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Konzertkritik

Jan Vogler

kaperte den

Wagner-RING

im Originalklang



Bewertung:    



Im November 2021 startete mit der konzertanten Aufführung von Wagners Rheingold - nach einer umfangreichen Vorbereitungsphase - das wissenschaftlich-künstlerische Projekt der sog. WAGNER-LESARTEN, als deren "geistige Väter" Kent Nagano & Concerto Köln sowie als potenzieller Hauptermöglicher sprich Geldgeber die Kunststiftung NRW angezeigt gewesen waren. Das Konzert in der Kölner Philharmonie (mit anschließender Wiederholung im Concertgebouw in Amsterdam) gestaltete sich zu einem wahren Triumph!

Dann kam erneut Corona und verhagelte die kontinuierliche Fortsetzung des Ganzen, also blieben Die Walküre, Siegfried, Götterdämmerung, was ihre etwaigen Probe- und Konzertplanungen anbetraf, zunächst erst einmal "auf der Strecke"; und sowohl auf der diesbezüglichen Website zu den WAGNER-LESARTEN wie auch auf der hauseigenen HP Concerto Kölns war nichts, aber auch überhaupt nichts mehr über das ambitionierte Langzeit-Vorhaben zu lesen resp. zu erfahren, und als Außenstehender zog man bereits den Schlusstrich unter alle dem und fragte sich besorgt und laienhaftig: Außer Spesen nichts gewesen?

Aber wie das Leben halt so spielt - da kam ein Wanderer des Weges und...

*

Jan Vogler, der in Ostberlin geborene Cellist und (seit 2009) umtriebige Intendant der Dresdner Musikfestspiele, kriegte Wind von dem seither brachliegenden Projekt und bot sich sozusagen als sein "Retter in der Not" an.

Also:


"Ich freue mich sehr, dass wir unsere Entdeckungsreise hin zu einem 'historisch informierten Ring' mit Jan Vogler und den Dresdner Musikfestspielen fortsetzen können. Wagner und Dresden – das gehört zusammen, was das Publikum in den nächsten Jahren in vielfacher Hinsicht erleben kann", sagt Kent Nagano, Ehrendirigent von Concerto Köln.

"Kent Nagano und Concerto Köln haben ein sehr spannendes Projekt begonnen, dazu stoßen nun die wunderbaren Musiker des Dresdner Festspielorchesters. Wagner-Lesarten wird die Rezeption und Interpretation von Wagners Werk weltweit beeinflussen. Wir sind stolz, dass das Projekt nun in Dresden zuhause ist", sagt Jan Vogler, Intendant der Dresdner Musikfestspiele.

Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Kent Nagano und Musikfestspiel-Intendant Jan Vogler soll Wagners berühmte Operntetralogie mit den Methoden der historisch informierten Aufführungspraxis neu aufgearbeitet werden. Das künstlerisch-musikwissenschaftliche Projekt sieht die fortlaufende Aufführung der Tetralogie über mehrere Jahre und ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Workshops und Symposien vor. Das Vorhaben wird in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerinstitutionen durchgeführt.

(Pressemeldung v. 16.09.2022; Quelle: wagner-lesarten.de)




Kent Nagano ist Dirigent und künstlerischer Leiter von Richard Wagners DER RING DES NIBELUNGEN im Originalklang | Foto (C) Antoine Saito


Und weil der Vogler halt nicht nur ein künstlerisches Interesse am "historisch klingenden" Wagner hatte und hat, sondern auch weiß, wie man dann sowas derart Übergroßes finanzieren müsste, gingen er und seine neuen Mitstreiter sofort dann in die Spur und wurden fündig, sprich:

Der Bund fördert "die umfassende Erarbeitung und Aufführung von Richard Wagners 'Der Ring des Nibelungen' im Originalklang." mit sage und schreibe 2 Millionen Euro, und als Adressat dieser Förderung werden die Dresdner Musikfestspiele, bei denen dann die weiteren drei Teile der Tetralogie erstmals (im Originalklang) aufgeführt werden sollen, benannt.

Voglers "Projekt-Anspruch" ist also auch (im positivsten Sinne) eine Kaperung des Ganzen, und warum auch nicht.



