Arm,
reich,
tot
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Gaston Rivero (als Des Grieux) und Carolina López Moreno als Manon Lescaut an der Oper Köln | Foto (Detail): Sandra Then
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Bewertung:
Die OPER KÖLN, deren Stammhaus nach über 13 Jahren Sanierung inkl. unzähliger Pannen und Verzögerungen ab der kommenden Spielzeit wieder eröffnet werden soll (man will es fast nicht glauben), hat inzwischen einen neuen Generalmusikdirektor bestellt; sein Vorgänger François-Xavier Roth - ich erlebte ihn jetzt in der Hauptstadt bei einem fulminanten Konzert mit den Berliner Philharmonikern und halt' ihn nach wie vor, trotz dieses unsäglichen Zwischenfalls in seiner künstlerischen und v.a. Lebensbiografie, für einen der größten Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit - verabschiedete sich dann vorzeitig, mehr sang- und klanglos ergo "im gegenseitigen Einvernehmen", aus der Domstadt.
Der Kolumbianer Andrés Orozco-Estrada (47) ist der Neue im Amt - mir war er bereits durch mindestens zwei Auftritte in Berlin (bei Rigoletto an der Staatsoper Unter den Linden sowie bei einem DSO-Konzert) bekannt - , ja und er feierte dann gestern Abend mit Manon Lescaut von Giacomo Puccini seinen hochgrandiosen Kölner GMD-Einstand am Pult des nicht minder hochgrandios musizierenden Gürzenich-Orchesters.
Carlos Wagner (Regie) und die zwei Ausstatter Frank Philipp Schlößmann (Bühnenbild) sowie Jon Morrell (Kostüme) versetzten das Stück in die Neuzeit ohne aktuellpolitisch penetrant zu werden.
Hierum ging's:
"Ein Skandalroman von Abbé Prévost aus dem Paris des 18. Jahrhunderts erzählt von der 'amour fou' des jungen adligen Chevalier Des Grieux und des bürgerlichen Mädchens Manon Lescaut. Beide verstoßen im Namen der Liebe gegen Moral und Gesetz und werden zum berühmtesten Liebespaar ihrer Epoche. Manon ist hin- und hergerissen zwischen einer leidenschaftlichen Liebe und ihrem Wunsch nach einem Leben in Reichtum und Sicherheit. Auf der Fahrt ins Kloster wird sie von ihrem Bruder mit einem reichen Mann verkuppelt, brennt aber mit ihrem Liebhaber durch. Im Hause des reichen Geronte, zu dem sie zurückkehrt, zählt sie zwar nur als Attraktion, doch sich für den liebenden Des Grieux zu entscheiden und alles zurückzulassen, fällt ihr schwer. Bei einem Fluchtversuch wird sie als Diebin verhaftet und zur Verbannung in die amerikanischen Kolonien verurteilt. Des Grieux, der sie vergeblich zu retten versucht, folgt ihr ins Exil, wo ihr gemeinsamer Weg schließlich in der Wüste endet." (Quelle: oper.koeln)
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Die bolivianisch-albanische Sopranistin Carolina López Moreno spielte und sang Manon Lescaut, und wie ich sie so sah und hörte, konnte oder wollte ich mich nicht entscheiden, was mir besser gefiel: ihr Schauspiel oder ihr Gesang. In beiden Disziplinen demonstrierte sie eine schier atemberaubende Professionalität, dass mir die Augen und die Ohren drohten überzugehen - so eine Manon hatte die Welt bis dahin wohl noch nie zuvor gesehen und gehört; sensationell!!
An ihrer dominanten Seite tat Gaston Rivero (Des Grieux) ganz ordentlich bestehen, trotz dass das ihm eig'ne tenorale Draufgängertum mitunter etwas nervte sprich: er konnte selten einen Gang zurückschalten und wirkte dahingehend, was das Stimmliche betraf, stark überdreht; doch wenn man halt dann so wie er singt, wirkt es freilich immer, schon vom Emotionalen her, stark glaubwürdig, und also "Schwamm drüber".
Auch nicht übel: die beiden Baritone Insik Choi (als Manons Bruder) sowie Cristian Saitta (als Geronte).
Das insgesamt Mit-Beste vielleicht noch der von Rustam Samedov auf den Punkt einstudierte Chor der Oper Köln!!
Seligste Premierenstimmung sowohl vor als auch hinter dem Vorhang.
So soll's weitergehen!
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Gaston Rivero (als Des Grieux) und Carolina López Moreno als Manon Lescaut an der Oper Köln | Foto (C) Sandra Then
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Andre Sokolowski - 29. September 2025 ID 15486
MANON LESCAUT (Staatenhaus, 28.09.2025)
von Giacomo Puccini
Musikalische Leitung: Andrés Orozco-Estrada
Inszenierung: Carlos Wagner
Bühne: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Jon Morrell
Licht: Nicol Hungsberg
Chorleitung: Rustam Samedov
Dramaturgie: Stephan Steinmetz
Besetzung:
Manon Lescaut ... Carolina López Moreno
Lescaut ... Insik Choi
Des Grieux ... Gaston Rivero
Geronte de Ravoir ... Cristian Saitta
Edmond ... Vasyl Solodkyy
Der Wirt / Ein Sergeant ... Michael Terada
Ein Musiker ... Adriana Bastidas-Gamboa
Ein Tanzlehrer ... Wesley Harrison
Ein Laternenanzünder ... Rhydian Jenkins
Ein Kommandant der Marine ... Yongmin Kwon
Chor der Oper Köln
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere an der Oper Köln: 28. September 2025
Weitere Termine: 02., 04., 05., 08., 12., 15., 17., 19.10.2025
Koproduktion mit dem Teatro Real Madrid
Weitere Infos siehe auch: https://www.oper.koeln
https://www.andre-sokolowski.de
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