Menschen bewegen sich in Zeitlupe im Bühnennebel. Es sind lebende Puppen, die ihre Identität wechseln, indem sie ein- und entkleidet werden.
Das Ensemble hat seit den Anfangsjahren an Professionalität gewonnen. Das verleiht auch bekannten Einfällen wieder Stringenz. So sieht man Stoffbahnen, die die gesamte Bühnenbreite füllen und Wasser suggerieren, auf dem Boote fahren und Figuren ertrinken und wieder auftauchen. Auf Flächen, die von den Mitwirkenden wie Schilde getragen werden und auf die Bilder projiziert werden, können kaum noch überraschen, wo Video allgegenwärtig ist. Gegen Ende simuliert das Ensemble Flugszenen, die das Vergnügen des Wiedererkennens gewähren. Marcel Marceau lässt grüßen.
Ein hübsches Spektakel. Nicht mehr und nicht weniger.
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Serapionstheater - Salto Vitale | © Odeon / S. Smidt; Bildquelle: odeon-theater.at
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Thomas Rothschild - 16. Februar 2024 ID 14603
SALTO VITALE (Odeon, 15.02.2024)
Verwandelte Erinnerungen an eine andauernde Odyssee
Bühne & Szenario: Max Kaufmann
Spielleitung: Max Kaufmann & Mario Mattiazzo
Bühnenmalerei, Objekte & Projektionen: Eva Grün, Mirjam Salzer, Max Kaufmann und Tonio Nodari
Videoschnitt: gratis g.strumpf
Technische Leitung: Urdyl Bauer
Lichtgestaltung: Krisha Piplits
Lichttechnik: Michael Illich
Serapionsensemble: Elvis Alieva, Julio Cesar Manfugás Foster, José Antonio Rey Garcia, Ana Grigalashvili, Mercedes Miriam Vargas Iribar, Miriam Mercedes Vargas Iribar, Zsuzsanna Enikö Iszlay, Max Kaufmann, Mario Mattiazzo, Gerwich Rozmyslowski, Sandra Rato da Trindade sowie (als Gäste) Manaho Shimokawa & Grischka Voss
Premiere war am 13. April 2023.
Weitere Termine: 16., 17., 29.02.2024
Weitere Infos siehe auch: https://www.odeon-theater.at/serapionstheater-ii/
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