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Premierenkritik

Gequälter

Heiterismus



Mandy Fredrich (als Frau Fluth) in Die lustigen Weiber von Windsor an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus

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Es wurde aber auch höchste Zeit!

Otto Nicolais Die lustigen Weiber von Windsor wiederauferstanden gestern Abend - nach über 30jähriger Abstinenz am Hause ihrer 1849er Uraufführung - in der Staatsoper Unter den Linden; zuletzt trieben sie hier unter dem Dirigat Heinz Frickes und in der Regie von Erhard Fischer zwischen 1984 und 1989 ihr feminines Unwesen. 2016 erinnerte eine grandios gemachte und gesungene Aufführung der Hochschule für Musik Hanns Eisler an die Existenz des Werkes, das man also sträflichst (sträflichst!) seit Jahrzehnten in Berlin geschnitten hatte.

Jetzt hat Daniel Barenboim die Weiber höchstpersönlich mit der Staatskapelle Berlin, also dem Uraufführungs-Orchester, unter der Hinzuziehung von lauter Stars wie beispielsweise René Pape, Michael Volle, Pavol Breslik, Anna Prohaska oder Michaela Schuster aufgeführt - vermeintlich elitär und sicher hochpreisig zudem. Ja aber hatte sich das Alles auch "gelohnt"?

Die schöne lange und v.a. atmosphärisch-schöne Ouvertüre, die der Barenboim mitunter auch schon auf Konzertprogramme mit der Staatskapelle setzte, klingt aus dem Orchestergraben zwar nicht ganz so atmosphärisch-schön wie im Konzertsaal, doch es hörte sich passabel an.

Sängerin Mandy Frederich (als Frau Fluth) beginnt sodann mit ihrer Briefszene ("Nein, das ist wirklich doch zu keck"), aber der kundige Schallplattenkenner konstatiert sofort: Nein, an die Pütz aus Hegers legendärer Electrola-Einspielung von 1963 reicht sie nimmer ran; der individuelle Eindruck wird dann übrigens bis Ende der Premiere nicht mehr großartig entkräftet.

Sängerischerseits gut/sehr gut: Breslik & Prohaska (als Fenton & Anna), Volle (als Herr Fluth), auch Pape (als Altmännerschlampe Falstaff) - außerordentlich dagegen: Linard Vrielink (Junker Spärlich), der im dritten Akt mit David Ostrek (Dr. Cajus) ein verqueertes Schwulenpärchen travestieren muss [s. Foto unten].

Der von Martin Wright besorgte Staatsopernchor hat hörbar Mühe, dem Geschwindigkeitserlass von Daniel Barenboim in kongruenter Weise Folge zu leisten, d.h. er hinkt der Staatskapelle hinterher; besonders krass fällt das dann in der großen Wald-und-Elfen-Szene auf.

*

Die läppisch anmutende Inszenierung David Böschs mit dem im zeitgemäßen Bungalow-Stil inkl. Swimmingpool und jeder Menge Wäschespinnen konstruierten Bühnenbild von Patrick Bannwart mit Kostümen Falko Herolds will vielleicht im Bayerischen siedeln; doch es könnten auch (hinsichtlich des sich bayerisch artikulierenden Ehepaars Reich) bloß zwei sich irgendwo (außerhalb Bayerns?) verirrt habende bayerische Touris gewesen sein.

Nicht einmal der von Bannwart schließlich hochgezog'ne Riesen-Vollmond konnte oder wollte das für diese eigentlich doch Shakespeare'schen Sommernachtsstimmungen "erforderliche" Grundgemüt in irgendeiner Art und Weise nachvollziehbar machen - und der Fenton und die Anna leierten auf Englisch ihre Romeo und Julia-Zitate runter, und sie spielten Luftgitarre.

Was für ein gequälter Heiterismus.




Die lustigen Weiber von Windsor an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershaus


Weder Fisch noch Fleisch.

Der gute Nicolai hätte nach so viel Jahren Nichtvorhandenseins hier in Berlin viel ernsthaft Liebgemeinteres verdient!

Andre Sokolowski - 4. Oktober 2019
ID 11724
DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR (Staatsoper Unter den Linden, 03.10.2019)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: David Bösch
Bühnenbild: Patrick Bannwart
Kostüme: Falko Herold
Licht: Michael Bauer
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Detlef Giese
Besetzung:
Sir John Falstaff ... René Pape
Herr Fluth ... Michael Volle
Herr Reich ... Wilhelm Schwinghammer
Fenton ... Pavol Breslik
Junker Spärlich ... Linard Vrielink
Dr. Cajus ... David Oštrek
Frau Fluth ... Mandy Fredrich
Frau Reich ... Michaela Schuster
Jungfer Anna Reich ... Anna Prohaska
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 3. Oktober 2019.
Weitere Termine: 05., 09., 11., 13., 19.10.2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

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