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               | | Anime
 
 forever
 |   Bildquelle: kampnagel.de
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 | Bewertung:   
 
 
 Die erste virtuelle Pop-Oper der Welt, eine synästhetische Überwältigung in 3D, die u.a. in den Opernhäusern von Paris und Amsterdam ausverkauft war. Hier in Hamburg - das muss man vorweg sagen - war der Applaus äußerst verhalten.
 
 Unvoreingenommen hat es etwas Märchenhaftes, und wenn man sich vollkommen einlassen konnte, dann hat man auf berührende Art und Weise und mithilfe der live eingespielten Musik den Hype um Anime verstanden.
 
 Im Publikum sah man Fans in coolem Cosplay Outfit. Ihr Idol ist dieses ewig 16jährige Manga Mädchen mit Kulleraugen und türkisfarbenen Zöpfen, Schulmädchen-Uniform, Krawatte und Kopfhörern. Begleitet und beschützt wird sie von einem weißen Kaninchen, so ist sie nicht allein. Und doch ist sie es, denn sie wird sterben, sich unter grellem Licht in der Anime Cloud auflösen.
 
 Ohrstöpsel wurden vorher verteilt wegen der drohenden Lautstärke, doch der Sound war einfach nur bombastisch, die Musik wunderbar! Keichiiro Shibuya (*1973), Komponist zwischen Klavier und Elektronik, bringt die Luft zum Vibrieren. Man sieht ihn nicht, er spielt hinter einer futuristisch anmutenden Leinwand live.
 
 Diese neue experimentelle Kunstform bringt den Betrachter in andere Sphären, die Luft vibriert, Dinge schweben im 3D Raum projiziert auf sechs Leinwänden. Es ging m.E. darum, sich überraschen zu lassen. Hatsune Miku ist Kult in Japan, ein Pop-Idol, deren Name übersetzt soviel wie "der erste Klang der Zukunft" bedeutet. Ihre animierte Stimme kann man unter freier Lizenz nutzen, die Songs werden von den Fans selbst komponiert. Da stellt sich nicht die Frage ob "fake or real", Hatsune Miku ist zu einer sozialen Größe aufgestiegen. Klar, dass das für Hamburger befremdlich ist.
 
 Den Körper von Hatsune entwarf der japanische Künstler Kei Garō, und die Fangemeinde entwickelte selbstständig eine Animations-Software, mit der ihr Körper sich nun bewegen kann.
 
 Das heißt, die Betrachter machen die Kunst. Und Louis Vuitton hat ihr dazu die Kostüme gegeben.
 
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 Aus dieser Figur spricht eine tiefe Seele, und diese ist stärker als jeder Verstand, wird doch das Denken ständig überrollt von Gefühlen. Hatsune fragt uns, wovor wir Angst haben? Vielleicht ist ein menschlicher Android besser, weil er nicht unsere Ängste teilt. Und was überhaupt ist ein menschliches Wesen? Wir sind imperfekt, dem Tod geweiht. Grelles Licht blendet, jetzt ist es so hell, bald wird der Tod da sein. Und wie weiß man, dass man tot ist und nicht etwa nur schläft?
 
 Für viele mögen das sinnlose Fragen sein, aber sie sind voller Neugier, einfach kindlich und haben Magie. Wenn man sich dann eingelassen hat, sind es echte, sehr existentielle Fragen.
 
 Wir denken, in der Cyber Welt geht Identität verloren, man wird fremdbestimmt, doch vielleicht kommt alles ganz anders als man denkt. Anime kreiert eine Projektionsfigur, einen modernen Spiegel, der mit Inhalten anstatt mit Äußerlichkeiten funktioniert. So lassen sich ganz persönliche Fragen öffentlich stellen. Und was ist am Persönlichsten? Das Thema Tod!
 
 "Was ist Tod?", "Was ist das Ende?" "Wird es immer so weiter gehen?", "Wieviel Enden gibt es?"
 
 Hatsune Miku schwebt durch den virtuellen Raum, wird sich letztendlich aufzulösen. Ihre 1000 Pixel - wir können sie doch nur dank unserer Technik sehen. Sinfonische Klangteppiche, die sich voluminös steigern und überlagern, begleiten das visuelle Spektakel und enden im bombastischen Crescendo. Alles ist sterblich. Unsere Protagonistin ging davon aus, ewig zu existieren.
 
 Nein! WIR gingen davon aus.
 
 Und so ist diese Oper jetzt ohne Happy End verloschen. Denn was ist schon ein Happy End?
 
 
 
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 |   Miku is dying | Foto (C) Liane Kampeter
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 Liane Kampeter - 21. August 2016| 
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 Das deutsche Publikum zeigte sich hilflos.
 
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 ID 9493
 THE END - VOCALOID OPERA (Kampnagel K6, 18.08.2016)
 Besetzung: Keiichiro Shibuya und Hatsune MikuKonzept
 Musik: Keiichiro Shibuya
 Originaltext: Toshiki Okada
 Regie: Keiichiro Shibuya, YKBX
 Grafik: YKBX
 Bühne: Shohei Shigematsu
 Raum-Klang Design: evalaVocaloid
 Programmierung: PinoccioP
 Ton: Yoshiyuki Kanamori
 Video System: Masato Tsutsui
 Video System Bedienung: johnsmith
 Systemprogrammierung: Satoshi Hama (YCAM)
 Stage Manager: Takuro Iwata (YCAM)
 Untertitel Aufsicht: Alfred Birnbaum und David d'Heilly
 Kuration, Inspizienz: Kazunao Abe (YCAM)
 Beratung: Aya Soejima
 Produktionsleitung: Tamami Kanda und Rina Watanabe Produktionsassistent: Momoko Nakamura
 Produktion: A4A Inc., Shigeru Ogawa, Organizing Committee for THE END
 Figurendesign: YKBX
 CGI: A4A Inc., Shingo Abe / Tsutomu Miyajima / Naoki Takano, Keita Matsuda / Naoto Ogura / Ryota Miki / Yuki Watanabe, Shinichi Mizushima, Nobuyuki Suchi / Tomonari Nakajima, Yasuhiro Kobari, Tetsuto Takahashi, Yoshinori Aoki / Saki Katsume / Baku Hashimoto / Akinori Yamakawa / Yoshiteru Yamakawa
 Koproduktion: Organizing Committee for THE END
 Kostüme: LOUIS VUITTON
 Kooperation: Crypton Future Media, INC.
 Musik Instrumentierung: KORG
 Kooperation: ATAK
 Deutschlandpremiere auf Kampnagel in Hamburg: 18. August 2016
 
 Weitere Infos siehe auch: http://www.kampnagel.de
 
 
         Post an Liane Kampeter
 http://www.liane-kampeter.de
 
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