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herzzeit-Briefe und Dichtungen

von Ingeborg Bachmann

& Paul Celan

Literarisch-musikalisches Programm mit Barbara Dussler, Patric Seibert-Wolf und Frank Bernard

Bewertung:    



Leider schreibt man heute keine Liebesbriefe mehr, will sagen: keine "richtigen", heißt: keine handgeschriebenen auf auserlesenem Papier. Ich selbst beendete diese auch mich höchstselbst beglückt habende Briefe-Phase, als ich anfing, Mails (auch Liebesmails) zu tippen; etwas später kamen SMS (auch Liebes-SMS) hinzu... Kurzum: Seither das Internet unsere Kommunikation bestimmte und verkürzte, war es schlagartig vorbei mit der briefseligen Romantik.

Heutzutage tut man allenthalben noch geschäftlich also per Geschäftsbrief kalt und "herzlos" dicke oder dünne Briefkuverts untereinander hin und her verschicken; oftmals weiß man beispielsweise nie, mit was für einem Amts-, Behörden- oder anderweitig pervertierten Werbescheiß man brieflich malträtiert würde. O, was für eine grauenhafte und v.a. sinnentleerte Zeit das ist!

Ja, früher war's halt völlig anders:



"Der Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, zwei der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter*innen, ist das Zeugnis zweier Menschen, die sich liebten, die einander brauchten und doch nicht miteinander leben konnten. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Shoah fanden sich die evangelische Kärntnerin aus Klagenfurt und der Jude aus Czernowitz in Wien. In sechs gemeinsamen Wochen verschmolzen ihre Lebenswelten und sie entwickelten einen gemeinsamen Raum für ihre dichterische Sprache. Dann zieht Celan nach Paris, doch das Band bleibt bestehen. Mit Höhen und Tiefen. Beide bringen sich an ihre Grenzen, überschreiten sie teilweise mutwillig – und doch reißt die Verbindung nie wirklich ab. Die Bewältigung der allgegenwärtigen Vergangenheit und das Ringen um Sprache, Form und Ausdruck eint beide – und macht sie teilweise zu erbitterten Gegnern. Beide sind in der Lage, ihre privaten Erfahrungen in Poesie zu übersetzen und ihre Innenwelten zugänglich zu machen. Doch das hilft ihnen bei der Bewältigung des Lebens nur wenig. Paul Celan stürzt sich 1970 in die Seine, Ingeborg Bachmann verstirbt drei Jahre später im Alter von 47 Jahren. Beide hinterlassen mit ihren Texten nicht nur wortgewaltige Monumente der deutschen Sprache, sondern auch Zeugnisse der schonungslosen Konfrontation mit der Geschichte und ihren Abgründen." (Quelle: staatstheater-cottbus.de)


*

2009 veröffentlichte der Suhrkamp Verlag unter dem schönen Titel Herzzeit Bachmanns/ Celans Briefe.

Hieraus taten jetzt (in einem Videostream) die Schauspielerin Barbara Dussler und der Dramaturg Patric Seibert-Wolf den einen oder andern Brief zitieren, auch auf Dichtungen des Briefpaars war in dem Zusammenhang zurückgegriffen worden - musikalisch untermalt wurde es obendrein von Pianist Frank Bernard, der Ausschnitte aus der im KZ Theresienstadt entstandenen 5. Klaviersonate Viktor Ullmanns spielte. Dieses Video, das bereits am 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und zum Jubiläum „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ online ging, ist seither auf der Startseite des Staatstheaters Cottbus anklickbar.




Patric Seibert und Barbara Dussler (als Paul Celan und Ingeborg Bachmann) in dem herzzeit-Video des Staatstheaters Cottbus | Screenshot des Streams auf staatstheater-cottbus.de



Das 50-minütige Video beginnt mit Celans weltberühmter Todesfuge (mit ihrem noch weltberühmteren Brandvers "der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau") und endet mit Paul Abrahams "Toujours l’amour" (à la "Die Liebe kommt, die Liebe geht") aus dessen Operette Ball im Savou.

Dussler & Seibert sind daran interessiert, uns mehr oder weniger Bachmann-Celan-Unkundigen eine Art von Liebesbriefe-Querschnitt zu vermitteln, der den äußerst turbulenten Wechselbädern der Gefühle des besagten Liebespaars entsprechen könnte. Das versuchen sie anhand von 22 Briefen, die in einer Zeitspanne vom 23. Mai 1948 bis 27. September 1961, also 13 Jahre lang, von den Betroffenen verfasst und hin wie her versendet worden waren.

Ihre Auswahl, obgleich (scheinbar) willkürlicher als man denkt, will aufzuzeigen, wann/ wie/ warum die eigentlichen Liebesbrüche sprich die wahren Liebeskatastrophen in der Liebespaargeschichte stattfanden. Ja und man lauscht diesen authentischen Verlautbarungen und bemüht sich nachgerade das schier unendliche Auf und Ab und Hoch und Runter und Beginnen, Abermalsbeginnen, Endigen und nochmaliges endgültiges Endigen dieser so quälend langen Zweisamkeitsgeschichte zu begreifen - was am Ende freilich nicht gelingt; aber so ist das immer bei so Sachen, die sich zwischen Liebenden ereignen, und wir Außenstehende sollen dieses Theater irgendwie dann noch verstehen: "Ja nje panimaju."

Die Performance wirkt in ihrem Ansatz leicht und locker, und obgleich sie freilich außerordentlich berührt.

Auch hübsch (so als Idee), Celans Corona-Gedicht [kein plumper Zeitgeistscherz] erwähnt und vorgetragen zu haben - ein Klick auf den Hyperlink führt zu dem O-Text.


Andre Sokolowski - 19. Februar 2021
ID 12760
herzzeit (Staatstheater Cottbus, 27.01.2021)
Ingeborg Bachmann, Paul Celan: Briefe und Dichtung
Viktor Ullmann: Klaviersonate Nr. 5
Mit: Barbara Dussler und Patric Seibert-Wolf
Frank Bernard, Klavier
Videostream auf staatstheater-cottbus.de


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatstheater-cottbus.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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