Fit geblieben
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Lucio Gallo als Falstaff an der Oper Leipzig | Foto © Ida Zenna
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Bewertung:
Der italienische Bariton Lucio Gallo (66) ist ein Star! Es gibt kein Opernhaus von Welt, wo er bisher noch nicht aufgetreten wäre, die Palette reicht also von Mailand, Salzburg, Wien, New York, Paris bis Hamburg, München oder halt Berlin - hier erlebte ich ihn erstmals vor 22 Jahren an der Staatsoper Unter den Linden, wo er in dem von Michael Gielen dirigierten Verdi-Macbeth die Titelrolle sang und spielte; zuletzt nahm ich ihn hier als Don Alfonso in Mozarts Cosi zur Kenntnis, und zuallerletzt war er (für mich) als Tomskij in Tschaikowskis Pique Dame an der DOB wahrnehmbar.
Jetzt hat ihn die OPER LEIPZIG für ihre Neuproduktion von Verdis Falstaff [s. Foto o. re.] in Beschlag genommen:
"Sir John Falstaff ist ein Mann, der alles will: Geld, Macht, Frauen, Vergnügen – und die Kontrolle. Doch in Giuseppe Verdis Oper sind es die Frauen, die das Spiel bestimmen. Alice Ford, Meg Page und Mrs. Quickly begegnen Falstaffs Dreistigkeit mit Witz und Einfallsreichtum und stellen eine Ordnung infrage, die sie in starre Rollen und monotone Tristesse zu zwingen versucht.
In einer Welt, die von Gier, Eifersucht und gesellschaftlichen Zwängen beherrscht wird, strampeln alle Figuren gegen ein unsichtbares Netz aus Erwartungen und festgefahrenen Rollenbildern. Und dann ist da Falstaff – ein ewiger Außenseiter, der das Spiel vielleicht verliert, seinen Humor aber nicht."
(Quelle: oper-leipzig.de)
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Und der Gallo wird in der doch ziemlich belanglosen Inszenierung von Marlene Hahn nicht etwa als dickwanstiger Saufbold "angeboten", sondern - und das vollführt der Gallo mit umso größerer körperlicher Lust und schauspielernder Professionalität - als Allerweltsmacho, der es in seinem Fitness-Outfit mit schwarzem Short und schwarzem Trägerhemd noch mit jedem anderen und v.a. jüngeren Frauen- und Liebessüchtigen aufzunehmen imstande wäre. So brüstet er sich unentwegt damit, wie gut er sich doch hielt, und nimmt sein an und für sich verzweifeltes Alterungsbewusstsein nihilierend auf die Schippe, tanzt und "rockt" sich also warm und immer wärmer, um sonach in diese Doppelfalle, welche ihm die von ihm angebaggerten Frauen als auch deren gehörnte Männer stellten, mit voller Wucht hineinzutappen... Doch der Gallo trägt das alles letzten Endes mit Humor und Würde; und dann kam und kommt auch schon diese unglaubliche Final-Fuge, bei der sowohl er als auch alle Mit-Beteiligten inkl. Chor der Oper Leipzig (Einstudierung: Thomas Eitler de Lint) einstimmen - ja und allein schon derentwegen hatte es sich gelohnt an die Pleiße zu fahren!
Es handelte sich um die erste musikalische Einstudierung und Leitung von Ivan Repušić als neuer GMD - ich hatte ihn ja schon bei seinem voramtlichen Einstieg im Januar d.J. mit Verdis Otello beobachten und beurteilen können.
Zusammenfassend:
Repušić macht das alles sehr, sehr gut; das Gewandhausorchester musiziert 1A, der Chor (wie oben schon erwähnt) wirkt homogen, und weder dass er schleppt noch vorantreibt, alles außerordentlich perfekt aufeinander abgestimmt. Und Gallo und die vielen anderen Protagonistinnen und Protagonisten [alle Namen s.u.] geben ihren Affen reichlich Zucker.
Kurzweiliger Opernnachmittag!
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Frauenpower in Verdis Falstaff an der Oper Leipzig - mit Ulrike Schneider, Solen Mainguené, Olena Tokar und Maya Gour (v.l.n.r.) | Foto © Ida Zenna
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Andre Sokolowski - 2. Dezember 2025 ID 15586
FALSTAFF (Oper Leipzig, 30.11.2025)
Musikalische Leitung: Ivan Repušić
Inszenierung: Marlene Hahn
Bühne: Dirk Becker
Kostüme: Melchior Silbersack
Video: Ida Zenna
Licht: Michael Röger
Dramaturgie: Anna Diepold
Besetzung:
Sir John Falstaff ... Lucio Gallo
Ford ... Mathias Hausmann
Fenton ... Matthias Stier
Dr. Cajus ... Paul Kaufmann
Bardolph ... Daniel Arnaldos
Pistola ... Peter Dolinšek
Mrs. Alice Ford ... Solen Mainguené
Nannetta ... Olena Tokar
Mrs. Quickly ... Ulrike Schneider
Mrs. Meg Page ... Maya Gour
Komparserie
Chor der Oper Leipzig
(Einstudierung: Thomas Eitler de Lint)
Gewandhausorchester Leipzig
Premiere war am 11. Oktober 2025.
Weitere Termine: 17., 18.12.2025
Weitere Infos siehe auch: https://www.oper-leipzig.de
https://www.andre-sokolowski.de
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