Daniel Mariblanca
71BODIES 1DANCE
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Bewertung:
Der spanische Tänzer Daniel Mariblanca (44) - er präsentierte gestern im HAU3 seine (fast auf den Punkt genau:) 71-minütige Solo-Performance 71BODIES 1DANCE als deutsche Erstaufführung - vollzog seine eigene Transition vor neun Jahren. Ungefähr zu dieser Zeit begann er im norwegischen Bergen die transgender-inklusive Tanz- und Performancekompanie 71BODIES zusammenzustellen; ihre...
"...Kernintention ist es, mit und in bestimmten Gemeinschaften zu arbeiten, in denen der Körper im Mittelpunkt der Diskussion steht. Das Interesse von 71BODIES liegt darin, künstlerische Ausdrucksformen durch die persönlichen Geschichten und gelebten Erfahrungen von Menschen zu schaffen, die außerhalb der Mainstream-Gesellschaft leben. Mit jeder Produktion werden neue Wege geschaffen, um auszudrücken, was Schönheit ist." (Quelle: tanzimaugust.de)
Zweieinhalb Jahre arbeitete Mariblanca an seiner Choreografie, der (wie ihr Titel auch schon assoziiert) 71 Begegnungen und Gespräche mit transidenten Mitmenschen aus ganz Europa vorangegangen waren.
"Es gab viele junge Leute, aber auch welche, die den Schritt erst nach ihrer Pensionierung unternommen haben. Manche haben sich hormonellen Behandlungen unterzogen, andere sind ohne ausgekommen. Auch die Auswirkungen auf das soziale Umfeld waren sehr unterschiedlich. Es gab wunderschöne Akzeptanz durch einige Familien, aber auch viel Drama. Einige mussten ganz von vorn beginnen. Das Spektrum ist wirklich sehr groß. Was allen gemeinsam war: Sie betonten, dass es die richtige Entscheidung war – trotz aller Kosten." (Daniel Mariblanca in einem Interview mit Carsten Bauhaus; Quelle: siegessaeule.de)
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Daniel Mariblanca in seiner Solo-Performance 71BODIES 1DANCE | (C) Piero Tauro
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Nach ein paar herzlichen Begrüßungsworten kleidet er sich aus, faltet die Kleidungsstücke ordentlich zusammen, legt die Wäschepäckchen beiseite und beginnt - getragen von der Hintergrundmusik der Komponisten Florian Doerrheofer & Gunnar Innvær - seinen schönen zweihälftigen Körper zur Schau zu stellen und das Publikum in ihn hineinäugen zu lassen, wie als wollte er so eine schlüssellochlose Barrierefreiheit des Betrachtens ermöglichen; ich gebe zu, dass es für mich eine diesbezügliche Ersterfahrung war, das "verwandelte" Geschlechtsorgan am resp. im Körper eines (was meine persönliche Wahrnehmung betrifft) physisch aussehenden Mannes in Augenschein genommen zu haben.
Die privaten Erfahrungsberichte (der 71 ihn hierüber Auskunft gegeben Habenden) vermittelt Mariblanca meistenfalls in Leid- und Schmerzposen, was für "Unbeteiligte" (wie mich z.B.) auf die Dauer hin anstrengend zu ertragen war und ist.
Dann - wie ein Blitz aus heiterm Himmel - kippt er die bis dahin lähmende und deprimierende Stimmung mit einem herzerfrischen "Fuck!"; ja und ab da verwandelt sich seine Performance mehr in ein Beliebig-Seichtes, und er schreckt auch nicht davor zurück, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, als er seinen absichtlich idiotisierten Schlager zum Thema Pussy & Dick anstimmen lässt.
Auch kippt er 13 Säcke aus, in denen ein dunkles Sandgemisch und ein paar weiße Steinherzen bis da verborgen waren; keine Ahnung, welche tiefere Bedeutung das haben sollte.
Zuletzt singt er, endlosschleifig, von und über sich à la "My Body is born..." - ich schaue auf die Uhr, wie lange das wohl noch so weitergeht; und irgendwann ist pünktlich Schluss.
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Andre Sokolowski - 22. August 2025 ID 15423
71BODIES 1DANCE (HAU3, 21.08.2025)
Konzept, Choreografie und Performance: Daniel Mariblanca
Lichtdesign & Tourtechnik: Thomas Bruvik und Jon Eirik Sira
Musikkomposition: Florian Doerrheofer und Gunnar Innvær
Eine Produktion von 71BODIES
Weitere Infos siehe auch: https://www.tanzimaugust.de
https://www.andre-sokolowski.de
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