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Über allem schwebt die Gangway - MANON LESCAUT an der Oper Bonn





Ein gewaltiges Bühnenbild hat Hartmut Schörghöfer Regisseurin Christine Mielitz für ihre Inszenierung von Puccinis „Manon Lescaut“ in der Bonner Oper eingerichtet: eine Halbkugel in der Mitte der Bühne, darüber eine Art Gangway, die sich drehen lässt und am Schluss schließlich an Drahtseilen meterhoch über den Akteuren schwebt. Die Rückwand ist eine riesige Projektionsfläche, auf der sogar die Lichter in der Großstadtsilhouette, die eingeblendet wird, regelmäßig an und aus gehen. Die Seitenwände sind auf einer Seite verspiegelt und können gedreht werden. Geschieht dies, wird das Bühnenbild effektvoll in den Zuschauerraum reflektiert.

Kosten und Mühen wurden also nicht gescheut, um die Geschichte des Mädchens Manon in Szene zu setzen, das sich gegen die Liebe zu dem mittellosen Studenten Des Grieux entscheidet, um ein Leben in Luxus zu führen, welches ein anderer Mann ihr ermöglicht. Doch Des Grieux und Manon kommen nicht voneinander los. Manon wird von Geronte, Des Grieux‘ Nebenbuhler, des Diebstahls angeklagt und verhaftet. Des Grieux folgt ihr in die Verbannung, in der Manon stirbt.

Musikalisch bleiben bei der Premiere wenig Wünsche offen: Generalmusikdirektor Stefan Blunier holt satten Klang und feinste Nuancen aus dem Beethoven Orchester heraus. Überwiegt vor der Pause noch lautstarke Opulenz, klingt es nach der Pause und vor allen Dingen in der letzten Szene, in der Manon stirbt, differenziert, filigran, wohl moduliert. Auch die einzelnen Partien sind gut besetzt: Galina Shesterneva und Michael Ende meistern ihre Partien souverän, mit Strahlkraft und Intensität, Ende vielleicht mit etwas zu wenig Variation in der Dynamik. Makellos auch Kurt Gysen als Geronte und Mark Morouse als Lescaut, Manons Bruder. Spielfreudig und mit schlanker, beweglicher Stimme gibt Tansel Akzeybek Edmond, der zu Beginn Stimmung macht und Des Grieux über Gerontes Pläne informiert, Manon zu entführen. Bis auf kleine Schwierigkeiten zeigte sich auch der Chor gut disponiert.

Szenisch bleibt der Abend – wenngleich beeindruckend ausgeleuchtet – kühl und distanziert. Das hat seinen Grund u.a. in der bombastischen Ausstattung, die die Figuren erschlägt; vor Gangway, Projektion, Halbkugel bleiben die Motive der Handelnden, die Emotionen unklar. Das mag auch daran liegen, dass Shesterneva und Ende stimmlich überzeugen, darstellerisch aber noch vieles offenbleibt. Mielitz Personenregie ist solide. Nicht einen Moment Ruhe gönnt sie ihrem Personal, immer geht es von links nach rechts und wieder zurück, auf die Bühne gehuscht, noch ein letzter Blick geworfen, dann woanders wieder aufgetaucht. Das ermüdet auf Dauer und erhellt die Motivlage auch nicht wesentlich. Am stärksten wirkt daher der vierte Akt, in dem Manon in der Wüste verdurstet. Hier kommt der Abend endlich zu einer gewissen Ruhe, alles Blinken und Leuchten entfällt zugunsten einer Szene zwischen Manon und Des Grieux in einer etwas futuristisch anmutenden grauen Landschaft, in der endlich ein Eindruck davon entsteht, was die beiden bewegt.

Am Ende stirbt Manon auf der nun beinahe senkrecht stehenden Gangway. Hübsch sieht das aus – und ist damit durchaus eine Quintessenz des Abends: Es sieht alles toll ist, ist aber auch ein bisschen langweilig. Schade eigentlich.

Karoline Bendig – red. 1. Oktober 2011
ID 5410
MANON LESCAUT (Oper Bonn, 25.09.2011)
Musikalische Leitung: Stefan Blunier/Christopher Sprenger
Inszenierung: Christine Mielitz
Bühne: Hartmut Schörghofer
Kostüme: Corinna Crome
Video: Thomas Zengerle
Choreinstudierung: Sibylle Wagner
Besetzung:
Manon Lescaut … Katrin Kapplusch/Galina Shesterneva
Lescaut, Sergeant … Mark Morouse
Renato Des Grieux … Michael Ende
Geronte de Ravoir … Ramaz Chikviladze
Edmondo … Tansel Akzeybek/Mark Rosenthal
Ein Musiker … Kathrin Leidig
Chor des THEATER BONN
Beethoven Orchester Bonn
Premiere war am 25. September 2011
Weitere Vorstellungen: 7., 15., 22., 30. 10. / 5. 11. / 4. 12. 2011 sowie 26. 1. / 5. 2. / 4. 3. / 14. 4. 2012



Siehe auch:
http://www.theater-bonn.de


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