Gestern also wieder Wagners Das Rheingold in der Kölner Philharmonie, und diesmal mit den "neuen" Hauptakteuren: den Musikerinnen und Musikern vom Dresdner Festspielorchester - einer (ebenso wie das mitmusizierende Concerto Köln) auf historische Aufführungspraxis spezialisierten Orchestervereinigung, mit dem Unterschied, dass es alljährlich, ähnlich wie beim Festspielorchester in Bayreuth, mit Spitzenkräften anderer verwandter Ensembles neu rekrutiert wird (während Concerto Köln als "Stammtruppe", die sich freilich auch dann nach Bedarf mit Kolleginnen und Kollegen aufstockt, existiert).

Kent Nagano dirigierte wieder, und ich stoppte diesmal sein veranschlagtes und exerziertes Zeitmaß mit 2 Stunden und 9 Minuten; 2021 waren es 2 h 16 '. Will er irgendwann auf unter 120 min kommen? Das wäre mehr als sportlich.

Die Aufstellung des Orchesters unterschied sich zu der von 2021 dahingehend, dass die Cellogruppe (beispielsweise) nicht in halbkreisiger Reihe vor den Bläsern und hinter den Violinen und Bratschen positioniert war, sondern - entgegen der von Wagner für seinen Bayreuther Graben "angeordneten" Orchesteraufstellung - mehr links und also "klassisch" mittendrin. Inwieweit das den Gesamtklang diesmal positiv oder negativ beeinflusste, vermochte ich in Anbetracht der teils schon etwas zugespitzteren Lautstärken und des insgesamten Durchgehetztseins gestern Abend wenig oder nicht zu erkennen. Dass es wieder überwiegend transparent war: ohne jede Frage. Dass die nicht selten verwendeten Sprech's (für die Ohren der sich selbst als geübt bezeichnenden Wagnerianer ganz gewiss das gewöhnungsbedürftigste Hauptproblem dieses völlig neuartigen Unterfangens) eine v.a. dramaturgisch nachvollziehbare Zuspitzung des Musik-Theatralischen an sich bedeuteten: beinahe logisch.

Alles in allem freilich eine hörerische Wohltat, wenn ich mir allein jene drei völlig andern Rheingolds, die ich seither live erlebte (unter Cornelius Meister, Bayreuth 2022; unter Christian Thielemann, Berlin 2023; unter Pietari Inkinen, Bayreuth 2023) in Erinnerung zurückrufe.

Es gab gesangssolistische Besetzungsänderungen im Vergleich zu 2021. Simon Bailey (Wotan), Mauro Peter (Loge), Annika Schlicht (Fricka), Nadja Mchantaf (Freia), Christian Immler (Fasolt), Tilmann Rönnebeck (Fafner).

Bailey trat mit Wotansspeer und -augenbinde auf und hechtete sich - bei der Szene mit dem Einfangen der Alberich-Kröte - aufs Parkett; a la bonheur!

Der Sänger des Donners ("Heda! Heda, Hedo!") sang zu tief; was war da los? Der große Hammerschlag auf den Holzblock wog die kleine Panne allerdings dann blitzschnell wieder auf.

*

Der Saal tobte.



Andre Sokolowski - 19. August 2023
ID 14340
DAS RHEINGOLD (Kölner Philharmonie, 18.08.2023)
Konzertante Aufführung

Mitwirkende:
Simon Bailey (Wotan)
Dominik Köninger (Donner)
Mauro Peter (Loge)
Tansel Akzeybek (Froh)
Annika Schlicht (Fricka)
Daniel Schmutzhard (Alberich)
Gerhild Romberger (Erda)
Nadja Mchantaf (Freia)
Thomas Ebenstein (Mime)
Christian Immler (Fasolt)
Tilmann Rönnebeck (Fafner)
Ania Vegry (Woglinde)
Ida Aldrian (Wellgunde)
Eva Vogel (Floßhilde)
Dresdner Festspielorchester
Concerto Köln
Dirigent: Kent Nagano
In Zusammenarbeit mit den Dresdner Musikfestspielen im Rahmen des Projekts Wagner-Lesarten.
WAGNER-LESARTEN begann 2018 mit Concerto Köln und Kent Nagano. Der gesamte Ring wird nun in Dresden bis 2026 in einer künstlerischen Zusammenarbeit zwischen dem Dresdner Festspielorchester und Concerto Köln erarbeitet und aufgeführt.


Weitere Infos siehe auch: https://wagner-lesarten.de


https://www.andre-sokolowski.de

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