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Premierenkritik

Standing Ovations

zum 50. Bühnen-

jubiläum



Helmut Zierl und Lisa Wildmann in Blind von Lot Vekemans - an den Schauspielbühnen in Stuttgart | Foto (C) Martin Sigmund

Bewertung:    



Landauf, landab werden die Werke der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemans gespielt. Zurzeit ist es das Zweipersonenstück Blind, das innerhalb von nur wenigen Wochen an mehreren Bühnen im Umkreis von 100 Kilometer zur Aufführung gelangt. Liegt das an der überragenden Qualität der Dramen von Vekemans? Wohl kaum. Es drängt sich der Verdacht auf, dass sich die Häufung einem Umstand verdankt, der seit den spektakulären Erfolgen von Yasmina Reza die Theaterlandschaft verändert hat: Gefragt sind, zumal unter dem Diktat von oktroyierten Sparmaßnahmen, Stücke mit kleiner Besetzung und geringem Aufwand. Das beginnt mit den Monologen Arthur Schnitzlers, die der erfahrene Erzähler und Dramatiker eigentlich für die stille Lektüre und nicht für den Vortrag auf der Bühne konzipiert hat, und multipliziert sich mit Zwei- bis Vierpersonenstücken, die oft zusätzlich mit einem oder mehreren Stars, „bekannt aus Film und Fernsehen“, locken.

Am Alten Schauspielhaus in Stuttgart ist es der Serienliebling Helmut Zierl, dem der Intendant bei der Premiere unter allgemeinem Jubel zu seinem 50. Bühnenjubiläum gratulierte – ein langer Weg von Lysander zum quengelnden Papa Richard – und dem Lisa Wildmann als Tochter Helen gegenübersteht. Sie beweist seit langem, dass die Laufbahn als „freie“ Schauspielerin keine Notlösung sein muss, sondern eine Option ist. Sie spielt und inszeniert an zahlreichen Theatern im süddeutschen Raum und in Österreich, vor allem in ihrer Heimat Oberösterreich.

Minimalistisch wie die Besetzung ist auch das Bühnenbild von Vesna Hiltmann: Zwei Fauteuils, ein Teetisch, eine altmodische Stehlampe. Das war’s. Der Stil der Inszenierung ist, passend, ein ungebrochener psychologischer Realismus. Das Fernsehen kommt nicht nur über die Darsteller ins Theater.

Fast durchgängig herrscht der gleiche Ton der gereizten Auseinandersetzung zwischen Menschen, die sich nahe sind oder es jedenfalls sein sollten. Das Problembewusstsein des Textes geht über das Niveau von Storys aus der Boulevardpresse nicht hinaus. Nach vierzig Minuten schiebt sich die hintere Wand in den Vordergrund, und es geht weiter wie zuvor bis zur schwachen Pointe. Ab den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es eine Konjunktur der Väterliteratur von Peter Henisch bis Bernward Vesper, Christoph Meckel, Ludwig Harig, Peter Schneider oder Niklas Frank. Sie war durch die Bank interessanter und differenzierter als das Stück von Lok Vekemans.

Die Regie von Karin Eppler hat kaum eine andere Chance, als den grantigen Papa im Sessel sitzen und die Tochter auf und ab schlendern zu lassen, mit gelegentlichen Aperçus an der Rampe. Gipfel der Aktion ist es, wenn die Tochter den Vater wäscht.

Und warum heißt das Stück Blind? Das Programmheft hat dazu und zu manch anderem mehr oder weniger Gescheites zu vermelden. Nur: auf der Bühne findet das nicht statt.




Helmut Zierl und Lisa Wildmann in Blind von Lot Vekemans - an den Schauspielbühnen in Stuttgart | Foto (C) Martin Sigmund

Thomas Rothschild - 20. September 2025
ID 15470
BLIND (Altes Schauspielhaus, 19.09.2025)
von Lot Vekemans

Regie: Karin Eppler
Bühne und Kostüme: Vesna Hiltmann
Dramaturgie: Susanne Schmitt
Besetzung:
Richard ... Helmut Zierl
Helen ... Lisa Wildmann
Premiere an den Schauspielbühnen Stuttgart: 19. September 2025
Weitere Termine: 24.-27., 30.09./ 01.-12., 14.-18., 20.-25.10.2025


Weitere Infos siehe auch: https://schauspielbuehnen.de


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