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Premierenkritik

Das Beste

war das

bisschen

FKK



Paolo Fanale (als Ferrando) und Gyula Orendt (als Guglielmo) in Così fan tutte an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus

Szenische Bewertung:    



Mozarts zeitloses Verwechslungsspiel Così fan tutte (zu deutsch: "So machen es alle"; wobei nicht Männer, sondern Frauen als "alle" gemeint sein sollten, meinte seiner Zeit der Textdichter da Ponte) hat schon immer sog. Quereinsteiger, also Regisseure, die sich mehr dem Sprechtheater oder Film verpflichtet fühlen, inspiriert dieses zu inszenieren - wahllos fallen mir da jetzt die folgenden drei Namen ein: Doris Dörrie (Berlin 2001), Michael Haneke (Madrid 2013) oder Herbert Fritsch (Hamburg 2018). Dörrie tat es in die Hippiewelt verpflanzen, Haneke bestach durch psychologische Personenführung, Fritsch nahm's farborgiastisch auf die Schippe; ja und alle hatten jedes Mal dann ihre helle Freude an dem Ganzen. Ist ja auch eine hübsch überbordend sexstiftende Angelegenheit und also über alle Maßen heiter und beschwingt.

Ein Tüpfchen ernstnehmbarer nahm sich - ein paar Monate vorm Mauerfall - Ruth Berghaus der Geschichte an, indem sie ihrer Così-Inszenierung Zweisprachigkeit (italienisch für die Arien und Duette und Finali, deutsch für sämtliche Rezitative) zuwies - auch weil's Mitte 1989 halt noch keinen Übersetzungskasten in der Deutschen Staatsoper Berlin gegeben hatte; sie nahm also etwas Rücksicht auf uns Sprachunkundige, ja und obgleich sie dennoch vorher ihren Titus und ihren Idomeneo und ihren Don Giovanni (alle an der Staatsoper) vollitalienisch, also ohne diese Rücksicht auf uns Sprachunkundige, erledigte; und alle ihre Mozart-Inszenierungen waren, ganz ungeachtet dieses nebensächlichen Aspektes, hochgenial!!!

*

Jetzt hatte man Vincent Huguet (45), den Ex-"Schüler" und Assistenten des vor über sieben Jahren viel zu früh verstorbenen Film- und Theaterregisseurs Patrice Chereau, mit einer neuen Lindenoper-Così betraut; die lieferte er gestern Abend ab, und wir vermeinten folgendes Geschicht'chen, das er sich (für seine Sicht der Dinge) ausdachte, bemerkt zu haben:

Fiordiligi (Federica Lombardi) und Dorabella (Marina Viotti) bewohnen an den Berghängen des Vesuv eine respektable Finca mit Veranda und Balkon und Blick zum Meer; wahrscheinlich sind sie von Geburt her reich oder gehen im wahren Leben irgendwelchen hochbezahlten Jobs nach. Die zwei eindringlichen Draufgänger, die sich unter der "Anleitung" von Don Alfonso (Lucio Gallo) einen Spaß draus machen die Brauttreue ihrer beiden Bräute auszutesten, werden von den Frauen nicht als Guglielmo (Gyula Orendt) und Ferrando (Paolo Fanale) erkannt, zumindest nicht sogleich; dass die zwei Typen ebenso zu wohlbetuchten Tunichtguten zählen, wird im 2. Akt "plausibel", als man sie (und ihre beiden Bräute) auf 'ner Yacht im Mittelmeer ausmacht, ja und entweder haben sie die Yacht geliehen oder einer von den beiden ist halt der Besitzer-Kapitän von ihr... Auch mieten sich die Freundinnen für ihren Garten oder den Vulkanascheprivatstrand so ein leckres Pärchen, das, für ihre optische Vergnügung, FKK vorspielt - das ist dann übrigens das Einzige, was aus der stinklangweiligen und stumpfsinnigen Inszenierung als Erinnerungsmoment'chen sinnlich haften bleibt.

Man sah und sieht also, dem Regisseur fiel nichts besonders Schlüssiges oder gar (außer jenem winzigkleinen FKK-Moment) besonders Aufregendes zu Mozarts Così fan tutte ein; und somit schließen wir dieses nicht zielführende Randkapitel zu der neuen Produktion und tun nur noch, also ganz kurz, vermelden, dass die sängerischen Leistungen passabel waren, ganz zuvörderst freilich die von der Lombardi.

Daniel Barenboim dirigierte die Staatskapelle Berlin.



Federica Lombardi (als Fiordiligi) und Marina Viotti (als Dorabella) in Così fan tutte an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Matthias Baus

Andre Sokolowski - 4. Oktober 2021
ID 13185
COSÌ FAN TUTTE (Staatsoper Unter den Linden, 03.10.2021)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Vincent Huguet
Bühnenbild: Aurélie Maestre
Kostüme: Clémence Pernoud
Licht: Irene Selka
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Louis Geisler
Besetzung:
Fiordiligi ... Federica Lombardi
Dorabella ... Marina Viotti
Guglielmo ... Gyula Orendt
Ferrando ... Paolo Fanale
Despina ... Barbara Frittoli
Don Alfonso ... Lucio Gallo
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 3. Oktober 2021.
Weitere Termine: 06., 09., 13., 16., 20.10.2021 // 07., 14.04.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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