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nachDRUCK # 6

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Feuilleton


8. Oktober 2011, Spielzeit Europa (Haus der Berliner Festspiele)

LE SAVALI: BERLIN

Uraufführung


Foto (C) MAU


Zeitlupentheater

Es mag sein, dass Lemi Ponifasio ein sehr großer Alleskönner ist. Auf dem Programmzettel ist er dann auch mit nicht viel weniger als einer Personalunion aus Konzeptionist, Bühnenbildner, Choreograf, Regisseur, Sounddesigner und musikalischer Leiter der die diesjährige spielzeit europa eröffnet habenden Produktion LE SAVALI: BERLIN (was so ungefähr wie'n Vorwärtskommen in/aus/nach Berlin bedeuten könnte) ausgewiesen; und der Leser dieses schlanken Info's ist selbstredend über alles Maß beeindruckt über so viel Könnerschaft und harret umso neugieriger jener Dinge, die da auf ihn zuzukommen meinen...

"'Le Savali'" - so zitieren wir aus dem Programmheft - "ist das samoanische Wort für eine Reise, um eine vielstimmige Botschaft, ein gemeinsames Anliegen und Dazugehörigkeit zu behaupten. 'Le Savali' bedeutet Vorwärtsbewegung, ein Fortkommen, meist im Sinn einer mehrtägigen oder mehrwöchigen Reise, die unternommen wird, um eine Botschaft zu überbringen oder Stärke und Einheit zu zeigen. Es ist eine Einladung an die Menschen, sich anzuschließen, gemeinsam die Stimme zu erheben. Ein Aufruf zur physischen Präsenz, die zeigt, wo man steht und woher man kommt."

Und ohne dieses Zutun an Erklärungen - so wie wir an uns selber, die wir völlig unzureichend auf den 2stündigen Abend eingestellt gewesen waren, diagnostizierten - ist die Rezeption des Dargebotenen schon arg und schwer.

Das Logo MAU (s. Besetzungsliste) hat in Neuseeland, wo auch Ponifasio herstammt, seinen Sitz. Es ist ein kreatives, kulturelles Zentrum für Workshops, Lesungen, Symposien usw. usf. Auch die Performer oder Tänzer der von uns besuchten Aufführung haben angeblich ihre künstlerische "Heimat" dort.

Was sahen/hörten wir nun?

Anfangs ein unendlich abwartendes Ausharren vorm Eisernen Vorhang. Im Hintergrund Flaschengeklirr. Dann kommt ein Mann auf allen Vieren; er macht Gesten und Bewegungen wie die eines Gorillas, schließlich jault und heult er in die Dunkelheit. (Überhaupt ist, bis zum Schluss, sehr wenig Licht zu sehen.) Durch die Seiteneingänge zum Zuschauerraum treten allmählich, wie in Zeitlupe, die Protagonisten der MAU Company auf; sie gehen dann zur Bühne, und auf der Bühne bilden sie, im Gehen wiederum, einen Kreis. Ein paar von ihnen tragen weiße Hemden und weiße Blusen, die andern sind in Schwarz. Die mit den weißen Oberteilen sind was später barbrüstig zu sehen... Eine zentrale Szene ist dann die, als Ponifasio (und als "Herrscher" Aller) auftritt und ausgiebig seine Tanzsoli oder Kommandos (gegen Alle) absolviert - das nervt dann mit der Zeit total; auch lichten sich bereits im Hause der Berliner Festspiele die Reihen; doch nicht etwa protestierend, nein, nur so aus einem Zustand ihres kollektiven "Kann nicht mehr" heraus, ja und es sind nicht wenige, die vor der Chose türmen...

Was gibt's sonst noch Auffälliges zu berichten?

Nichts!

Vorzüglich: Mehr so eine geistige und auch emotionale (lähmungsartige) Verstörung. / Schade um die große Mühe.



Foto (C) MAU


Andre Sokolowski - 9. Oktober 2011
ID 00000005421
LE SAVALI: BERLIN (Haus der Berliner Festspiele, 08.10.2011)
Konzept, Bühne, Choreographie, Regie, Sounddesign und musikalische Leitung: Lemi Ponifasio
Licht: Helen Todd
Komposition: Fabrizio Cassol
Mit: MAU [Samoa, Neuseeland, Kiribati]
in Zusammenarbeit mit Darstellern, Tänzern, Musikern und einem Chor aus Berlin

BERLIN
Performer: Liza Alpizar Aguillar, Vincent Bozek, Gabriel Castillo, Esteban Castro, Ana Kavalis, Soraya Miroud, Yalda Moinzadeh, Ming Poon, Julia Asuka Riedel, Angelo Rygielski, Maya Zapata
Bulgarian Voices Berlin: Kerstin Dambeck, Annette Isenbart, Andrea Pohler, Ulrike Reichhoff, Petra Stawowczyk, Ani Stoyanova, Katya Tasheva, Margarita Todorova-Jabarski, Tsvetelina Yonova-Karbe, Weronika Zmiejewski; Boryana Cerreti-Velichkova [Chorleitung]
Musiker: Xell [Oboe/Gaida], Simon Jakob Drees [Violine], Vladimir Karparov [Saxophon], Silke Lange [Akkordeon],
Yann Metzmacher [Violine], Horst Nonnenmacher [Kontrabass], Levent Yildirim [Perkussion]

MAU
Ioane Papalii, Teataki Tamango, Rosie Belvie, Charles Koroneho, Arikitau Tentau, Kelemete Fu’a, Maereke Teteka, Gerard Tatireta, Tupua Tigafua, Kasina Campbell, Tiui Elisara, Helmi Prasetyo (Teater Ruang), Courtney Meredith, Sam Hamilton, Sani Muliaumaseali’i

Auftragsproduktion spielzeit’europa | Berliner Festspiele
Mit Unterstützung von ENPARTS – European Network of Performing Arts / Biennale di Venezia im Rahmen des Kulturprogramms der Europäischen Kommission


Weitere Infos siehe auch: http://berlinerfestspiele.de





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