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Rosa Winkel



Bent im Theater Nestroyhof/Hamakom | Foto (C) Apollonia Theresa Bitzan; Bildquelle: facebook.com/theaternestroyhofhamakom/

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Im THEATER NESTROYHOF/ HAMAKOM, einer der kleineren Bühnen, von denen es in Wien neben den großen Häusern ein paar Dutzend gibt, wurde Bent des Amerikaners Martin Sherman aus dem Jahr 1979, eine Koproduktion mit dem Kollektiv wirgehenschonmalvor. die im November 2022 ihre Premiere hatte, wiederaufgenommen.

Der Jude Franz Werfel hat einen Roman über den Genozid an den Armeniern geschrieben. Das imponiert mir. Der Jude Martin Sherman hat, eher ungewöhnlich, ein KZ-Stück geschrieben, in dessen Zentrum nicht Juden, sondern Homosexuelle stehen. Allerdings: Sherman ist nicht nur Jude, sondern auch Homosexueller. So sind sie halt, die Menschen. Franz Werfel ist die Ausnahme. In der Regel bewegt nur das Leid der Bezugsgruppe, der man (und frau) selbst angehört. Es wäre schön und die Welt sähe besser aus, wenn es anders wäre. Ist es aber nicht.

Es beginnt in Berlin im Schatten des „Röhm-Putsches“ und führt alsbald in das KZ Dachau. Umgeben werden zwei Homosexuelle – Nicolas Streit und Kai Göting – von einer stilisierten „Öffentlichkeit“ in eng anliegenden schwarzen, später hellen Trikots, in denen sie auch, bescheiden choreographiert, abstrakte Figuren oder Steinsäcke repräsentieren. Minutiös werden die Foltermethoden beschrieben, für die Aufseher mit drei Tagen Sonderurlaub belohnt werden.

Im Einheitsbühnenbild eines exotischen Gartens referiert ein weiblich-männlicher Aufseher über die Verfolgung auch weiblicher Homosexualität, auf die der Paragraph 175a eigentlich nicht zutraf. Als Offizier informiert Birgit Stöger in einer Vorausschau, dass der Paragraph in der Bundesrepublik Deutschland bis 1969 gültig blieb, die Urteile aus der Nazi-Zeit erst im Jahr 2000 und spätere Urteile auf der Grundlage des Paragraphen 175 erst 2017 aufgehoben, die Verurteilten erst so spät rehabilitiert wurden.

Zurück in Dachau. Der Offizier befiehlt dem einen Gefangenen, seine Mütze in den Zaun zu werfen und sie danach wieder zu holen. Dabei erschießt er ihn unter dem Vorwand eines Fluchtversuchs: purer sinnloser Sadismus.

Am Ende verliest das Ensemble eine schier endlose Liste von Opfern der nationalsozialistischen Willkür.

Ein starker Abend. Eine Mahnung in einer Zeit, in der Ausgrenzung wieder zur Normalität wird.

Thomas Rothschild - 22. Februar 2024
ID 14620
BENT (Theater Nestroyhof Hamakom, 21.02.2024)
von Martin Sherman
Übersetzung: Olaf Roth

Regie: Matthias Köhler
Bühne und Kostüme: Patrick Loibl
Musik: Antonia Matschnig
Dramaturgie: Elena Höbarth
Mit: Kai Götting, Birgit Stöger und Nicolas Streit sowie Julian Weixlbaumer, Nicole Haselbacher, Hannah Bolldorf, Paulina Schabacker, Sebastian Schmidt und Etienne Lestrange (Komparserie)
DEA war am 10. November 2022.
Premiere der Wiederaufnahme: 15. Februar 2024
Weitere Termine: 22.-24.02.2024
Eine Kooperation mit wirgehenschonmalvor


Weitere Infos siehe auch: https://www.hamakom.at


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