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Premierenkritik

Rache!

Rache!!

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Les Vêpres Siciliennes von Verdi an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Marcus Lieberenz

Bewertung:    



Verdis Sizilianische Vesper (Originaltitel: Les Vêpres Siciliennes) war ein Auftragswerk für die Pariser Weltausstellung 1855 und wurde im gleichen Jahr am dortigen Théatre Impérial de L’Opéra uraufgeführt. Sie behandelt - in ziemlich durcheinanderer und allzu freier Deutung durch den Librettisten Eugène Scribe - den sizilianischen Aufstand (auch: "Vesperaufstand") anno 1282 - - ja und wen das alles noch näher interessieren sollte, bitte anderweitig recherchieren.

An und für sich ist Verdis Opus, nicht nur von der insgesamten Textzumutung her, unsäglich. Musikalisch gibt es auch dann keine nennenswerten Highlights; auffällig sind aber all die imposanten Chöre oder Choreinlagen, welche gestern Abend mehr als großartig der Opern- und Extrachor der Deutschen Oper Berlin (Einstudierung: Jeremy Bines) gesungen hatte - dieses schon mal im Voraus.

Olivier Py (Regie) versetzte "seine" Stückhandlung in den Algerienkrieg - und eigentlich handelt es sich im Grunde genommen (also hauptsächlich) um einen komplizierten Vater-Sohn-Konflikt, denn der Ahne unsres sizilianischen Haupt-Aufständigen ist wahrheitlich dann der französische Tyrann, der seinem Sprössling diese Blutsverwandschaft erst, nachdem er ihn gefangennahm, gestand; das Alles spitzt sich in der Kompliziertheit weiter fort und zu, indem die rachesüchtige Hélène, die wiederum als Braut von Henri (dem Haupt-Aufständigen und Sohn von Guy de Montfort, dem Tyrannen) kurz vor ihrer Hochzeit steht, zuerst nicht weiß, dass Henri mit dem Hauptfeind halt in einer Blutsverwandtschaft steckt, und als sie es von ihm erfährt, nicht mehr so sicher ist, ob sie dann ihrer Rache an dem Hauptfeind, also Henris Vater, weiter frönen soll oder was immer sie auch machen wollen würde usw. usf. [Ich deutete es ja schon an, die Handlung ist die Hölle.]

*

Hulkar Sabirova imponiert als eine höhensichere und ziemlich laut aus sich heraus singende Hélène - etwas weiter unten (also etwas weiter unten in den Höhenlagen) hört man sie dann allerdings nicht ganz so gut wie etwas weiter oben.

Die zwei Herren mit den Tiefenlagen - Roberto Tagliavini (als Procida) sowie Thomas Lehman (als Montfort) - erlaube ich mir als die sängerische Doppelattraktion des fast vier zähe Stunden währenden Premierenabends zu bezeichnen; ja, die beiden wurden dann auch vollkommen zurecht mit Beifall zugeschüttet.

Und Piero Pretti (als Henri) ist sehr stark bemüht, den typisch italienischen also meist vor sich hin schmelzenden und mitunter kräftig pressenden Tenor so richtig raushängen zu lassen.

Dirigiert hat der grandiose Enrique Mazzola! (Jener hatte vor fünf Jahren schon mal mit dem Py zusammen an der DOB gearbeitet, und zwar Giacomo Meyerbeers Le Prophéte; auch der war damals schon von ihm sehr, sehr, sehr gut gemacht.)




Les Vêpres Siciliennes von Verdi an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Marcus Lieberenz


* *

Was irre ist:

Während der ganzen Aufführung musste ich pausenlos an das inzwischen zu 80 Prozent von Putin zerbombte Mariupol denken - all die Bilder mit den zerstörten Wohnblöcken verfolgen einem schon bis weit über die jeweiligen Erstausstrahlungen hinaus...

In der Sizialianischen Vesper geht es auch um eine völkerrechtswidrige Besatzung.

Nur dass halt "damals" Besatzung bedeutete, dass der Feind (der Besatzer) halbwegs funktionierende Städte oder Gegenden besetzt hatte.

Und heute:

Was will Putin am Ende in einer von ihm gänzlich zerstörten Stadt?

Man wird völlig irre, wenn man über all die aussichtslose Kriegsscheiße noch näher nachdenkt.

Andre Sokolowski - 21. März 2022
ID 13534
LES VÊPRES SICILIENNES (Deutsche Oper Berlin, 20.03.2022)
Musikalische Leitung: Enrique Mazzola
Inszenierung: Olivier Py
Bühne und Kostüme: Pierre-André Weitz
Licht: Bertrand Killy
Chöre: Jeremy Bines
Dramaturgie: Jörg Königsdorf
Besetzung:
Hélène ... Hulkar Sabirova
Ninetta ... Gina Perregrino
Henri ... Piero Pretti
Guy de Montfort ... Thomas Lehman
Jean de Procida ... Roberto Tagliavini
Thibault ... Michael Kim
Danieli ... Andrew Dickinson
Mainfroid ... Jörg Schörner
Robert ... Joel Allison
Le Sire de Béthune ... Andrew Harris
Le Comte de Vaudemont ... Byung Gil Kim
Opernballett der Deutschen Oper Berlin
Chor und Extrachor der Deutschen Oper Berlin
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere war am 20. März 2022.
Weitere Termine: 26., 31.03. / 03.04. / 16., 19., 25.06.2022


Weitere Infos siehe auch: https://deutscheoperberlin.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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