PLEASE, CONTINUE (HAMLET)
Yan Duyvendak & Roger Bernat
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Bewertung:
Juristen-Profis spielen sich selbst in einem richtig "ernst" gespielten "Ernst"-Spiel - frei nach Shakespeares Hamlet!
Ja und Alles sieht dann folgerichtig nicht so doof und dilletantisch aus wie beispielsweise in den leidigen TV-Gerichtsshows, wo ja so (angeblich) "richtige" Juristen unter ihren wahren bürgerlichen Namen - statt sich "richtig" mit der Rechtssprechung in unserer Gesellschaft abzumühen - haufenweise Geld hinzuverdien(t)en und den Anschein wahr(t)en, dass es dann in den Gerichten unserer Gesellschaft "richtig-ernst" so zugeh'n würde, wie sie uns das vorgaukeln bzw. vorgegaukelt hatten...
"Die gesamten Abendgagen der Mitwirkenden", ist auf dem Besetzungszettel der Performance Please, Continue (Hamlet) nachzulesen, "kommen dem Schadenfonds/Integrationshilfe der EJF gAG und dem Arrest im Kieferngrund - Förderverein für die Jugendarrestanstalt e.V. zu." Das nenne ich doch mal sozial-verantwortlich.
Yan Duyvendak & Roger Bernat haben sich die Sache ausgedacht:
Der geheutigte Hamlet (geb. am 30.12.1986, wohnhaft in Berlin, ledig, Schauspieler, z.Z. arbeitslos) wird vom Berliner Land- und Schwurgericht angeklagt, "am 7. Juli 2013 ... vorsätzlich einen Menschen getötet zu haben ohne Mörder zu sein. Der Angeschuldigte erstach den Polonius, der sich hinter einem Vorhang befand, mittels eines Messers."; eine unter den derzeitigen bundesrepublikanischen Rechtsnormen als strafbares Verbrechen gemäß §§ 212 StbG eingestufte Tat. Maximilian Brauer stellt in live dann diesen Delinquenten dar. Ihm beigestellt ist "sein" Verteidiger, der ebenso in live von Rechtsanwalt Sven Peitzner dargestellt wird. Auf der Gegenseite - um das Alles in der Nachbereitung etwas abzukürzen - sitzen die Nebenklägerin Ophelia (Ana Berkenhof), ihre Vertreterin (Rechtsanwältin Michaela Mumm-von Oldenburg), der Staatsanwalt (Marcus Oswald) sowie ein psychiatrischer Sachverständiger (Dr. med. Frank Wendt). Als Zeugin tritt eine alkoholabhängige und also sozial etwas ins Abseits inszenierte Gertrude (Monica Budde) auf. Den Saalordner stellt Wachtmeister Burkhard Ebel dar. Vorsitzender Richter ist Dr. Carsten Kessel, seine beiden Beisitzer Marieluis Brinkmann und Bob Meyer; ihnen werden sich, für die abschließende Urteils-Findung, zwei ehrenamtliche Schöffen aus dem Publikum hinzugesellen, und das Gericht wird so, nach fast 3 Stunden öffentlicher Sitzungsdauer inkl. der abschließenden Beratung hinter der verschlossnen Tür [ein mitlaufendes Live-Video zeigt stumm, wie jene Fünf gemeinsam diskutieren] Hamlet letztlich frei sprechen; die gegenseitig vorgetragenen Indizien ließen keine Vorsätzlichkeit der verübten Tötungstat erkennen, ja und sowieso wirkte Hamlets Verteidiger in seinem Plädoyer auch überzeugend-schlagkräftiger als sein anklagendes Gegenüber... Hätte übrigens dann ebenso auf Freispruch eindeutig plädiert.
Und hiermit touren sie nun durch Europa, wo sie ihre vorgedachte Strafakte den jeweiligen Sprachen und (juristischen) Besonderheiten der betourten Länder anpassen und (mit den jeweils angesprochenen und "engagierten" Juraleuten) durchgehen; Ausgang des jeweils stattfindenden Strafverfahrens: offen.
Anstrengend und aufschlussreich.
Man ahnt im Anschluss aber deutlicher denn je, wie's halt dann "richtig" in Gerichten zugeht und dass (wichtigste Erkenntnis!) immer SUBJEKTIV - und scheinbar völlig unbeeindruckt von so vorliegendem Aktenwust - entschieden würde; gut zu wissen...
Ergo: Menschen richten Menschen; Schluss, Punkt, aus.
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Please, Continue (Hamlet) wechselt jedesmal sein mitspielendes Personal; hier sehen wir die "richtig" Rechtsprechenden einer früher statt gefunden habenden Performance - Foto © Pierre Abensur
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Andre Sokolowski - 2. Juli 2014 ID 7936
PLEASE, CONTINUE (HAMLET) | Seitenbühne des Hauses der Berliner Festspiele, 01.07.2014
Konzept: YAN DUYVENDAK & ROGER BERNAT
Bühne in Zusammenarbeit mit: SYLVIE KLEIBER
Technik: GAËL GRIVET
Besetzung:
Hamlet ... MAXIMILIAN BRAUER
Ophelia ... ANA BERKENHOFF
Gertrude ... MONICA BUDDE
Vorsitzender ... DR. CARSTEN KESSEL
Beisitzer ... MARIELUIS BRINKMANN und BO MEYER
Staatsanwalt ... MARCUS OSWALD
Verteidiger des Angeklagten (Hamlet) ... SVEN PEITZNER
Vertreterin der Nebenklägerin (Ophelia) ... MICHAELA MUMM-VON OLDENBURG
Psychiatrischer Sachverständiger ... DR. MED. FRANK WENDT
Eine Produktion von Dreams Come True Genève
Aufführungen zu den FOREIGN AFFAIRS: 30. 6. + 1. 7. 2014
Weitere Infos siehe auch: http://www.berlinerfestspiele.de
Post an Andre Sokolowski
http://www.andre-sokolowski.de
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