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SCHÖNE BESCHERUNGEN
 
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 Schöne Bescherungen am Theater Osnabrück | Foto (C) Volker Beinhorn
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Bewertung:      
 
  
 Dominique Schnizer (Inszenierung) und Sven Kleine (Dramaturgie) beweisen, dass die Kömodie Schöne Bescherungen von Alan Ayckbourn, die ihre Uraufführung bereits 1980 feierte, auch heute noch aufs Beste zu unterhalten weiß. Christin Treunert, die für die Gestaltung von Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet, entführt Schauspieler und Publikum mit allen modischen Highlights und Geschmacklosigkeiten sowie typischen Skurrilitäten in Hinblick auf die Wohnungseinrichtung überzeugend in die 1980er Jahre und sorgt mit diesem Ambiente direkt für eine heimelige Vertrautheit. Absolut stimmig, da auch das skurrile Szenario der dargestellten Familienfeierlichkeit so manchem Zuschauer vertraut vorkommen mag. Angespannte Verhältnisse zwischen unterschiedlichsten Charakteren, deren Eigenheiten gerade zur Weihnachtszeit aufeinanderprallen, da sich hier alle unter dem Deckmantel der Besinnlichkeit vordergründig gesehen besonders viel Mühe für ein gelungenes Miteinander geben. 
 
 Schöne Bescherungen hält einmalig den Spiegel vor, wenn es um die tatsächlichen Erfolgsaussichten gezwungener Harmonie und Freude geht. Das Ensemble meistert diese Komödie grandios und zeigt durchweg starke Rollen, bei der jeder buchstäblich sein Päckchen zu tragen hat und ein Klischee das nächste jagt. Bereits der Heilige Abend im Haus der Gastgeber Neville (Thomas Kienast) und Belinda (Monika Vivell) zeigt, dass ein unausgesprochenes Konfliktpotenzial zwischen den Anwesenden herrscht, das sich über die kommenden Feiertage immer weiter aufstaut – jedes Jahr aufs Neue. Allerdings bringt Besucher Clive (Valtentin Klos) dieses Jahr ein wenig frischen Wind ins Haus und sorgt so ungewollt für den ein oder anderen Eklat. Als höflicher und kultivierter Mann bringt er den Damen des Hauses die Aufmerksamkeit entgegen, die ihnen in ihren derzeitigen Beziehungen offenbar fehlt – der Gastgeberin schenkt er dabei zu viel Aufmerksamkeit - und sorgt letztendlich auch bei den Männern für manchen Impuls. Unter Alkoholeinfluss kommt es so zu allerlei verblüffenden Offenbarungen und nachdenklich stimmenden Eingeständnissen. Lieblose Ehen, berufliche Misserfolge und zwischenmenschliche Enttäuschungen werden hier gleichermaßen zum Ausdruck gebracht und sorgen im Trubel der Unstimmigkeiten zwischenzeitlich für eine leichte Prise Tiefgang und zusätzliche Annäherung an die Charaktere.
 
 Am Premierenabend tut sich Haschke brillant in seiner Rolle als Bernard, dem wohl schlechtesten Arzt aller Zeiten, der jedes Weihnachtsfest die Geduld aller kleinen und großen Gäste durch die gut gemeinten und liebevoll bis ins Detail vorbereiteten Puppenspiele aufs Äußerste zu strapazieren weiß, hervor. Als gequälter Geist, der nicht nur in den Augen der Verwandtschaft, sondern auch in seiner Selbstwahrnehmung als Versager daherkommt, gibt Haschke den Bernard phänomenal ambivalent im Kampf um Wertschätzung und Respekt und lässt ihn schließlich nach zahlreichen Provokationen durch Onkel Harvey (Ronald Funke) Tacheles sprechen. 
 
 Fast könnte man meinen, dass die dargebotenen Szenen das Geschehen ad absurdum treiben, und dennoch zeigt sich, dass genau diese Situationen als partielle Kapitel der eigenen Familienbiographie durchgehen und realistischer kaum sein könnten. Mit ein wenig Abstand lässt sich dies vor der Bühne jedoch wesentlich besser ertragen und sorgt als großartige Inszenierung mit pointenreicher Situationskomik wunderbar für Kurzweil, die an mancher Stelle Tränen in die Augen treibt. Schöne Bescherungen ist eine wunderbare Komödie, die auf ganzer Linie dank charakterstarker Schauspieler zu überzeugen weiß. Vom Premierenpublikum wird das Stück zu recht nicht nur mit häufigem Szenenapplaus, sondern auch mit ausgiebigem Beifall zum Schluss honoriert.
 
 
 
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 Schöne Bescherungen am Theater Osnabrück | Foto (C) Volker Beinhorn
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Sina-Christin Wilk - 4. November 2017 ID 10347
 
SCHÖNE BESCHERUNGEN (Theater am Domhof, 04.11.2017)
 Inszenierung: Dominique Schnizer 
 Bühne und Kostüme: Christin Treunert
 Dramaturgie: Sven Kleine
 Besetzung:
 Neville ... Thomas Kienast
 Belinda, seine Frau ... Monika Vivell
 Phyllis, seine Schwester ... Helene Stupnicki
 Harvey, sein Onkel ... Ronald Funke
 Bernard, Phyllis' Mann ... Stefan Haschke
 Rachel, Belindas Schwester ... Christina Dom
 Eddie ... Andreas Möckel
 Pattie, seine Frau ... Maria Goldmann
 Clive ... Valentin Klos
 Premiere am Theater Osnabrück: 4. November 2017
 Weitere Termine: 07., 12., 18., 21.11. / 16., 20., 21., 26., 30.12.2017
 
 
 Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-osnabrueck.de
          
     
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scriptura-novitas.de
  
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