Zyklopen-
Sturz-
Helm
CYCLOPS im Ballhaus Naunynstraße
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Nasheeka Nedsreal (im Profil) und Zé de Paiva | Foto (C) Kathleen Kunath
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Bewertung:
Nasheeka Nedsreal und Zé de Paiva haben sich mit Webcams, die an ihren sturzsicheren Helmen mit sehr kompliziert aussehenden Spezialvorrichtungen montiert sind, ausgestattet. Ihre schwarzen und nicht minder einschüchternden Uniformen sehen aus, als wenn sie dem Kostümfundus eines Science Fiction Films entliehen worden wären, ja und deren sportlicher körperbetonter Schnitt verrät wiewohl, dass ihre Träger allem Anschein nach so einer Art von Ausdruckstanz (wir ahnen es bereits, dass uns eine Performance voller Ironie & Aufklärung bevorstünde) verpflichtet sein könnten; gesagt, getan:
"Kameras machen sichtbar, geben Gestalt. Wer über den Apparat verfügt, entscheidet über die Art des Sehens und Gesehenwerdens. Die fotografische Praxis schafft die Hierarchie der Betrachtenden und Betrachteten. Sie ist Teil des späten Kolonialismus, der Überwachung, Kategorisierung, Verwaltung, der Objektivierung von Körpern und Menschen. Man spricht vom 'Protagonisten' und meint die Person vor der Kamera. Aber ist die eigentliche Protagonistin nicht die Person mit der Kamera, dieser artifizielle Zyklop? Ist der Rollentausch möglich? Was siehst du? Wer bist du, mein Gegenüber mit diesem Blick auf die Welt? Wie siehst du mich? Ist die Welt auf deine Perspektive eingestellt? Und wenn ich dich auf meinem Bildschirm sehe, wer bist du dann? Wer führt den Blick, wer verführt?"
(Quelle: ballhausnaunynstrasse.de)
Cyclops heißt folgerichtig ihr knapp einstündiges Stück. Und in der Tat: Es sieht so aus, als wenn die Zwei jeweils mit einem Riesenauge in der Mitte resp. ihrem Webcamhelm auf ihrem Kopf die sie im "einäugigen" Blickfeld habende und von ihnen gemeinsam fokussierte Umwelt (uns, das hie und da herum stehende, sitzende und abwartende Publikum) wie Polizist & Polizistin observieren; das wäre dann wohl die naheliegendste und eigentlich mehr unverfänglichste der Assoziationen auf den inszenierten Doppel-Act.
Die weiterführende Idee dieser multidisziplinären Show von Zé de Paiva [den wir übrigens vor vielen Jahren schon mal in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz sahen, als er mit der Truppe vom Teatro Officina ein paar Tage dort gastierte] könnte freilich auch gewesen sein, den generellen staatlichen und gleichsam nichtstaatlichen Überwachungs- und Beobachtungs- als wie Selbsfilmungs- oder Selbstbespiegelungswahn kritisch vorzuführen oder an denselbigen per einäugigem Zwinkern zu gemahnen.
Von sechs raumumgreifenden Filmflächen tun uns hierzu flimmernd und per Live-Schalten entsprechend visuelle Kommentare nach und nach erreichen; Kathleen Kunath hat das alles mitkreiert, und Fabiano Lima hat dazu Geräusche und Musik gesampelt.
Kam ganz prima bei den mitmachenden Zusehenden an.
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Cyclops im Ballhaus Naunynstraße | Foto (C) Kathleen Kunath
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Andre Sokolowski - 5. April 2019 ID 11330
CYCLOPS (Ballhaus Naunynstraße, 04.04.2019)
Regie und Konzept: Zé de Paiva
Video Mitarbeit: Kathleen Kunath
Musik: Fabiano Lima
Lichtdesign: Raquel Rosildete
Mit: Nasheeka Nedsreal und Zé de Paiva
Uraufführung war am 4. April 2019.
Weitere Termine: 05.-07.04.2019
Eine Produktion von Kultursprünge im Ballhaus Naunynstraße gemeinnützige GmbH
Weitere Infos siehe auch: http://www.ballhausnaunynstrasse.de
http://www.andre-sokolowski.de
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