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Joel Suárez Gómez und Yael Schnell als Roméo und Juliette (von Sasha Waltz) an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Bernd Uhlig
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Bewertung:
Roméo und Juliette zählt zu den mittlerweile legendären Choreografien von Sasha Waltz. Sie hatte das Ballett im Oktober 2007 für die Pariser Oper kreiert, und die Uraufführung dort gestaltete sich zu einem triumphalen Erfolg. Es war zu diesem Zeitpunkt - falls ich mich da nicht gewaltig täuschte - das wohl dritte Mal, dass sich die Waltz (die sich bis dahin immer "nur" und konsequent ihre eigenen Stücke schuf) mit einem für sie "fremden" Stoff befasste; bei Dido & Aeneas (nach Purcell) und Medea (nach Dusapin) probierte sie das nacheinander schon mal aus; auch diese beiden hauptstädtischen Produktionen wurden gleich zu Selbstläufern, v.a. Dido...
"Nach der Wiederaufnahme im Frühjahr 2012 an der Opéra National de Paris wurde 'Roméo et Juliette' im Herbst 2012 in das Repertoire der Mailänder Scala aufgenommen." (Quelle: deutscheoperberlin.de)
Jetzt ist dieses Sasha Waltz-Projekt - in quasi unversteckter Konkurrenz zum institutionellen Staatsballett Berlin - sechsmal im Hause in der Bismarckstraße zu erleben; gestern Abend war Premiere.
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Die Choreografie fußt auf Hector Berlioz' gleichnamiger dramatischer Sinfonie; sie dauert ein und eine dreiviertel Stunde und wird ohne Pause von Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin durchgespielt - der Chor steht (in obskure Weiß-Schwarz-Fantasiekostüme von Bernd Skodzig eingehüllt) mitunter auf der lediglich durch zwei gigantisch anmutende weiße Buchdeckel, die nach und nach zur Aufklappung gelangen, gänzlich einnehmenden Bühne (Pia Maier Schrievers, Thomas Schenks und Sasha Waltz'); die Orchestermusiker sitzen mit ihrem Dirigenten Donald Runnicles traditionell im Graben.
Mit dem Machwerk von Berlioz konnte ich nie etwas beginnen. Es klingt hochsentimental, hat scheinheilige Auswüchse (Finalsatz: Kitsch!) und ist vom Dramaturgischen her schier substanzlos; jedesmal, wenn ich es irgendwo gehört hatte, verließ ich prompt den drögen Hype emotional unausgefüllt, war also gänzlich unbewegt; was sog. Rührung & Ergriffenheit betrifft: nicht eine Spur! Das liegt - nach meinem Kurzschluss - einfach daran, dass es sich bei dieser Symphonie Dramatique lediglich um eine instrumentale und v.a. verbale Illustration des Shakespeare-Stückes handelt, und so wird hierin, quasi aus zweiter (unbeteiligt-auktorialer) Hand über die Handlung der Figuren schweiß- und blutlos hergeredet resp. hergesungen; Mezzosopranistin Ronnita Miller, Tenor Thomas Blondelle und Bassbariton Nicolas Courjal (!) berichten also, was geschah, oder sie "kommentieren" es mithin; mehr nicht. (Gesanglich sind die drei Erwähnten freilich einwandfrei.)
Und weil beim Berlioz halt nix direkt passiert(e), musste so - im Umkehrschluss - alles Regieliche der Choreografin Illustrierung des bereits (durch Text/Musik) hinlänglich Illustrierten heißen; und sonach griff sie zum altbewährten Mittel des Balletts.
Ihr Coup - falls ich das so bezeichnen darf - zielte natürlich/selbstverständlich auf die optischen Erwartungshaltungen der willenlosen Fan-Gemeinde. Und so zauberte sie dann mit ihren hochbegnadeten wie hochsympathischen Akteurinnen als wie Akteuren ihrer Truppe Sasha Waltz & Guests einen Ballettabend, der "klassischer" und dennoch (in den vielen starken Bildern) überraschender nicht hätte werden können. Dass sie beispielsweise den palästinensisch-israelischen Konflikt szenisch "verarbeitete", ließen dann die Steinbestattung Julias (hier als Jüdin?) oder die Beschtreimelungen einiger Choristen arg vermuten. Zeitlos wunderbar hingegen: Joel Suárez Gómez und Yael Schnell als Roméo und Juliette!!
Optisch sehr schön.
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Roméo und Juliette (von Sasha Waltz) an der Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Bernd Uhlig
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Andre Sokolowski - 19. April 2015 ID 8585
ROMÉO UND JULIETTE (Deutsche Oper Berlin, 18.04.2015)
Musikalische Leitung: Donald Runnicles
Inszenierung und Choreografie: Sasha Waltz
Bühne: Pia Maier Schriever, Thomas Schenk und Sasha Waltz
Kostüme: Bernd Skodzig
Lichtdesign: David Finn
Chöre: William Spaulding
Dramaturgie: Karin Heckermann
Besetzung:
Ronnita Miller (Mezzosopran), Thomas Blondelle (Tenor) und Nicolas Courjal (Bass)
Roméo ... Joel Suárez Gómez
Juliette ... Yael Schnell
Frère Laurent ... Orlando Rodriguez
Ayaka Azechi, Blenard Azizaj, Maria Marta Colusi, Clémentine Deluy und Emmanouela Dolianiti, Maya Gomez, Peggy Grelat-Dupont, Lorena Justribó Manion, Annapaola Leso, Maureen Lopez Lembo, Margaux Marielle-Tréhoüart, Jared Marks, Nicola Mascia, Thusnelda Mercy, Michal Mualem, Manuel Alfonso Pérez Torres, Davide Di Pretoro, Virgis Puodziunas, Kristian Refslund, Aladino Rivera Blanca, Antonios Vais und Idan Yoav (von Sasha Waltz & Guests)
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Uraufführung der Choreografie an der Opéra Bastille Paris war am 5. Oktober 2007
Premiere in Mailand: 19. 12. 2012
DOB-Premiere: 18. 4. 2015
Weitere Termine: 20., 22., 28., 29. 4. / 2. 5. 2015
Koproduktion mit dem Teatro alla Scala di Milano und Sasha Waltz & Guests
Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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